Die Verführung einer Fremden - Teil 2 (German Edition)
aufgezogen, wäre alles nur im Chaos geendet. Wenn du darüber nachdenkst weißt du, dass wir Recht haben.“ fuhr sie fort.
Ben fand seine Stimme wieder. Er drehte sich zu seiner Mutter und warf ihr den hasserfülltesten Blick zu, den ich jemals in seinen Augen gesehen hatte.
„Es ist also wahr? Dieses Kind existiert? Es ist mein Kind?“ zischte er.
„Ja. Wir haben Kate den größten Teil des Geldes erst gegeben, als wir nach der Geburt einen Vaterschaftstest mit dem Kind machen durften. Und es ist ohne Zweifel dein Kind.“ Den letzten Satz sagte Bens Mutter so leise, dass man sie kaum verstehen konnte. Ohne Zweifel gefiel ihr dieser Fakt nicht im Geringsten. Ben starrte sie für einige Sekunden an, dann drehte er sich zurück zu Kate, die ihre Arme um ihren Körper geschlungen hatte, als könne sie sich damit irgendwie schützen.
„Warum hast du mir nicht einfach gesagt, dass du schwanger bist? Wir hätten einen Weg gefunden, um uns um das Kind zu kümmern. Gemeinsam.“
„Ich wollte deinen Plänen nicht im Weg stehen. Deine Mutter hat Recht, du warst zu jung. All die Jahre musste ich aber immer an diese Lüge denken und ich wußte, ich muss es dir sagen. Ich will, dass Julian seinen Vater kennenlernt.“
Als Kate den Namen seines Sohnes sagte, zuckte Ben leicht zusammen. Seine Gesichtszüge wurden weich und mit großen Augen sah er Kate an. Ich konnte immer noch nicht glauben, was hier gerade passiert war. Ben, mein Ben, hatte einen Sohn. Und seine Eltern hatten die Mutter seines Kindes bestochen. In was für ein handfestes Familiendrama war ich hier eigentlich hinein geraten?
„Wo ist er? Julian, meine ich.“ fragte Ben leise. Mit einer Handbewegung wies Kate in die Richtung des Hauses.
„Im Auto. Er wartet im Auto. Willst du ihn treffen?“ Ben nickte wortlos. Kate nickte zurück, drehte sich dann um und ließ uns allein am Tisch. Ben starrte für einige Sekunden in ihre Richtung, bevor er sich umdrehte und langsam wieder neben mir Platz nahm. Seine Eltern würdigte er keines Blickes, stattdessen sah er nun zum ersten Mal wieder mich an.
„Ich habe einen Sohn.“ wiederholte er leise und sah mich dabei fragend an, als könnte ich ihm all die Fragen beantworten, die er wahrscheinlich hatte. Ich nahm seine Hand und drückte sie leicht. Mich schockierte das alles genauso sehr wie ihn, doch ich wollte ihm meine Unterstützung signalisieren, ihn nicht allein lassen in all dem. Seine Hand lag einige Sekunden in meiner, dann ließ er mich ruckartig los und stand wieder auf, als er Fußschritte hinter sich hörte. Dort stand Kate mit einem kleinen Jungen an der Hand. Ohne jeden Zweifel sah er wirklich aus wie Ben. Er hatte dunkles, leicht gewelltes Haar und die selben smaragdgrünen, leuchtenden Augen, die eine solche hypnotisierende Faszination auf mich ausübten. Auf seiner Wange befand sich ein kleines Muttermal, fast an der selben Stelle, an der Ben eins hatte. Die Ähnlichkeit der Beiden war wirklich verblüffend. Mit großen Augen sah der kleine Junge Ben an, schüchtern und fragend. Ben starrte einige Sekunden lang zurück, war offensichtlich genauso überrascht von der Ähnlichkeit, die der Junge mit ihm hatte. Oder vielleicht war er auch nur überwältigt von dem Moment. Ein Vater sah seinen Sohn zum allerersten Mal. Dann ging Ben langsam einen Schritt auf ihn zu und ging in die Knie.
„Hallo, Julian. Ich bin Ben.“
Julian sah Ben neugierig und etwas verängstigt an. Kate strich ihm zärtlich über das Haar.
„Keine Angst, mein Schatz. Das ist dein Vater. Sag hallo zu ihm.“ säuselte sie ihm zu.
„Hallo.“ gab der kleine Junge dann zurück und schenkte Ben ein schüchternes, aber zuckersüßes Lächeln.
Kapitel 10
Einer der Hausangestellten beförderte meinen Koffer mit einem Ruck in den Kofferraum des Autos, in dem wir angereist waren, dann setzte ich mich auf den Beifahrersitz, um auf Ben zu warten, der noch im Haus war. Ben hatte entschieden, dass wir sofort abreisten. ‚Keine Sekunde länger möchte ich unter einem Dach sein mit Menschen, die meine Ex-Freundin bestechen und mir die Existenz meines Sohnes jahrelang vorenthalten‘ hatte er mir immer wieder aufgebracht gesagt. Absolut verständlich, wie ich fand. Seine Eltern hatten natürlich protestiert und um Vergebung gebettelt, aber Ben hatte davon nichts hören wollen, zu frisch waren seine Wunden. Und so verließen wir das prachtvolle Anwesen in den
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