Die Verfuehrung Des Ritters
gesagt?«
»Wann damals?«
»Damals im Gasthaus.«
Sie starrte ihn an. »Das war kein Gasthaus.«
Sein Blick glitt tiefer, umschmeichelte ihr Mieder, musterte ihren Rock. Dann blickte er ihr wieder in die Augen. »Was habe ich Euch gesagt, Guinevere?«
Es fiel ihr schwer zu schlucken. Lieber Gott, er hatte ihr hundert Dinge gesagt, verruchte, sinnliche Dinge.
»Ihr habt... eine Menge gesagt.« Sie wies verwirrt auf seinen Gürtel. »Aber damals habt Ihr nicht mit dem Schwert vor mir gestanden.«
Seine Hände glitten zum Schwertgurt und öffneten ihn. Klappernd fiel das Schwert zu Boden, zusammen mit dem Dolch und dem Fauchon, die er ebenfalls am Gürtel trug. Als er ohne Waffen vor ihr stand, spürte sie dennoch die Gefahr, die von ihm ausging.
»Ich frage euch noch einmal, Guinevere: Was habe ich Euch gesagt?«
Sie spürte, wie Hitze durch ihren Schoß strömte. Ihr Blick war auf die am Boden liegenden Waffen gerichtet. »Ihr habt gesagt, ich hätte von Euch nichts zu befürchten.«
»So ist es auch heute noch.«
»Und was ist mit meinen Männern?«, fragte sie und machte einen Schritt zurück. Sie stolperte über den Saum ihres Kleids und wich weiter zurück, bis sie die Wand des Zimmers im Rücken spürte. »Sie müssen glauben, dass ich etwas von Euch zu befürchten habe. Was habt Ihr Jerv und Fulk erzählt?«
»Ich habe ihnen gesagt, wie es für mich ist, mein Zuhause zurückgewonnen zu haben, und was ich mit denen tun werde, die sich gegen mich stellen.«
»Du lieber Gott, Pagan. Ihr hättet ihnen genauso gut sofort die Augen ausstechen können, und die Sache wäre erledigt gewesen.«
»Sie waren doch nur etwas naiv.«
Gwyn runzelte die Stirn. »Es sind gute Männer. Sie sind mir treu ergeben und halten große Stücke auf mich. Wenn Ihr ihnen gedroht habt...«
Er machte einen Schritt auf sie zu. Sie spürte seine Wärme, und ein Frösteln wie von einem Fieber durchlief sie. Er stützte neben ihrem Kopf eine Hand gegen die Wand.
Gwyn starrte ihn an. »Ich habe die Männer nicht bedroht, Mylady.« Er legte auch die andere Hand gegen die Wand, sodass Gwyn zwischen seinen ausgestreckten Armen gefangen war. »Ich sollte Euch vielleicht erzählen, was ich ihnen gesagt habe: >Die Burg gehört mir, Ihr gehört mir und alle anderen, die sich darin befinden. Wenn sich jemand mit mir anlegt, wird er sich daran die Finger verbrennen.<«
»Ihr wagt es, mir zu drohen?«
Er blickte sie kalt an. Seine Augen glitzerten gefährlich. »Ihr wisst nicht, wozu ich in der Lage bin, weil ihr nicht wisst, wie viel ich verloren habe. Ihr seid nur so viel wert wie die Weizengarben, die Ihr einbringt. Und ich habe Euch nicht gedroht«, korrigierte er leise. »Ich habe nur meine Position deutlich gemacht.«
»Das habt Ihr nur zu gut, Mylord«, erklärte sie frostig. »Und jetzt werde ich Euch meine darlegen: Ich habe in diesem Krieg kein Schwert geführt, das heißt, ich habe nicht gekämpft. Wenn Ihr glaubt, Ihr könntet mich trotzdem wie einen Käfer unter Eurem Stiefel zerquetschen, dann seid gewarnt: Ich steche zu, und ich trage ein Gift in mir, das nichts von dem gleicht, was Ihr in den Jahren in der Normandie erlebt habt.«
Sie duckte sich unter seinem Arm hindurch und stolperte vorwärts. Sie war nur die Weizengarben wert? Das also bedeutete London für ihn? Plötzlich hatte sie das Gefühl, zu viel getrunken zu haben und alles wieder hochwürgen zu müssen.
Er beobachtete sie mit undurchdringlichem Blick. »Ich habe nicht vergessen, welches Ungeziefer sich in England hemmtreibt, Mylady. Ich habe sogar eine lange Zeit daran gedacht.«
»Ihr meint vermutlich meinen Vater«, spie sie hervor.
»Ich meine Euren Vater. Und Euch.«
»Mich?« Ihre Stimme klang schrill. »Mich?! Und was ist mit Euch?«
»Mit mir?« Er schien beinahe belustigt. »Was soll mit mir sein?«
Sie warf die Hände in die Luft. »Ach, vielleicht, dass Ihr eine Streitmacht hergeführt habt?«
»Das habe ich getan, um mein Zuhause zurückzubekommen, Mylady«, erwiderte er leise. »Für mein Zuhause würde ich auch einen Höllenwagen lenken.«
»Das glaub ich gern!«, stieß sie hervor. »Im Gegensatz zu uns ist Euch und Euresgleichen doch jedes Mittel recht. Sollen die anderen ruhig in der Hölle verrotten. Ihr solltet wissen, Pagan, dass Ihr mir nicht drohen könnt.« Ihre Stimme zitterte vor Emotionen. »Und ebenso wenig könnt Ihr mich einschüchtern. Ich werde mich Euch nicht beugen.«
Ein raubtierhaftes Lächeln umspielte seinen
Weitere Kostenlose Bücher