Die Verfuehrung Des Ritters
Fulk bewegte sich nicht.
Er trug nichts am Gürtel außer einer kleinen Klinge. Aber Alex wusste genau, dass Fulk keine Waffe brauchte, um Schaden anzurichten. Eine Menge Schaden. Barsch bemerkte Fulk: »Hat ja gedauert, bis ihr hergekommen seid.«
»Wir wurden durch achtzehn Jahre Bürgerkrieg aufgehalten. Das haben wir deinem Herrn und seinesgleichen zu verdanken.«
»Ja nun.«
Die Antwort konnte alles bedeuten. Drückte er seine Verachtung aus, oder verstand er, was Alex ihm sagen wollte?
»Wo sind sie?«, fragte Alex plötzlich.
Fulk war verwirrt. »Wo ist wer?«
»Die Schlüssel.«
Ein müdes Lächeln huschte über Fulks Gesicht. Jetzt verstand er, was Alex von ihm wollte. »Die Schlüssel gehören nicht uns, Alex. Ich glaube, das habe ich dir beigebracht.«
Alex sprach weiter, ohne auf Fulks Bemerkung einzugehen. »Griffyn hat nur einen.
Den aus Eisen. Ich vermute, die anderen beiden wurden dem alten de l'Ami gegeben, bevor er uns verriet.«
»Und warum glaubst du, hat er das getan, Alex? Warum hat Christian Sauvage zwei der Schlüssel weggegeben, die das Tor zum Schatz der Heiligen öffnen?«
»Ich weiß nicht. Der Wahnsinn?«
Fulk schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er wahnsinnig war.«
Alex lachte auf. »Du warst ja nicht bei ihm, als es mit ihm zu Ende ging. Christian Sauvage hat gewütet. Er hatte Angst zu sterben.«
»De l'Ami war auch nicht besonders begeistert, seinem Schöpfer gegenübertreten zu müssen. Die beiden haben schreckliche Dinge getan, und niemand weiß das besser als du und ich. Aber ich glaube nicht, dass es der Wahnsinn war, der Sauvage dazu getrieben hat, die Schlüssel wegzugeben.«
»Nun, ich kann mir keinen anderen Grund denken.«
»Nein, du würdest dir keinen anderen Grund denken wollen.«
»Heilige Mutter Gottes, Fulk! Wir sind die Hüter! Hast du das vergessen? Wir haben uns dem Erben verpflichtet.« Alex machte einen Schritt auf Fulk zu. Seine Stimme wurde lauter. »Warum hast du Sauvage im Stich gelassen? Warum hast du uns verlassen?«
Fulk schwieg. Die Worte versanken im Staub zu seinen Füßen. Dann schüttelte er den Kopf und fuhr sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn. »Alex, mein Junge«, sagte er traurig, »ich habe euch nicht verlas...«
Alex' Kopf fuhr herum, als wollte er einem Schlag entgehen. »Ich bin nicht dein junge«, sagte er kalt.
Fulk seufzte. »Dann nicht. Ich muss Griffyn sprechen.«
»Nein.«
Fulk hob seine buschigen Augenbrauen. »Nein?« Er lachte. »Du bist nicht der Türsteher, Alex. Es obliegt nicht deiner Verantwortung, zu entscheiden, wer ...«
»Ich soll ihn beschützen. Darum sage ich nein.«
»Nein wozu?«
Beide Männer fuhren herum. Alex war überrascht. Nicht weil Griffyn nur wenige Schritte entfernt stand, sondern eher, weil sein Herz raste, als hätte er gerade ein Wettrennen bestritten.
»Wozu sagst du nein?«, fragte Griffyn noch einmal. Aber obwohl er die Frage an Alex richtete, ruhte sein Blick auf Fulk.
Augenblicklich neigte Fulk sein Haupt. »Mylord. Wir haben Euch vermisst.«
Griffyn brach in lautes Gelächter aus. »Tatsächlich? Das hätte ich nicht gedacht.
Mein Vater übrigens auch nicht.«
Fulk wich nicht von der Stelle. »Sir, jeder von uns muss so handeln, wie er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Ihr mit Eurem, ich mit meinem. Ich musste mich entscheiden. Euer Vater war es, der mich bei de l'Ami ließ. Ich habe seinem Befehl gehorcht, weil er mir sagte, wenn seinem besten Freund Ionnes irgendwas passieren würde, wäre das ein zu herber Verlust für ihn, um weiterzuleben.«
»Etwas ist mit Ionnes de l'Ami passiert«, sagte Griffyn eisig. »Dasselbe, das auch meinem Vater widerfahren ist. Gier.«
Fulk wischte sich über den Nacken. »Ich leugne nichts von dem, was Ihr sagt, Mylord. Aber ich möchte hinzufügen, dass Euer Vater nicht der einzige Wächter war.
Und Ihr seid es auch nicht.«
Etwas in Griffyns Gesicht zuckte. »Guinevere.«
Alex trat wütend dazwischen. »De l'Ami hat das Nest gestohlen, Fulk. Er wurde dadurch nicht der Erbe. Und schon gar nicht wurde sie es.«
»Die Heiligtümer waren hier, aber weit und breit kein Sauvage, sie zu beschützen«, erklärte Fulk ruhig.
»Erst das Blut macht einen zum Wächter, nicht die Inbesitznahme der Schätze.
Unsere Pflicht ist uralt, Fulk. Die Wendungen des Schicksals ändern nichts daran.«
»Es gibt keine Wendungen des Schicksals, Alex. Christian Sauvage wusste genau, was er getan hat, als er England ohne die
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