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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf die zweite Lehne, sodass Gwyn zwischen seinen Armen wie in der Falle saß. Er kam ihrem Gesicht noch näher. »Woher habt Ihr den Umhang?«
    »Er gehört mir.«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich«, flüsterte er dicht an ihren Lippen.
    Sie schluckte. »Marcus, zu was soll das gut sein?«
    Er presste die Lippen so fest zusammen, dass sie weiß schimmerten. Sein sonst so vornehmes Gesicht färbte sich rot.
    »Zu gar nichts«, gab er zurück. Sein Atem streifte ihr Gesicht, und ein ätzender Geruch nach feuchtem Leder und Eisen stach ihr in die Nase. »Gut wäre es allerdings, Ihr würdet meine Fragen beantworten.«
    Gwyn versuchte, sich aus dem Sessel zu erheben. Der Angstschweiß klebte auf ihrer Haut.
    »Ich verstehe nicht, was an meiner Kleidung für einen Mann von Interesse sein kann«, sagte sie und bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Sie hatte zu der einzigen Art der Konversation zurückgefunden, die mit Marcus möglich war: selbstsichere Respektlosigkeit. Er hatte keine Geduld mit Schwächeren, keinen Respekt vor Menschen, die zerbrechlicher als er waren. Und wenn er weder Geduld mit ihr noch Respekt für sie hatte, steckte sie in ernsten Schwierigkeiten. »Aber ich kann Euch meine Schneiderin schicken«, fügte sie betont gleichmütig hinzu. »Sie kann Euch gern beraten, wenn Ihr so beeindruckt von ihrer Arbeit seid.«
    Marcus richtete sich auf und ließ den Blick über Gwyns zerrissenes Kleid gleiten.
    »Wenn sie dieses Kleid für Euch gemacht hat, habe ich kein Interesse.«
    Gwyn stellte sich plötzlich vor, wie Marcus fitzMiles, Lord d'Endshire, einer der hinterlistigsten Lords des ganzen Königreiches, in Frauengewändern und dem dazu passenden Kopf—
    schmuck um einen Maibaum herumtanzte. Dieser Gedanke war so verrückt, dass Gwyn fast in ein hysterisches Lachen ausgebrochen wäre. Sie presste die Lippen zusammen und beherrschte sich nur mühsam.
    »Ich weiß, dass der Umhang nicht Euch gehört, Gwyn. Darum ist die Frage wichtig.«
    Er fuhr mit einem Finger über ihre Wange. »Lasst mich mitlachen.«
    Sie lachte schallend. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich das bewerkstelligen soll.«
    »Ihr tut es bereits mit jedem Atemzug, Mylady.«
    Der Abt betrat das Zimmer. In der braunen Mönchskutte und mit seinen fließenden Bewegungen erinnerte er Gwyn an eine Schlammlawine. Er sah sie fragend an.
    Marcus richtete sich auf und ging zur gegenüberliegenden Wand. In diesem Augenblick kehrte auch John zurück, dem zwei Diener folgten. Einer trug ein Tablett mit Wein und einigen Speisen, der andere brachte wärmende Pelze für Gwyn.
    Der Abt zog Marcus zum Schreibtisch auf der anderen Seite des Zimmers und redete leise auf ihn ein, während sein rasierter Kopf sich über das Pergament beugte, das bei ihrer Ankunft zu Boden geflattert war.
    Marcus sah Gwyn unentwegt an.

22. KAPITEL
    In die Pelze gehüllt saß Gwyn in ihrem Sessel und trank von Zeit zu Zeit einen Schluck Wein. Fast eine Stunde war vergangen, und der Abt, John und Marcus sprachen noch immer über die Neuigkeiten, die ihnen über das vom Krieg gebeutelte Land zugetragen worden waren.
    »Stephen hat inzwischen die Bestätigung bekommen, dass das Gerücht über den Spion des fitzEmpress wahr ist. Er fürchtet nun, der Mann könnte während der Kronratssitzung in London einige Adlige auf seine Seite gebracht haben.«
    Marcus und der Abt hörten John zu, der ihnen die Befürchtungen des Königs darlegte. Marcus gähnte verhalten, doch der Abt runzelte besorgt die Stirn.
    »Ich hatte die Hoffnung, dieser Spion sei inzwischen getötet worden«, sagte er verärgert. »Wir haben noch keine Bestätigung bekommen, aber wir haben in der Frage um das angevinische Reich keine Lords mehr verloren.«
    »Noch nicht«, bemerkte Marcus. »Es wäre unklug gewesen, hätten sie ihren Treuebruch noch während ihres Aufenthaltes in London öffentlich gemacht. Wir sollten abwarten, was in ein paar Wochen passiert, wenn sie sich hinter die sicheren Mauern ihrer Burgen zurückgezogen haben und die Ernte eingebracht worden ist.«
    John schüttelte den Kopf. Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, und sein Schwert griff schlug klirrend dagegen. Er griff nach dem Schwert und hielt es fest.
    Sein sympathisches gerötetes Gesicht war ernst. »Wir können nicht einfach warten, bis er sich hervorwagt, Marcus. Die Zeit ist auf seiner Seite. Wenn der Spion sich hier herumtreibt, müssen wir ihn aufstöbern, sonst taucht Henri fitzEmpress im

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