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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ihr nach oben kommt. Ich hab gedacht, Ihr sollt damit nicht so allein sein.«
    Ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie beugte sich vor und schloss den Jungen fest in die Arme. Dann schob sie ihn von sich
    und erklärte mit heller Stimme: »Also gut, Duncan. Du hast da einen interessanten Vorschlag gemacht. Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
    »Wie ein Beichtvater.«
    »Und meine Anweisungen befolgen?«
    Er wischte sich die Nase mit dem Ärmel ab. »Besser als ein Mönch.«
    Sie zog sanft seinen Arm nach unten. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie und gab ihm ein Leinentuch. Er starrte auf das Stück Stoff, und sie bedeutete ihm, sich damit die Nase zu putzen. Er verdrehte die Augen und wischte nachlässig darüber. »Und kannst du gut allein sein, Duncan? Du kannst nicht einfach nach oben kommen. Du müsstest unten bleiben, bis ...« Sie verstummte. »Bis ich dir sage, dass es nicht mehr nötig ist. Das kann Wochen dauern oder sogar Monate.«
    »Lady Gwyn, ich würde jeden Jahrmarkt dafür verpassen, wenn Ihr mich braucht.«
    Sie legte eine Hand auf seine Schulter und nickte ernst. »Dann soll es so sein, Duncan. Du gehst in den Keller. Hier ist der Schlüssel.« Sie löste den kleinen goldenen Schlüssel aus der versteckt eingenähten Tasche ihres Rockes und gab ihn Duncan. »Du wirst wissen, zu welcher Kammer der Schlüssel gehört, weil sie mit einem gruseligen Vorhängeschloss gesichert ist. Ich werde nach unten kommen, so schnell ich kann, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist, und damit du mir den Schlüssel zurückgibst. Und jetzt«, sagte sie und stand auf, »jetzt geben wir der Wache ein paar Minuten Zeit, ehe du dich auf direktem Weg in den Keller begibst.«
    »Jawohl, Mylady.« Er zögerte. »Habt Ihr ihn gesehen, Mylady?«
    »Wen soll ich gesehen haben?« Sie begann unruhig auf und ab zu gehen. Sie griff nach ihrem Zopf, warf ihn sich über die Schulter und versuchte, ihn zu entwirren.
    Irgendwas musste sie tun,
    um sich zu beschäftigen. Ihre Finger verfingen sich in den Knoten. Ein hoffnungsloser Fall. Wenn ihre Haare nicht in einem Haarnetz zusammengefasst wurden, waren sie so ungebärdig wie Springkraut. Und heute früh war keine Zeit geblieben, sich mit einem Seidenschleier herauszuputzen.
    »Ihn.«
    Gwyn ließ von den wirren Locken ab, die verdreckt und schwer von Rauch und Staub waren. Sie ließ den Zopf los und blickte Duncan leer an. »Wen denn?«
    »Sauuage!«, sagte Duncan und zog die zweite Silbe in die Länge.
    »Pagan?« Sie sank aufs Bett. Mochte der heilige Judas ihr beistehen, aber sogar der Klang seines Namens ließ die Hitze wieder in ihr aufsteigen. Sie starrte Duncan kläglich an. »Ja, ich habe ihn gesehen.«
    »Ich auch«, flüsterte Duncan. »Er ist riesig.«
    »Ja«, stimmte sie zu und blickte zur Seite.
    »So groß wie ein Berg.« Duncan zögerte. »Sind wir in Sicherheit?«
    Gwyn atmete leise aus. In Sicherheit? Das kam ganz darauf an, was man darunter verstand. Vor dem Tod waren sie wohl sicher. Sie erinnerte sich allzu gut daran, wie sie vor einem Jahr auf der einsamen Landstraße einem höflichen Ritter begegnet war, der sie vor d'Endshires Leuten gerettet hatte. Er war der Mann, der sie zum Lachen gebracht hatte, als sie lieber geweint hätte, und der sie auf weiches Moos gebettet hatte, als sie im Wald bewusstlos wurde.
    Ja, Duncan und die anderen Kinder wären bei ihm in Sicherheit. Aber Guinevere selbst? Nun ja, das war eine völlig andere Angelegenheit.
    Nein, sie würde vor diesem Mann nie sicher sein. Er hatte in ihrem Körperein Feuer entfacht und den unerträglichen Schmerz gestillt, indem er einen anderen Schmerz viel tiefer in ihr Herz
    gepflanzt hatte. Dieser Mann stand jetzt zwischen ihr und der Verantwortung, die sie der englischen Krone gegenüber für das Leben des kranken Prinzen übernommen hatte.
    Sie lächelte Duncan aufmunternd an, als er sie sehr besorgt anschaute,. »Alles wird wieder gut, Duncan. Vertrau mir.«
    »Das tue ich!«, rief er glücklich.
    Kurz darauf öffnete sie die Tür, schaute den Gang hinunter und gab dem Jungen das Zeichen, aus dem Zimmer zu huschen. Er eilte die Treppe hinunter und verschwand.
    Gwyn trat wieder ans Fenster und starrte in den Innenhof. Sie konnte nicht behaupten, dass man mit Gewalt gegen ihre Leute vorging. Keine treuen Diener wurden zu den Toren oder in den Kerker gezerrt. Keine Ritter de l'Amis wurden in einer Reihe aufgestellt oder abgeführt. Tatsächlich sali es so aus, dass keine Kämpfer die Burg

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