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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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wühlte in seinen Unterlagen, so als hätte er etwas übersehen und suche nun danach. »Sie sind also verheiratet?«
    »Nein.«
    Er sah sie hoffnungsvoll an. »Eine Kriegswitwe?«
    »Nein.«
    »Also …?«
    »Das war, als ich siebzehn war.« Sie senkte den Blick, weil es ihr peinlich war, diesem so wichtigen Mann ihren Fehltritt gestehen zu müssen. »Er hatte mir versprochen, dass er mich heiraten würde, aber dann …« Ihre Stimme versiegte.
    »Ich verstehe.« Lloyd seufzte und legte das Notizbuch beiseite, in dem er penibel mitgeschrieben hatte. »Hören Sie, Kleines. Ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein. Wir sehen Sie hier als junge romantische Heldin. Ein Kind – also, das funktioniert einfach nicht.« Er schwieg kurz. »Wo ist das Kind jetzt?«
    »Daheim in Irland. Bei meiner Mutter.«
    Llyod entspannte sich ein wenig. »Das klingt doch gar nicht so schlecht. Hollywood …« Er blies die Backen auf. »Also, diese Stadt ist wirklich kein Ort für Kinder. Bestimmt ist die Kleine bei ihrer Oma viel besser aufgehoben. Glauben Sie nicht auch?«
    Franny wusste, was er von ihr hören wollte. »Wahrscheinlich haben Sie recht«, bestätigte sie gepresst.
    »Und das heißt, es gibt keinen Grund, das Kind gegenüber der Presse zu erwähnen. Oder jemandem davon zu erzählen. In dieser Stadt spricht sich jeder Klatsch sofort herum. Was man einem einzigen Menschen unter vier Augen anvertraut, weiß am nächsten Tag die ganze Stadt.« Er wartete kurz ab. »Und dann liegt Ihr Traum in Scherben, und Sie sitzen im nächsten Flugzeug nach England. Das wollen Sie doch nicht, oder?«
    Kalte Angst packte Franny. Genau das befürchtete sie am meisten – dass man ihr diese Chance wieder aus der Hand schlagen könnte. Aber was bedeutete es für Cara, wenn sie seinem Vorschlag zustimmte? Dann musste sie ihr eigenes Kind verleugnen. Wenn sie abstreiten müsste, dass es ihre Tochter überhaupt gab, verhieß das nichts Gutes für ihr Vorhaben, Cara möglichst bald nachzuholen.
    Aber eigentlich war das keine Lüge. Sie unterschlug damit lediglich eine Information. Und wahrscheinlich hatte Lloyd recht: Hollywood war kein Ort für ein Kind. Wenigstens nicht im Moment, wo sie ganz am Anfang stand. Wenn sie erst berühmt war, wäre alles anders. Dann konnte sie sich alles leisten.
    »Nein, bestimmt nicht«, sagte sie schließlich.
    »Gut.« Lloyd nickte knapp. »Dann wäre das geklärt. Sie sind also eine junge Frau, die gerade mutterseelenallein in Hollywood eingetroffen ist und um jeden Preis Filmstar werden möchte. Das ist nicht gerade originell, aber es wird reichen.« Er schaute sie scharf an. »Und wo wir gerade von jung sprechen – Sie haben gesagt, Sie seien mit siebzehn schwanger geworden, und das Kind ist jetzt …?«
    »Sieben.«
    »Dann sind Sie heute vierundzwanzig?«
    »In einem Monat fünfundzwanzig.«
    Wieder legte er die Stirn in Falten. »Auch das wird nicht funktionieren. Sie müssen jünger sein … sagen wir, einundzwanzig.« Er kniff die Augen zusammen. »Für einundzwanzig könnten Sie noch durchgehen, oder?«
    Ja, bestätigte sie; natürlich konnte sie das. Nach all den Lügen war das ihre kleinste Sorge.
    Nach diesem Gespräch bekam Franny von Juniper einen Vertrag über hundert Dollar pro Woche und wurde in die Riege junger Starlets aufgenommen. Der Film, für den Clifford sie ursprünglich vorgesehen hatte, war verschoben worden, was ein wenig enttäuschend war, doch Lloyd versicherte ihr, sie hätten etwas anderes für sie in petto. Es war nur eine Nebenrolle, nichts so Gewichtiges, wie man ihr versprochen hatte, aber es war ein Anfang und eine Gelegenheit, sich zu beweisen. Die Aufnahmen sollten in einer Woche beginnen, und Franny konnte es kaum erwarten.

Kapitel 12
    Cara rannte den schmalen Pfad entlang und drang dabei immer tiefer in den Wald vor. Das Knacken der Zweige und Rascheln der Blätter hinter ihr verriet ihr, was sie sich schon gedacht hatte: Jemand folgte ihr. Aber das Mädchen hatte keine Angst. Es war so schnell wie die Hasen, die über die Wiesen in Galway hoppelten, und so gerissen wie die Füchse, die ihnen nachstellten. Während der vergangenen Monate hatte die Kleine jeden Zentimeter in den Wäldern Connemaras kennengelernt, in denen sie ihre Tage verbrachte, sobald sie ihre Aufgaben erledigt und genug gelernt hatte. Hier konnte sie niemand einholen.
    Sie lief geduckt unter den tief hängenden Ästen eines Ahorns durch und sah über die Schulter zurück. Weil sie dadurch einen winzigen

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