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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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die in alle Richtungen gehen.«
    »Warum wollte jemand die Esel töten?«, fragte Gonzales.
    »Das ist schwer zu beantworten. Die Spuren der Ausländer führen zu der roten Felswand. Das verrät mir, dass sie ins Tal wollen, zum Großen Redner.« So nannten die Indianer den Urubamba, weil das Wasser in der Regenzeit an den Stromschwellen so laut rauschte.
    »Sie wollen weiter in die Berge und haben trotzdem ihren Proviant zurückgelassen?«, wunderte sich Gonzales.
    »Da sie keine Lasttiere mehr haben, müssen Sie entschieden haben, dass es so am besten ist. Oder aber die Furcht hat sie davongetrieben.«
    »Sie müssen Angst gehabt haben«, meinte Capos. »Der Tiefe ihrer Fußspuren nach zu urteilen sind sie sehr schnell gerannt.«
    Ompeta nickte. »Der Nebel wird hier sehr dicht gewesen sein, bevor die Sonne über die Berge gestiegen ist. Sie können höchstens ein paar Schritte weit gesehen haben. Vermutlich haben sie es mit der Angst zu tun bekommen, als sie ihre Tiere so schrecklich haben schreien hören.«
    Gonzales schob den Riemen seines Gewehrs höher auf die Schulter. »Und wer sind die Männer, die die Esel getötet und die Ausländer ins Tal getrieben haben?«
    Der alte Mann zuckte die Achseln. »Ihre Spuren verraten, dass sie stark und schnellfüßig sind. An manchen Stellen ist ihre Schrittspanne so lang wie ein erwachsener Mann. Ich vermute, dass sie Stammeskrieger sind. Aber in all meinen Jahren habe ich noch nicht gehört, dass sie auf so grausame Weise Tiere töten.«
    »Sie müssen etwas wissen!«, sagte Gonzales. »Ihr Indianer habt doch für alles eine Geschichte parat! Sagen Sie mir, was Sie wissen.«
    Ompeta überlegte einen Moment lang. »Ich kann nur Vermutungen anstellen, Capitán.« Er blickte in den Regen, als ränge er mit einer Entscheidung. Schließlich redete er, auch wenn es ihm zu widerstreben schien. »Für Indianer ist das heiliger Boden.« Er deutete ins Tal.
    Gonzales schnaubte. »Was ist so besonders daran?«
    »Das ist heiliger Boden, Capitán.«
    »Wieso? Das ist ein Tal von vielen, die in die Berge führen. Nur eines von zehntausend in dieser unwirtlichen Gegend.«
    Ompeta schüttelte den Kopf. »Nicht dieses Tal, Capitán. Es ist ein besonderes.« Er stieß einen schweren Seufzer aus. »Vor Jahren ging ich einmal zum Dorf von Huadquina, das viele Kilometer in dieser Richtung liegt.« Er zeigte nach Westen. »Die weisen Männer dort erzählen Geschichten von geheimnisvollen Kriegern, die am Eingang des Heiligen Tales jagen, wie es auch genannt wird. Sie sind wie Geister. Man erzählt sich im Flüsterton, dass es dieselben Krieger sind, die den anrückenden Vizekönig Toledo zurückgeschlagen haben, fünfunddreißig Jahre nach der Ankunft der Spanier in Peru. Eine Streitmacht, die nicht einmal am helllichten Tag zu sehen war, habe das spanische Heer aus dem Tal getrieben. Die Spanier haben nur die Fußspuren ihrer Feinde gesehen. Sie waren in dem Tal niemals sicher, und in zehn angstvollen Nächten starben über hundert Männer, denen im Schlaf die Kehle durchgeschnitten wurde.«
    Capos schien fasziniert. »Wer steckt dahinter?«
    Ompeta rieb sich nachdenklich das Kinn. »Das weiß niemand. Aber die weisen Männer glauben, dass es die Geister der mächtigen Inka-Könige waren. Es heißt, die Geister durchstreifen diese Täler so unauffällig und listig wie ein Puma.«
    Gonzales stapfte zu den morastigen Fährten vor der Hütte und bückte sich tief, um mit dem Finger auf die Barfußabdrücke zu zeigen, in denen Wasser stand. »Sie meinen also, die stammen von Geistern?« Der sanfte Regen bewegte die dunkel glänzende Oberfläche. »Hier ist ein Mensch gegangen, kein Geist!« Der Aberglaube des Bergführers machte Gonzales wütend. »Sie werden solchen Unsinn nicht wieder erwähnen! Haben Sie verstanden?«
    Ompeta verzog keine Miene, er nickte bloß.
    »Können Sie die Spur bis ins Tal verfolgen?«, fragte Gonzales ungehalten.
    Ompeta nickte wieder; sein dunkler Blick war klar und konzentriert.
    »Lassen Sie antreten!«, befahl Gonzales. »Die Fremden können höchstens anderthalb Kilometer weit gekommen sein. Wir müssen sie schnell aufspüren, damit wir sie nach Cusco zurückbringen können.«
    Capos trat zögernd an seinen Vorgesetzten heran. »Die Männer müssen sich ausruhen«, sagte er. »Sie sind die ganze Nacht durchgelaufen und wissen nicht, warum. Was haben die beiden Ausländer getan, dass wir sie so unnachgiebig verfolgen müssen?«
    Gonzales merkte, wie er

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