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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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entstehen Legenden, wissen Sie.«
    »Vielleicht sind Sie ja verrückt geworden«, entgegnete Wilson. »Das ist nicht auszuschließen.«
    Binghams Miene verhärtete sich. »Ich kaufe Ihnen keine Sekunde ab, dass Sie mich über die Brücke getragen haben. Das ist einfach unmöglich!«
    »Wie gesagt, vielleicht haben Sie Ihren Verstand schon eingebüßt.«
    Inzwischen wichen die vier Verfolgerinnen einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen zurück auf der durchhängenden Brücke Richtung Südufer. Mit nur einem Geländer war es gefährlich, denn die Brücke schwang unter dem Gewicht der Frauen und den Luftwirbeln über dem Wasser hin und her.
    »Sie haben eine Wunde am Bein«, stellte Bingham fest und deutete auf den Blutfleck auf Wilsons Hose. Dann sah er den Pfeil auf dem Boden liegen. »Die haben mit Pfeilen auf uns geschossen? Diese hinterhältigen Biester. Kappen Sie die Liane, und lassen Sie die Eselquäler in den Fluss stürzen, sage ich!« Bingham griff nach dem Pfeil.
    »Lassen Sie ihn liegen«, fuhr Wilson ihn an. »Der ist vergiftet.«
    »Wieso sind Sie dann noch am Leben, hm?«, fragte Bingham spöttisch.
    »Lassen Sie einfach die Finger davon!«
    »Er ist gar nicht vergiftet.« Bingham befingerte den Schaft und besah ihn sich näher. »Eine feine Arbeit ... wirklich –«
    Wilson fuhr herum, riss ihm den Pfeil aus der Hand und warf ihn in den Abgrund.
    »Warum haben Sie das getan?« Bingham stöhnte. »Die Pfeilspitze hätte ein famoses Souvenir abgegeben!«
    »Warum hören Sie nicht auf mich!«, entgegnete Wilson. »Es hätte Sie das Leben kosten können – wahrscheinlich Froschgift, wenn ich richtigliege.«
    »Der Pfeil hat Sie ins Bein getroffen, Wilson. Wie erklären Sie sich, dass Sie noch atmen, wenn Gift daran war?«
    »Ich bin gegen Froschgift immun.«
    »Sie erwarten wohl, dass ich Ihnen alles glaube, wie?«
    Die Amazonen hatten die Steigung jetzt zur Hälfte hinter sich gebracht. Den sicheren Felssims im Blick verdoppelten sie ihre Anstrengung. Sie waren flink und anmutig, soweit das unter den Umständen möglich war. Schließlich brach die Anführerin den Blickkontakt ab, schlug demonstrativ einen Salto und landete zwischen ihren Gefährtinnen auf dem Felssims. Mit einer geschmeidigen Bewegung zogen sie ihre Bögen nach vorn und jeweils einen Pfeil aus dem Köcher – alle bis auf die Anführerin. Auf die Entfernung und bei dem Wind wäre es ein schwieriger Schuss. Und wenn sie schossen, hätten Wilson und Bingham genügend Zeit, um in das dichte Gebüsch auf dem Felsvorsprung zu verschwinden.
    Die Anführerin hob die Hand, und ihre Gefährtinnen ließen die Bögen sinken. Sie schrie etwas, worauf die Bögen wieder auf dem Rücken und die Pfeile im Köcher verschwanden.
    »Wie sind wir auf diese Seite gelangt?«, fragte Bingham, der sich immer noch ratlos umsah.
    »Ich habe Sie herübergetragen. Und das war nicht einfach.«
    Bingham lachte. »Da herüber? Unmöglich!«
    Mit einem Messerhieb kappte Wilson das zweite Geländer, und die Liane fiel in den Fluss. Er kniete sich hin und machte sich daran, auch den Flechtsteg der Brücke abzuschneiden. Nach wenigen Sekunden war die Aufgabe erledigt. Als der Steg auf dem Wasser aufschlug, wurde er von der Strömung erfasst, die ihn von den Säulen auf der Südseite losriss und verschlang.
    Bingham schaute an dem Felsen der Nordseite hinauf, der in den Dunst aufragte, dann auf den schmalen Pfad, der in den dichten, dunklen Wald führte. »Sie haben gerade die Brücke gekappt, die nach Cusco führt«, sagte er düster. »Wir haben keinen Proviant, kein Zelt und keinen Whiskey.«
    »Wir werden einen anderen Heimweg finden«, erwiderte Wilson. Der führte über den berühmten Inka-Pfad und den Abra de Huarmihuanusca, den Pass der toten Frau. Noch immer blickte er zu der Anführerin auf der anderen Seite. Obwohl ihn die Amazone beinahe getötet hatte, verspürte er nicht den Wunsch, sich zu rächen. Diese Kriegerinnen beschützten offenbar das Heilige Tal und möglicherweise auch Vilcabamba. Die Frage war: Gab es noch eine zweite Hängebrücke über den Urubamba? Wilson musste davon ausgehen. Gab es die nicht, würden die Kriegerinnen über den Inka-Pfad laufen müssen, wenn sie Machu Picchu vor ihm erreichen wollten.
    »Also gut, jetzt mal Spaß beiseite.« Bingham wurde ernst. »Wie bin ich auf diese Seite des Flusses gelangt? Je eher Sie mit der Sprache herausrücken, desto eher werde ich mich mit meiner Lage anfreunden können.«
    »Wir haben keine

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