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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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ein paar Sekunden, um sich zu orientieren. Dann brachen die Ereignisse dieses Nachmittags über sie herein. Sie spürte, wie ihr Gesicht in der Dunkelheit heiß anlief und wie sich in ihrem Bauch ein ängstliches Vakuum ausbreitete. Wo war Danny hin? Es war bestimmt kein gutes Zeichen, dass er verschwunden war, während sie geschlafen hatte.
    Die Vorstellung, einfach im Schlafzimmer zu bleiben, war verlockend. Aber sie war vernünftig genug, um zu wissen, dass sie ihm irgendwann gegenübertreten musste und dass es am besten war, das so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Sie kletterte aus dem Bett, griff nach dem ersten Kleidungsstück, das sie zu fassen bekam – Dannys weißem Hemd –, streifte es über und schloss hastig die Knöpfe, bevor sie in den Flur tappte.
    Sie folgte dem Geruch von gebratenem Speck und entdeckte Danny in der Küche, wo er etwas in der Pfanne anbriet. Er sah nicht einmal auf, als sie hereinkam.
    »Alles klar, Cara?«
    Er klang ruppig, und sie blieb verängstigt stehen. Das war sie – die befürchtete Abfuhr. Der Nachmittag hatte ihm rein gar nichts bedeutet.
    »Ja, danke.« Sie versuchte fröhlich zu klingen, so als würde ihr sein Verhalten nichts ausmachen. Einen Moment herrschte verlegenes Schweigen. »Es ist schon spät«, sagte sie schließlich. »Soll ich gehen?«
    Cara hatte die Situation ganz richtig eingeschätzt. Nach dem Aufwachen hatte Danny den Vorfall tatsächlich bereut. Er wusste, was Cara für ihn empfand und dass es ein Fehler gewesen war, so weit zu gehen. Er war kein Mann für eine Frau; nachdem er mit einem Mädchen geschlafen hatte, wollte er es immer so schnell wie möglich loswerden. Cara bot ihm an, ohne weitere Umstände zu verschwinden, woraufhin er erleichtert aufatmete, weil sie das Spiel anscheinend schon kannte und ihm mögliche Peinlichkeiten ersparte.
    Aber als er sich zu ihr umdrehte und sie in der Tür stehen sah – in seinem weißen Hemd, das falsch zugeknöpft war; mit den langen, nackten Beinen; den zerzausten dunklen Haaren – fiel ihm plötzlich auf, wie sexy sie aussah. Dieser Erkenntnis folgte eine weitere: Er wollte nicht, dass sie ging. Das hier war nicht irgendein Mädchen. Das war Cara – nicht nur eine Geliebte, sondern auch eine Freundin, jemand, mit dem er wirklich gern zusammen war.
    Er grinste Cara an und schlug ihr Angebot aus. »Ich hoffe verflucht noch mal, dass du nirgendwohin gehst – sonst kann ich das ganze Futter hier in die Tonne kippen.«
    Als Cara das hörte, breitete sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie zog einen Hocker an die Frühstückstheke und sagte: »Gott sei Dank – ich dachte schon, du würdest nie fragen. Leg noch ein paar Würstchen auf, okay? Ich sterbe vor Hunger.«

Kapitel 42
    Juni 1966
    »Wofür putzt du dich so auf?« Danny trat hinter Cara, die gerade vor dem Schminkspiegel stand und Kajal auftrug, schob die Arme um ihre Taille und drückte sie.
    »Für die Arbeit, Dummerchen«, kicherte sie.
    »Aber ich bin gerade erst heimgekommen«, beschwerte er sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken. »Bleib doch lieber hier, und lass uns ins Bett gehen.«
    Sie sah ihn im Spiegel an und verzog das Gesicht. »Kann ich nicht. Wenn ich noch mal zu spät komme, schmeißt Ronan mich raus.«
    »Na und? Sag ihm, er soll sich seinen bekackten Job in die Haare schmieren. Ich sorge schon für dich, das weißt du doch.«
    Er wog ihre Brüste in den Händen und presste sich gegen ihren Hintern, damit sie spürte, wie erregt er war. Trotz aller guten Absichten schnappte Cara nach Luft und ließ den Kajalstift klappernd auf den Schminktisch fallen; in Dannys Nähe war sie nie sie selbst.
    Er wusste genau, wie er auf sie wirkte, und grinste triumphierend. »Siehst du? Macht das nicht mehr Spaß, als sich in diesem miesen Schuppen abzuarbeiten?«
    Diesen Streit führten sie in letzter Zeit öfter. Danny wollte, dass sie im Eclipse kündigte – so wie er es sah, nahm ihre Arbeit zu viel Zeit in Anspruch. Nachdem ihn seine Mutter und Schwestern von klein auf verhätschelt hatten, war er es gewohnt, immer seinen Willen durchzusetzen, und das schloss ein, dass Cara jederzeit auf Abruf für ihn bereitstand. Er erwartete von ihr, ihm jederzeit jeden Wunsch zu erfüllen, und dabei zählte nicht, ob sie etwas anderes vorhatte: Sei es, dass sie in die Arbeit gehen musste, sei es, dass sie ihre eigenen Freunde treffen wollte.
    Das wäre noch zu ertragen gewesen, wenn sein Leben wenigstens einen Anflug

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