Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
Vom Netzwerk:
an sich. »So sei es.« Sie zog den Poncho wieder über ihre Schultern nach vorn, setzte sich die Kapuze auf und trat in den Regen. »Folge mir, Wilson Dowling. Es ist Zeit, dass wir die Festung verlassen.«
    Er setzte sich den Hut auf und ging hinter ihr her. »Ich muss etwas essen.«
    »Du wirst etwas bekommen.«
    Aclla wartete nicht auf ihn, und er musste laufen, um sie einzuholen. Sie bog links ab und ging eine Gasse entlang, die auf den zentralen Platz führte. Als sie dort ankamen, waren sie nicht allein. Dort standen zwei schnurgerade Reihen von je zwanzig Kriegerinnen in Kapuzenponchos, die vorn geöffnet waren, sodass man die Brustpanzer sah. Die Kriegerinnen trugen das Schwert am Oberschenkel und den Bogen über der Schulter. Sie sahen wie Statuen aus und waren ganz auf ihre Oberste konzentriert. Keine lenkte ihren Blick auf Wilson. Es war, als wäre er überhaupt nicht vorhanden.
    Sontane trat aus der vorderen Reihe und ging auf ihre Gefährtin zu. »Sie sind bereit«, sagte sie.
    Aclla nickte. »Gib diesem Mann zu essen«, befahl sie, dann ging sie auf die angetretenen Kriegerinnen zu.
    Wilson folgte einen Schritt schräg dahinter. »Rechnest du mit einer Schlacht?«, fragte er.
    Aclla blieb stehen und drehte sich um. Sie blickte ihm in die Augen. »Ja.« Dann deutete sie auf die Frauen neben ihr. »Sie sind bereit, für ihre Aufgabe zu sterben. Und jede Einzelne gibt dir die Schuld am Verschwinden des Würfels – genau wie ich. Wärst du nicht nach Vilcabamba gekommen, wäre der Würfel nie entdeckt worden.«
    Sie wandte sich den Kriegerinnen zu. »Jungfrauen der Sonne!«, rief sie in den stürmischen Regen. »Unsere dunkelste Stunde ist gekommen. Der Würfel ist in die Hände der Menschen gelangt, und das Böse, das darin wohnt, hat in der Welt der Lebenden Fuß gefasst.«
    Die Schultern zurückgenommen, die Hände an den Hüften stand sie da.
    »Es kann keine größere Tragödie, keine größere Herausforderung geben. Wir haben alle von den grausamen Morden gehört, die in Cusco verübt werden. Das ist gewiss das Werk des Würfels.« Aclla sah den Kriegerinnen nacheinander in die Augen. »Die Zeit ist gekommen, zurückzufordern, was uns genommen wurde. Es ist Zeit, dass wir die Ordnung wiederherstellen. Unsere Feinde sind in der Überzahl und haben moderne Waffen. Wir müssen trotzdem siegen. Mit List und Gerissenheit werden wir dieses Ziel erreichen. Der Mann, der neben mir steht, wird den Würfel hoffentlich aufspüren. Dann und nur dann werden wir angreifen.«
    Aclla ging die Reihe entlang und dann langsam wieder zurück. »Ihr werdet diesen Mann um jeden Preis schützen.« Sie zog ihr Schwert und zeigte damit direkt auf Wilson. »Während der kommenden Tage werden wir vielen das Leben nehmen – doch nicht diesem Mann. Er ist unsere einzige Hoffnung.« Sie wandte sich wieder den Kriegerinnen zu. »Zum Ruhme Mama Ocllos!«
    »Zum Ruhme Mama Ocllos!«, riefen die Kriegerinnen.
    »Wir werden im Schutz des Regens laufen!«, rief Aclla. »Wenn sich die Sicht bessert, laufen wir nur noch in der Dunkelheit. Ich hoffe, ihr habt alle den Mut, für Eure Überzeugung zu sterben. Denn wenn nicht, ist alles verloren.«
    Aclla neigte sich zu Wilson und flüsterte: »Wenn der Geist des Würfels doch in deine Seele blicken kann, Wilson Dowling, laufen wir in eine Falle. Lass uns um der Welt willen beten, dass die Mamaconas recht haben.«

46.
    C USCO , P ERU E L -T RIUNFO -K IRCHE O RTSZEIT : 11.55 U HR 22. J ANUAR 1908
    Hauptmann Gonzales trug seine beste Uniform, als er durch die verregneten Straßen zur El-Triunfo-Kirche ging. Mit jedem Schritt, mit dem er sich weiter von zu Hause entfernte, wurde er bedrückter. Die Hand an dem schlichten Silberkreuz unter seinem Hemd, betete er in einem fort, dass seine Familie verschont bleiben möge und er sie wieder unverletzt in die Arme schließen könne. Voller Verzweiflung wollte er umkehren, doch er wusste, dass er den Bischof unter allen Umständen von seiner Frau und seinen Kindern fernhalten musste, nur so konnte er sie schützen.
    Er erinnerte sich an den Augenblick, als er Ramiro die Hände auf die Schultern gelegt und ihm befohlen hatte, sie mit seinem Leben zu verteidigen. Er hatte ihm in die Augen geblickt und nur Unschuld gesehen, und da hatte er sich besser gefühlt. Aber konnte der junge Soldat diese Aufgabe überhaupt erfüllen?, fragte Gonzales sich jetzt.
    Das wusste nur Gott.
    Als Gonzales auf die Plaza de Armas einbog, war er bestürzt, wie viele

Weitere Kostenlose Bücher