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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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seufzte.
    »Ich tue bereits seit vielen Jahren Buße, mein lieber Lord Abt. Eine Bußübung mehr wird mir da nicht schaden. Ihr könnt mich gern maßregeln, aber im Moment gilt meine Sorge vor allem Lady Guinevere. Ihr habt nichts gehört? Nichts gesehen?«
    »Nein, nichts.«
    John sagte etwas, das Gwyn nicht verstand, dann meinte er: »Ich werde meine Männer ausschicken, damit sie die umliegenden Wälder durchkämmen. Vielleicht hat sie sich verirrt.«
    »Aber wie konnte sie überhaupt eine Nachricht schicken?«, fragte der Abt.
    John schüttelte den Kopf, dann drehten sie sich um und gingen zum Kloster.
    Gwyn war während des Gesprächs hinter Pagans Rücken immer tiefer gerutscht, als wollte sie sich verstecken. Was eigentlich seltsam war, da es sowohl gestern als auch die letzte Nacht ihr erklärter Wunsch gewesen war, zum Kloster zu gelangen. Und war nicht sogar ihr Freund gekommen, um sie zu retten?
    Warum fühlte es sieh dann an, als würde sie gejagt werden ?
    »Ihr geht jetzt besser, Rabenmädchen.«
    »Ja«, erwiderte sie tonlos. Sie ließ sich von Noirs Rücken gleiten, und auch Pagan stieg aus dem Sattel. »Und Ihr?«, fragte sie aufgewühlt. »Was wird mit Euch? Wohin werdet Ihr jetzt gehen?«
    Er sagte nichts. Gwyn hielt nur mühsam ein Schluchzen zurück. Die Welt neigte sich, schickte jeden Gedanken unweigerlich in das Durcheinander ihrer widerstreitenden Gefühle. Sie machte einen Schritt zurück, auf das Kloster zu, verließ den Schutz der Bäume, trat hinaus in die wirkliche Welt, die vom Sonnenuntergang golden beschienen wurde.
    »Pagan...«
    Er streckte einen Arm aus. Sonnenlicht übergoss seine Fingerspitzen. und Gwyn hielt den Atem an. Irgendwie hoffte sie, er könnte das Unabänderliche ändern. Aber er tat es nicht. Seine Finger streichelten ihre Wange, dann verschmolz er wieder mit den Schatten. Als wollte er sich ihr Bild einprägen, glitten seine schiefergrauen Augen über ihr Gesicht.
    Für Gwyn zählte nichts außer diesem Blick. Nicht John, nicht der Abt, schon gar nicht der König mit seinen Kriegen, und auch nicht ihr Papa in seinem Grab. Nichts hatte mehr Bedeutung ... außer diesem Ausdruck in Pagans Augen.
    Jemand rief etwas. Sie fuhr herum. Sein Blick leiste sich von ihr. Wieder rief jemand.
    Ihren Namen. Jemand rief nach ihr. Man hatte sie entdeckt.
    Pagan wich in den Schatten der Bäume zurück. Gwyn blickte über die Schulter. Einer von Johns Männern hatte sie gesehen und lief zu seinem Pferd.
    Verzweifelt wandte sie sich um. Pagans dunkler Schatten verschmolz mit dem Dämmerlicht des Waldes.
    Erneut hörte sie Männer nach ihr rufen. Gwyn wandte sich um. Ja, die Männer, die aus dem Tor des Klosters strömten,
    gehörten zu John von Cantebrigge. Und dann sah sie die anderen. Eine große Gruppe Berittener, auf deren Tuniken rote gekreuzte Schwerter und ein schwarzer Wimpel aufgenäht waren. Sie ritten durch das Tor des Klosters.
    Marcus d'Endshires Männer.
    Ihr Herzschlag setzte aus. Sie stolperte rückwärts. Etwas Hartes traf gegen ihren Oberschenkel. Sie blickte nach unten. Papas Schatulle. Über Gwyns Haut rann ein Schauder, der sich anfühlte wie Eis, das unter den Füßen brach. Wenn sie die Abtei mit der Schatulle betrat, würde Marcus sie ihr wegnehmen. Damit wären die Briefe verloren und auch das, was darunter verborgen lag.
    Von der Abtei kam ein Ritter direkt auf sie zugaloppiert.
    Gwyn traf eine Entscheidung. Die einzige Wahl, die ihr blieb. Es war leichtsinnig, eine gefährliche und intuitive Entscheidung.
    Sie wich zurück unter das Blätterdach. Ihr Herz hämmerte. »Ich kenne Euch nicht einmal«, flüsterte sie, mehr zu sich selbst als an ihn gewandt.
    Griffyn hörte ihr Flüstern. Er riss seinen Blick von Marcus' Männern los und schaute in ihr schönes Gesicht, in das jetzt Angst geschrieben stand. »Ihr kennt mich, Rabenmädchen.«
    Sie riss die verdreckte Filztasche von ihrem Gürtel und drückte sie ihm in die Hand.
    »Nehmt das.«
    Unwillkürlich schlossen sich seine Finger um die Tasche. »Was ist das ?«
    »Ein Familienerbstück. Um Himmels willen, nehmt es!«
    Ihr Flüstern klang so dringlich, dass es Griffyn das Gefühl gab, an einem Scheideweg zu stehen. Guinevere ging offenbar davon aus, im Kloster nicht sicher zu sein. Und er wusste es im Grunde auch. Aber Everoot war ebenso wenig sicher, wenn sie nicht dorthin zurückkehrte und bis zu seiner Rückkehr darauf aufpasste. Nur deshalb ließ er sie gehen.
    Ihr Gesicht war bleich vor Angst, als sie

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