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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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fragen, ob Sie vielleicht tanzen möchten.«
    Er betrachtete sie amüsiert. »Sie gehen gern aufs Ganze, nicht wahr, Miss Fitzgerald? Sehen Sie nicht, dass ich in weiblicher Begleitung hier bin?« Er nickte zu einer schmollenden Brünetten hin.
    Franny zuckte gleichmütig mit den Achseln, so als wollte sie sich kein schlechtes Gewissen einreden lassen. »Was hat Ihre Begleitung denn dazu gesagt, dass Sie uns eine Flasche Prickelwasser spendiert haben, Mr Stanhope?«
    »Touché.« Er neigte anerkennend den Kopf.
    »Also«, fragte sie mit einem Anflug von Ungeduld in der Stimme, »tanzen wir jetzt oder nicht? Weil ich mir sonst einen anderen Tanzpartner suchen werde …«
    Sie drehte ihm den Rücken zu, doch er hielt sie am Handgelenk zurück.
    »Gehen Sie nicht.« Er sagte das ganz leise. Sie wandte sich wieder um und stellte fest, dass seine bohrenden dunklen Augen sie fixierten. »Natürlich würde ich liebend gern mit Ihnen tanzen.«
    Er bot Franny seinen Arm an und führte sie zwischen den Tischen hindurch zur Tanzfläche in der Mitte des Saales. Die Band spielte eben einen Quickstepp. Franny war eine gute Tänzerin, und sie stellte erfreut fest, dass Max ihr ebenbürtig war; viele Männer starrten die ganze Zeit auf ihre Füße oder konzentrierten sich darauf, den Takt mitzuzählen, aber er übernahm sofort die Führung, bewegte sich instinktiv zur Musik und wirbelte Franny scheinbar mühelos über die Tanzfläche.
    Sie blieben noch zwei Stunden, und auch wenn Franny leichte Gewissensbisse hatte, da sie Lily und ihre Freunde vernachlässigte, so schob sie diese Gedanken einfach beiseite. Nach allem, was ihr in letzter Zeit widerfahren war, hatte sie genau so einen Abend gebraucht, um sich aufzumuntern.
    Max bestand darauf, sie nach Hause zu fahren. Der Junge vom Parkservice brachte seinen silbernen Cadillac Series 62, eine viertürige Limousine. Es war ein Statussymbol, das von wahrem Reichtum zeugte. Franny war tief beeindruckt, ließ sich das jedoch nicht anmerken. Stattdessen fragte sie schnippisch: »Kein Chauffeur?«
    Max sah sie an. »Ich fahre gern selbst.«
    Sie nickte vergnügt. »Ich auch.«
    Vor ihrem Apartmentblock hielt er an und brachte sie an die Tür. Sie trat in das mit Marmor ausgelegte Foyer und drehte sich zu ihm um. »Danke, dass Sie mich heimgefahren haben.«
    Er lehnte sich gegen die Ziegelmauer. »Und ich werde nicht eingeladen?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie gespielt spröde. »Für was für ein Mädchen halten Sie mich?«
    »Für eines, das ich gern näher kennenlernen würde.«
    »Dazu müssten Sie mich schon anrufen und richtig ausführen.« Mit einem süßen Lächeln drückte sie die Tür vor seiner Nase zu.
    Zum ersten Mal seit Ewigkeiten konnte Franny über etwas anderes nachdenken als darüber, wie sie als Mutter versagt hatte. Immer wieder spielte sie im Kopf den Abend durch. Sie hoffte, dass sie sich nicht allzu unzugänglich gezeigt hatte.
    Aber sie machte sich unnötig Gedanken. Als sie am nächsten Morgen aufstand, stellte sie fest, dass Max ihr sechs Dutzend langstielige Avalancherosen geschickt hatte. Zehn Minuten nach der Lieferung rief er an.
    »Ich glaube, es war ein Fehler, Ihnen die Blumen zu schicken.«
    »Ach ja? Warum denn?«
    »Weil meine Sekretärin mir gerade eröffnet hat, dass weiße Rosen für Unschuld und Reinheit stehen. Und meine Absichten Ihnen gegenüber sind weder unschuldig noch rein.«
    Franny lachte. »Das freut mich zu hören.«
    »Wirklich? Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie mir noch gestern Abend erklärt, dass Sie nicht leicht zu verführen sind.«
    »Wenn mich ein Mann wirklich beeindruckt, ist vieles möglich.«
    »Also, um das klarzustellen – wenn ich Sie beeindrucken kann, dann lassen Sie mich womöglich in Ihr Bett?«
    »Womöglich.«
    »Das hört sich ja einfach an.«
    »Oh, da wäre ich mir nicht so sicher«, warnte ihn Franny. »Ich bin nicht leicht zu beeindrucken.«
    »Und ich bin gewohnt, dass ich bekomme, was ich will, und im Moment will ich vor allem Sie.« Bis dahin war es ein neckisches Geplänkel gewesen. Bei diesem letzten Satz klang Max allerdings so ernst, dass es Franny für einen Moment die Sprache verschlug.
    Es folgte eine stürmische Romanze, ein exakt geplanter Werbefeldzug. Max war nur noch wenige Tage in der Stadt und bestand darauf, jede freie Minute mit Franny zu verbringen. Am Montag führte er sie ins Musso & Frank zum Abendessen aus; am Dienstag trafen sie sich zum Mittagessen im Brown Derby; und am

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