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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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hindurchzubringen war eine echte Herausforderung.
    Zwischen den Farnstauden und knorrigen Bäumen hing ein ständiger Dunst. Der Boden war fast überall schlüpfrig, und das Unterholz so dicht, dass Wilson sich seit zwei Tagen den Weg mit dem Jagdmesser bahnen musste. Er hatte die Hände schon voll blutiger Blasen. Einem Jaguar waren sie noch nicht begegnet, aber ein, zwei Mal hatten sie frische Spuren im Morast entdeckt. Da es Tag und Nacht regnete, waren sie nass bis auf die Knochen. Wegen der unablässig stechenden Insekten hatten sie sich mit Schlamm einschmieren müssen, besonders in der Abenddämmerung. Nur so konnten sie die Blutsauger von sich fernhalten. Es war unmöglich, ein Feuer anzuzünden. Selbst in einer Höhle, die sie gefunden hatten, gelang es ihnen nicht. Da sie nichts garen konnten, war ihre einzige Mahlzeit eine grüne Python gewesen, die Wilson gefangen und gehäutet hatte. Roh schmeckte das Fleisch nicht gut, und Wilson hatte Bingham zwingen müssen, es herunterzuwürgen, damit er bei Kräften blieb.
    Mit Bingham zu wandern war eine schwierige Aufgabe. Ständig wollte der Wissenschaftler umkehren, redete von seinem Whiskey und frischem Tabak. Er lief langsam, seufzte viel und musste in einem fort ermuntert werden, weiterzugehen.
    Wilson schob sich durch eine Reihe Farnsträucher und trat zum ersten Mal seit zwei Tagen aus dem Wald heraus. Vor ihm floss der Urubamba, das letzte große Hindernis vor dem Aufstieg nach Machu Picchu. Auch hier hing Dunst zwischen den steilen Talwänden. Wilson atmete tief durch und steckte das Messer weg. Über dem Tal lag Vilcabamba. Das Ende seiner Reise war nah, und das stärkte Wilsons Entschlossenheit.
    »Wir müssen einen Weg über den Fluss finden«, sagte er.
    Bingham schaute über das schäumende Wasser zur anderen Seite. »Dann habe ich eine Neuigkeit für Sie: Schwimmen geht nicht.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Gehen wir zu der Stelle, wo sich die Schlucht verengt. Vielleicht tut sich dort eine Möglichkeit auf.«
    Nach Osten hin rückten die Felswände enger zusammen, und der Boden stieg an. Das Wasser wurde reißender und kam ihnen mit großer Kraft entgegen, was wieder mehr Gischt und Lärm bedeutete. Auf beiden Seiten hingen von den Felsen Hunderte grüner Lantana-Ranken herab, die stark genug waren, um einen Mann zu tragen.
    Als sie über herabgestürzte Felsbrocken den Hang zu der Talenge hinaufkletterten, fing Bingham wieder an zu klagen. »Das ist doch hoffnungslos! Wir werden es nie auf die andere Seite schaffen!«
    »Bemühen Sie sich um etwas mehr Zuversicht!«, rief Wilson gegen das Rauschen des Wassers an. Auf einem recht flachen Felsvorsprung zog er prüfend an der dicksten Ranke. Als er zufrieden war, hängte er sich mit seinem ganzen Gewicht daran und schaute zur anderen Seite. Er fragte sich, ob es möglich war, sich hinüberzuschwingen.
    »Wofür halten Sie sich? Für einen Menschenaffen? Das schaffen Sie nie?« Bingham schätzte die Entfernung ab. »Wenn Sie eine Ranke von der anderen Seite hätten, gäbe es vielleicht eine Chance. Wenigstens bewegt sich die Ranke in die Richtung, in die Sie wollen.«
    »Wenn ich Ihnen eine Ranke von drüben besorge, werden Sie es wagen?«
    »Sie kommen gar nicht erst rüber.« Bingham schüttelte den Kopf.
    »Und wenn doch, und ich bringe Ihnen eine?«
    »Unmöglich. Nicht zu schaffen.«
    »Wir müssen an dieser Stelle hinüber«, sagte Wilson. »Wenn nicht, müssen wir in den Nebelwald zurück. Aber auch dann gäbe es keine Garantie, dass wir woanders leichter über den Fluss kommen.«
    »Wir sollten nach Cusco zurückkehren«, sagte Bingham mit traurigem Gesicht.
    Wilson zeigte ans andere Ufer. »Cusco liegt auch da drüben!«
    »In den Wald gehe ich bestimmt nicht mehr zurück.« Bingham kratzte sich an einem der zahllosen Mückenstiche, die er an Hals und Ohren hatte.
    »Sie werden nur mit wenig Abstand zum Wasser hinüberschwingen«, erklärte Wilson. »Ich werde Ihnen sogar eine Art Sitz aus einem Stock basteln, damit Ihnen das Festhalten leichter fällt. Wie finden Sie das?«
    Bingham blickte mit zusammengebissenen Zähnen in den Wald. Dann verschränkte er die Arme und musterte den Fluss. »Wenn Sie mir eine Ranke von drüben besorgen, werde ich es tun. Aber das werden Sie nicht schaffen. Sie werden dabei umkommen.«
    Wilson lächelte. »Also abgemacht.«
    »Damit eines klar ist«, erwiderte Bingham. »Ich lasse mich nicht noch mal bewusstlos schlagen, so wie neulich, damit Sie mich

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