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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie starrten sich an. Hoch aufgerichtet und mit blitzeschleudernden Augen standen sie sich gegenüber.
    »Mylady«, mischte der Abt sich in das stumme Kräftemessen ein, »Lord Endshire hat uns nicht nur davon in Kenntnis gesetzt, dass Ihr in Gefahr geschwebt habt. Allein dafür solltet Ihr ihm schon dankbar sein, statt die Güte des Lords zu kritisieren.« Bei diesen Worten runzelte er die Stirn. »Er hat uns zudem darüber informiert, dass der Lord König beabsichtigt, Euch der Vormundschaft Lord Endshires zu unterstellen, um Euren Schutz und den Eurer Ländereien zu gewährleisten.«
    Ihr Mund klappte auf. »Mein König würde das nie zulassen!«, rief sie und wirbelte zu John herum. »Stephen hat Papa ein Versprechen gegeben! Er hat ihm versprochen, er werde nicht... er werde nie ...« Hilflos blickte sie über die Schulter zu Marcus. »...
    mich an irgendwen geben, ohne mein Einverständnis einzuholen!«
    »König Stephen hat noch weitere Untertanen, Lady Guinevere, nicht nur Euch«, bemerkte Marcus.
    Der Abt schniefte. »Dieser kindische Egoismus verheißt nichts Gutes.«
    Marcus schaute den Abt nachdenklich an. Er nahm einen Schluck Wein, ehe er weitersprach, als hätte der Kirchenmann keinen Einwand erhoben. »Untertanen, die er bei Laune halten muss. Und das solltet Ihr natürlich auch beherzigen.« Er lächelte.
    »Ich werde mein Bestes geben, Euch bei Laune zuhalten.«
    Das durfte einfach nicht sein. Gwyn konnte sich kaum mehr beherrschen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, und ihr Gesicht war krebsrot.
    »Und darum hat unser König den Wunsch«, fuhr Marcus fort, »seine Interessen zu schützen. Und das bedeutet vor allem: Everoot zu beschützen.«
    »Ihr meint wohl eher, es geht darum, Endshire zu protegieren«, giftete sie zurück.
    »Ihr habt ihm gedroht. Ihr habt meinem König gedroht.«
    »Lady Guinevere«, tadelte sie der Abt leise.
    »Er hat ihm gedroht«, sagte sie. Plötzlich war sie ganz ruhig. »Er hat ihm für die Vormundschaft seine Loyalität angeboten.«
    Marcus verneigte sich leicht. »Ihr werdet es hoffentlich wert sein, Mylady.«
    »Die Sache ist noch nicht entschieden, oder?«, wollte sie von John wissen.
    Er schüttelte traurig den Kopf. Der Abt schob sich dazwischen. »Durch Euer Verhalten habt Ihr dem Lord gute Gründe geliefert, warum sein Vorgehen durchaus legitim ist«, verkündete er. Daraufhin schniefte er erneut, als würde er bezweifeln, dass es ihr gelang, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. »Meiner Meinung nach ist nur allzu deutlich geworden, dass eine solche Führung in der Tat angeraten ist.«
    In ihren Ohren erwachte ein schrilles Summen, und es kam ihr vor, als würde sich ein Grauschleier über die Welt legen. Sie
    stützte sich auf Johns Arm und versuchte, das Schwindelgefühl und die aufsteigende Panik niederzukämpfen.
    »Gwyn«, murmelte John ermutigend. Seine Stimme drang leise durch das Summen.
    »Vielleicht solltest du bleiben und mit Lord Marcus sprechen.«
    Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. Marcus würde ihr Fragen stellen, die sie nicht beantworten konnte. Fragen nach dem Umhang und danach, wo sie die letzte Nacht verbracht hatte. Mit wem sie die Nacht verbracht hatte. Jede Antwort, die sie ihm gab, würde Pagan in Gefahr bringen und ihn dem Untergang weihen. Aber jede Antwort, die sie Marcus verweigerte, würde Everoots Schicksal besiegeln.
    »Also gut, John. Ich bleibe.«
    Marcus lächelte.
    John verließ das Zimmer, und der Abt huschte hinter einen Vorhang, der in einen anderen Raum führte. Marcus und sie waren allein. Das einzige Geräusch, das Gwyn hörte, war die Kutte des Abts, die raschelnd über die Steinplatten glitt. Das Geräusch verklang in der Ferne. Marcus wies einladend auf einen hübsch geschnitzten Sessel, der neben dem glühend heißen Kohlenbecken stand.
    »Setzt Euch, Gwyn.«
    Sie überlegte, ob sie sich weigern sollte. Aber da eine solche Weigerung ebenso fruchtlos wie dumm wäre, setzte sie sich.
    »Wir alle haben uns große Sorgen um Euch gemacht.«
    »Hört damit auf, Marcus!«, fauchte sie. »Wir sind allein, hier ist niemand mehr, den Ihr täuschen müsst.«
    Er lachte. »Ihr habt ein Temperament, das eines Tages Euer Tod sein wird.«
    »Oder Euer Tod«, erwiderte sie bitter.
    Marcus wurde schlagartig ernst. Er legte eine Hand auf die Sessellehne und beugte sich zu Gwyn herunter. »Woher habt Ihr diesen Umhang?«
    Sie drehte den Kopf von ihm weg. »Wieso ist das wichtig?«
    Er stützte die andere Hand

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