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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Mit einer Handfeuerwaffe zu schießen hatte etwas Befreiendes – der Mündungsblitz, der Rückstoß, der Knall. Das Problem war, dass Chad und John Hanna dann wahrscheinlich die Tür eintreten und mit schussbereiter Waffe das Zimmer stürmen würden, weil sie glaubten, dass ihr Schützling in Schwierigkeiten sei.
    Sie fragte sich, was für ein Mann dieser Lucho Gonzales war. Don Eravisto glaubte fest daran, dass Wilson dessen Familie umgebracht hatte. Es waren nur zwei Erklärungen denkbar. Entweder irrte sich Eravisto, was Wilsons Rolle in dem Drama betraf, oder Wilson war unter den Einfluss einer unheilvollen Macht geraten und nicht mehr Herr seiner selbst gewesen. Eins von beidem musste zutreffen. Sie konnte einfach nicht glauben, dass der Wilson, den sie kannte, zu so einer Tat fähig sein könnte.
    Sie hatten vereinbart, sich am übernächsten Abend auf der Plaza de Armas zu treffen, am Pizarrobrunnen. Ohne den Inka-Würfel würde Wilson sie aber vermutlich nicht sehen können. Nach ihrer bisherigen Erfahrung würde es umgekehrt hoffentlich anders sein. Doch zunächst musste Wilson bis dahin am Leben bleiben. Er hatte schon acht Jahre ohne ihre Hilfe überlebt, doch jetzt hatten sich die Umstände geändert. Mit solchen Kriegerinnen hatte er bestimmt noch nicht zu tun gehabt. Sie waren gefährlich, das sah man an ihrem Blick, und wenn Wilson nicht aufpasste, konnte sein Leben im Nu vorbei sein.
    »Pass auf dich auf, Wilson«, flüsterte Helena in den Regen hinaus.
    Unter dem Wetterleuchten trat die Silhouette des Machu Picchu scharf hervor. Tief in ihrem Innern spürte Helena, dass sie bei der Suche nach dem Inka-Würfel eine entscheidende Rolle zu spielen hatte. Wie diese aussehen würde, konnte sie sich nicht vorstellen. Doch sie war überzeugt, dass alles aus einem bestimmten Grund passierte. So war es zwischen ihnen beiden bisher immer gewesen. Wenn Wilson sie am meisten brauchte, war sie da gewesen. Und sie gelobte, dass es diesmal wieder so sein würde.

42.
    A NDEN , P ERU F ESTUNG P ITCOS O RTSZEIT : 23.51 U HR 21. J ANUAR 1908
    Wilson war vom ersten Augenblick an nervös gewesen, als Chiello mit ihm den Tempel verlassen hatte, um zu ihrem Quartier zu gehen. Es befand sich in einem der Häuser, die mit dem Rücken zum zentralen Platz standen. Die Gebäude waren relativ klein, hatten eine Holztür und ein spitzes Strohdach.
    Wilson hatte nur kurz Gelegenheit, über den Inka-Würfel nachzudenken, über seine Erschaffung und das Böse, das in ihm steckte. Die Schriftrollen hatten die Macht des Würfels nicht erwähnt, aber dass er eine große Macht hatte, ließ sich nicht bestreiten.
    Chiello ging auf eines der Häuser zu, schob den Holzriegel zur Seite und stieß die Tür auf. Sie hatte noch kein einziges Wort gesagt, als sie in den dunklen Raum trat und sich die Hände an einem Handtuch abtrocknete. Dann schlug sie mit einem Stück Stahl einen Funken, der ein schmales Gefäß mit Flüssigkeit entzündete, und im nächsten Moment brannte eine träge blaue Flamme. Wilson hatte noch nie gesehen, dass Alkohol für Lampen verwendet wurde. Der Lichtschein gab dem kleinen Raum eine faszinierende Atmosphäre.
    Mit einem Gefühl, als steckten seine Füße in Zement, blieb Wilson vor der Tür im Regen stehen. Kurz zog er in Erwägung, sich einfach davonzustehlen. Aber die Amazonen würden ihm nachsetzen. Selbst wenn er aus der Festung herausfände, hieße das, einen schlüpfrigen, steilen Berghang hinunterzuflüchten. Plötzlich leuchteten ferne Blitze am Himmel und machten die wirbelnden Regentropfen einen Moment lang sichtbar.
    Als es wieder dunkel war, zeichnete sich Chiellos Silhouette gegen das blaue Licht ab. Ihr Gesicht war kaum zu erkennen. Sie streckte die Hand nach ihm aus und winkte ihn herein. Wilson blieb stehen. Ihn schreckte der Gedanke, mit einer Frau ein Kind zu zeugen, mit der er nicht einmal ein Wort gewechselt hatte. Und obwohl er sich sexuell angezogen fühlte, wirkte sie zugleich kalt und beinahe roboterhaft auf ihn.
    »Du musst dich entscheiden«, sagte Chiello.
    Wilson blickte sich suchend um. Wonach, wusste er selbst nicht. Dann sah er Chiello an und dachte daran, dass dieser Augenblick vielleicht sein Leben verändern würde. Er begehrte sie, das war klar, trotzdem zögerte er, den Raum zu betreten.
    Alles hat seinen Preis, dachte er.
    Und Tatsache war, dass er von den Sonnenjungfrauen Hilfe brauchte, wenn er mit dem Inka-Würfel nach Vilcabamba zurückkehren wollte. Nach allem, was er

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