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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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im Schatten der regennassen Bäume vor ihm stand. Ihr schwarzes Haar fiel wie ein Schleier über ihre Schultern, als sie ein letztes Mal die Hand nach ihm ausstreckte.
    »Ihr werdet mich finden?«, flüsterte sie.
    Er umfasste ihre Hand und drückte sie an seine Brust. »Das werde ich«, versprach er. Für ihn war sie nie so schön gewesen wie in diesem Augenblick. Sie war so verzweifelt, sie brauchte ihn.
    »Schwört es«, beharrte sie. Tränen brannten in ihren Augen.
    »Ich schwöre es bei meinem Leben«, versprach er heiser.
    Die Tränen rannen über ihre Wangen. »Schwört es bei meinem Leben, Pagan.«
    Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und drückte ihr einen besitzergreifenden Kuss auf die Lippen. »Bei unser beider Leben.«
    Er ließ sie los und wies auf das Klostertor. Dann sprang er in Noirs Sattel. » Geht jetzt Gwyn drehte sich um. Sie konnte durch den Tränenschleier kaum etwas erkennen, als sie sich unter einem tief hängenden Zweig duckte und ein letztes Mal über die Schulter zurückschaute. »Ihr habt es versprochen«, flüsterte sie.
    Dann hörte sie einen Ruf, der aus Richtung des Klosters kam. Zwei Männer kamen durch das offene Tor. Pagan verschmolz mit den Schatten. Sie erhaschte einen letzten Blick auf seine schwarze Kapuze und den davonpreschenden Hengst. Pagan hob zum Gruß noch einmal die Hand.
    Dann war er verschwunden.

21. KAPITEL
    Wie betäubt stolperte Gwyn durch die hereinbrechende Dunkelheit auf das Kloster zu. Die kastanienrot schimmernde Kruppe des letzten Pferdes von Marcus'
    Gefolgsleuten verschwand durch das Tor. In diesem Moment erreichte sie der Reiter, der zu Johns Männern gehörte.
    Gwyn seufzte, als sie erneut von einem Fremden auf ein Pferd gezogen wurde. Der Reiter wendete eilig sein Pferd und hielt auf das äußere Tor zu, das hinter ihnen geschlossen wurde. Im Schritt ritten sie durch die Obstgärten auf die Klostergebäude zu, die sich im Innern der Umgebungsmauern wie in einer Festung duckten. Das Kapitelhaus, der Kreuzgang, der es mit der Kirche verband, dazu die Ställe und das Refektorium. Schließlich erreichten sie die Unterkunft des Abts, die sich an der Westseite der Kirche duckte.
    Gwyn wurde in die Gemächer des Abts geführt, wo sie von John von Cantebrigge begrüßt wurde. In heller Aufregung lief er vor der Kohlenpfanne auf und ab. Der Abt drehte sich erstaunt zu ihr um und hielt mitten in der Bewegung inne. Gerade streckte er Marcus fitzMiles ein Pergament entgegen, der sich seine Handschuhe abstreifte.
    Sie starrten Gwyn stumm an. Das Pergament fiel raschelnd zu Boden. Sie versuchte, John anzusehen, aber es waren Marcus' funkelnde Augen, von denen sie den Blick nicht abwenden konnte.
    »Gut. Ihr seid in Sicherheit«, bemerkte er kühl.
    »Ja«, gab sie heftig zurück. Sie fand ihre Stimme wieder und ging auf ihn zu.
    »Obwohl ich das nicht Eurem Bemühen zu verdanken habe.«
    John eilte an ihre Seite. Er umarmte sie kurz und hielt ihre Oberarme umfasst, während er sie aufmerksam musterte. Seinen Augen entging nichts. »Gwyn«, murmelte er. »Geht es Euch gut?«
    »Ja.« Es war mehr als verlockend, sich seiner Fürsorge zu überlassen. Doch sie nickte ihm lediglich zu und blickte Marcus über Johns Schulter an. Sie durfte keine Schwäche zeigen. »Warum ist Lord Marcus hier?«
    Der Abt des wohlhabenden und angesehenen Klosters eilte an ihre Seite. »Lady Guinevere«, sagte er und nahm ihre Hand. »Wir haben uns große Sorgen um Euch gemacht. Gott sei gepriesen, dass Ihr sicher zu uns zurückgekehrt seid.«
    »Mein lieber Lord Abt, ich würde Gott preisen, wenn ich nur zu Euch gekommen wäre. Ich frage Euch noch einmal: Warum ist er hier?« Mit einem Nicken wies sie auf Marcus. Der Abt wirkte erzürnt.
    Marcus lächelte und wirkte wie der Inbegriff großer beflissener Sorge. »Lady Guinevere, Ihr habt schon immer zu überschwänglichen Ausbrüchen geneigt. Das hat stets Euren Zauber ausgemacht. Aber da Euch nach dem Ableben Eures Vaters niemand mehr beschützt, war ich zunehmend in Sorge, ob Ihr Euch unter diesen Umständen nicht selbst Schaden zufügt.«
    Er trat ihr entgegen, nahm ihre Hand und küsste sie.
    Gwyns gesunder Menschenverstand riet ihr, den Mund zu halten - bis er so dicht vor ihr stand, dass nur er ihre giftigen Worte hören konnte. »Ganz sicher werde ich Euch Schaden zufügen, noch ehe diese Nacht vorbei ist«, zischte sie, als er sich über ihre Hand beugte. »Ich schlage vor, Ihr sorgt Euch mehr darum.«
    Er richtete sich auf.

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