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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Seine Männer folgten ihm. Ihre kobaltblauen Umhänge wehten leicht Wind. Darunter trugen die Männer Kettenhemden und ihre Langschwerter. Ein plötzlicher kalter Windstoß trug den Geruch nach verfaulendem Laub und feuchter Baumrinde heran, aber auch ein salziger Geschmack nach Meer lag in der Luft.
    Wie oft war er als Kind zurück nach Hause geritten, und ihm war dieser Duft in die Nase gestiegen? Wie oft war er von der Jagd oder der Falknerei oder einem einfachen Ausritt müde und hungrig heimgekehrt? Damals hatte er große Träume gehegt. Damals, bevor sich alles für ihn geändert hatte.
    Und doch fühlte sich dieser Augenblick, der Moment seines Triumphs, merkwürdig leer an. Wo waren Freude und Euphorie? Nach so langer Zeit, nach den vielen Kämpfen und den Jahren in der Fremde fehlte seiner Heimkehr die heftige Befriedigung, die er sich stets ausgemalt hatte, wenn er sich diesen Tag vorgestellt hatte. Das Einzige, was ihn jetzt noch antrieb, war die Frage: Wo ist sie?
    Sie näherten sich der Mitte des inneren Burghofs. Die Hufe klapperten auf dem Kopfsteinpflaster.
    »Mylord«, begrüßte ihn ein glatzköpfiger Mann, der auf ihn zukam.
    Griffyn zügelte Noir und blickte auf den Mann nieder. »Wer seid Ihr?«
    »William von York, Mylord. Ich bin der gräfliche ... Ich bin ... Ich war der Verwalter.«
    »William von York«, wiederholte Griffyn. Es war seltsam. Er fühlte sein Herz schlagen, doch irgendwie schien der Herzschlag wie in weiter Ferne zu sein. Die Worte drangen an seine Ohren, verzerrten sich, als sie in ihm nachklangen. William Mit-den-fünf-Strähnen, so hatte sie den Mann damals genannt. Und er hatte darüber gelacht.
    »Lord Griffyn, Mylady Guinevere wünscht, Euch und Eure Männer im Nest willkommen zu heißen.«
    Sein Blick glitt wieder zu dem Mann. »Wo ist sie?«
    »Mylord...«
    »Wo ist Eure Herrin?«
    »Mylord ...« Der Verwalter verhaspelte sich.
    »Wo ist Guinevere?«
    »Ich bin hier«, rief eine helle, melodiöse Stimme.
    Griffyn hob abrupt den Kopf. Alles, was bisher grau und verzerrt gewesen war, war plötzlich so glatt wie die Oberfläche eines ruhig daliegenden Sees. Die Welt zeigte sich ihm mit geradezu schmerzlicher Klarheit. Er schaute über die Menschenmenge hinweg, die vor ihm stand. Dann richtete sich sein Blick auf Guinevere. Sein Herz begann wieder laut und beständig zu schlagen.
    »Ich heiße Euch und Eure Männer in meinem Zuhause willkommen.«
    Er schwang sich aus dem Sattel, warf seinem Knappen Edmund die Zügel zu und ging zu ihr. Jeder Schritt fühlte sich an, als müsste er eine Achtelmeile zurücklegen. Ihr Haar war so schwarz, wie er es in Erinnerung hatte, und umspielte in wilden Locken ihr Gesicht. Das war das Erste, was ihm an ihr auffiel. Das und die Tatsache, dass ihre Stimme immer noch wie die eines Vogels klang, der seinen Gesang über einen zugefrorenen See schickte. Ihre Stimme ließ ihn an Feenstaub denken, der alles verzauberte.
    Er blieb vor ihr stehen. Sein Atem ging schneller.
    »Mylord. Willkommen auf Everoot.«
    Etwas schien auf seiner Schulter zu schweben. Er ignorierte das Gefühl. Der Burghof war gespenstisch still, selbst der Wind hatte nachgelassen. Man hörte nichts, nur einen Hund, der einen Knochen knackte. Das Knacken dröhnte in Griffyns Ohren wie das Krachen einer Eisfläche im Winter. Er blickte zu dem Hund hinüber, der aufschaute und zu winseln begann, ehe er sich davon—
    schlich. Alle hielten den Atem an und warteten, dass Griffyns Rachedurst sich wütend Bahn brach.
    »Ihr heißt mich also willkommen?«, sagte er ruhig. »Eure Streitmacht war ein Willkommensgruß?«
    »Ich wusste nicht, dass Ihr es seid«, erwiderte sie leise, aber ihre grünen Augen funkelten ihn so grimmig an, dass er fürchtete, ihr Blick würde Löcher in Leinenwäsche brennen können. Plötzlich fiel ihm auf, wie hell und leuchtend sein Umhang im Vergleich zu ihrem abgetragenen, verwaschenen Kleid wirkte. Allein schon die Fibel der Familie Sauvage glänzte heller als alles, was Guinevere trug. Und das lag, wie er bemerkte, zum größten Teil daran, dass sie keinen Schmuck trug.
    Der Wind hatte wieder eingesetzt und spielte mit ihrem schwarzen Haar, wehte es über ihre Schultern in ihr Gesicht. In den vergangenen zwölf Monaten hatte dieses Gesicht ihn in seinen Träumen verfolgt. Und jetzt stand sie leibhaftig vor ihm.
    »Dann wisst Ihr es inzwischen«, sagte er kalt.
    »Ich weiß sogar Dinge, die noch wichtiger sind als das, Mylord.« Ihre Worte klangen

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