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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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sieh das vom Bartschatten überzogene Kinn. Hervé meinte diese Bemerkungen nie unbotmäßig, aber dennoch gelang es ihm irgendwie immer, es genau so klingen zu lassen.
    »Genau das meine ich«, sagte Alex und sprang dem Kameraden zur Seite. »Wenn die Sache schlecht ausgeht...«
    »Wenn die Sache schlecht ausgeht«, schnitt Hervé ihm das Wort ab und blickte Griffyn unverwandt an. Es wunderte Griffyn, dass Hervé nicht mahnend den Finger hob. »Dann seid Ihr der Letzte, den sie gefangen nehmen dürfen. Eure Lordschaft.
    Uns würden sie gegen Zahlung eines saftigen Lösegelds laufen lassen, wenn sich überhaupt wer die Mühe macht, uns gefangen zu nehmen. Aber Ihr?« Er schüttelte wissend den Kopf, spitzte die Lippen und fuhr sich mit dem Zeigefinger über den Hals, als wollte er sich die Kehle aufschlitzen.
    Griffyn brach in schallendes Gelächter aus. »Ich bin kein Kind mehr, und was du da erzählst, sind keine Gutenachtgeschichten, und sie ängstigen mich nicht im Geringsten.«
    »Ich spreche nicht von Eurer Angst, Pagan. Es geht um meine Angst und um die der Männer. Es ist unklug, Euren Kopf zu riskieren. Und«, fügte er bedeutungsvoll hinzu, »der fitzEmpress wird sicher unsere Köpfe fordern, falls Eurem etwas zustößt.«
    Alex verschränkte die Arme vor der Brust. »Er hat recht.«
    »Kann ja sein, dass er recht hat«, erwiderte Griffyn fest. »Aber ihr werdet dann eben einfach Henris Launen aushalten müssen. Wenn ich sterbe, dann überbringt ihm diese Neuigkeit am besten, nachdem er ein paar Becher Wein getrunken hat und Lady Eleanor beiwohnen durfte.«
    Hervé runzelte die Stirn. »Wirklich, Sir. Das ist nichts, worüber man spaßen sollte.«
    »Natürlich ist es das nicht. Und darum werde ich keinen von euch in Gefahr bringen, weil ihr wichtig für mich seid. Darum kümmere ich mich allein um diese Angelegenheit. Es ist nicht
    eure Bürde. Ihr geht mit den Männern, ich brauche Euch in Wareham.«
    »Und wir brauchen dich dort«, erwiderte Alex.
    »Und darum werde ich dort sein. Morgen schon. Und jetzt geht.«
    Sie wirkten nicht besonders glücklich, aber ihre Einwände verhallten. Die anderen Männer bestiegen nach einer letzten Beratung ihre Pferde und verschwanden im Wald. Auch Alex und Hervé saßen auf. Der eine war schlank wie eine Weide, der andere steif wie versteinertes Holz. Als sie ihre Pferde in die Mitte der Lichtung lenkten, warf Griffyn ihnen über die Schulter demonstrativ einen Blick zu.
    Sie wandten die Pferde und folgten langsam den anderen Reitern. Kurz nachdem sie den Waldrand erreicht hatten, blieben sie unter den niedrig hängenden Ästen eines Baumes stehen. Eine Bö ließ von den Ästen Wasser auf sie niederregnen. Hervé blickte missmutig nach oben.
    »Ich weiß, was Pagan gesagt hat, aber ...«, fing Alex an.
    »... wir warten«, vollendete Hervé den Satz.
    Alex nickte. »Er wird auf dem Rückweg auf jeden Fall hier vorbeikommen.« Er blickte zurück zur Festung. »Sie bedeutet Schwierigkeiten. Ich kann es spüren.«
    Hervé warf ebenfalls einen Blick zurück. »Was kann schon passieren, Alex? Sie ist bloß eine Frau.«
    »Sie ist viel mehr als das.«
    »Wie viel mehr?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Sie wendeten ihre Pferde und tauchten im nassen Grün und Braun der Wälder unter.
    Unterdessen ging Griffyn zurück zum Haus. Er war sich einer ihm völlig neuen Sache bewusst: Ohne Vorwarnung oder dass er
    dieses Gefühl in die Schranken gewiesen hätte, war der Zorn verschwunden, der ihn siebzehn Jahre lang begleitet hatte.
    Ionnes de l'Ami war am Ende ebenso habgierig und rücksichtslos gewesen wie Christian Sauvage. Man musste nur auf das schauen, was er getan hatte: einen Eid gebrochen, eine Burg gestohlen und seinen Waffenbruder verraten.
    Deshalb wusste Gwyn auch, wie sehr man verzweifelte, wenn der Vater vor den eigenen Augen zu einem von der Gier entstellten Ungeheuer wurde.
    Wie Eis, das angefangen hatte zu schmelzen, begann sie die Verkrustung zu lösen, die seine Gefühle hatte erstarren lassen. Und das war, wie Griffyn sich eingestand, ein Gefühl, das er begrüßte. Jahrelang hatte der Zorn seine Handlungen bestimmt, hatte ihn vorwärtsgetrieben und ihn zum Freund von Königen und Grafen gemacht.
    Doch dieser Zorn hatte ihn auch seines wahren Wesens beraubt. Vielleicht war nun der Zeitpunkt gekommen, seine Energie auf etwas anderes zu richten.
    Schon bald würden sie dieses Land zurückerobern, und er konnte endlich heimkehren. Heim ins

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