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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Glockenturm entfernt werden muss, Vater.« Bei der Überquerung des Platzes hatte Gonzales den verwesenden Leichnam dort noch immer hängen sehen. Die Vögel hatten ihm bereits die Augen ausgepickt. Die aufgebrachte Menschenmenge, die drei Tage zuvor noch den Platz gefüllt hatte, war fort. Nur Corsells Mutter kniete noch im Regen vor der Kirchentreppe.
    Bischof Francisco seufzte tief. »Der Tote bleibt hängen«, erwiderte er streng. »Erwähnen Sie die Kreuzigung nicht noch einmal, Capitán. Nur ich darf in solchen Dingen für Gott sprechen.«
    »Vater, die schlimmen Vorgänge in der Stadt haben zweifellos damit zu tun. Lassen Sie den Toten abnehmen. Wenn Sie ein wenig Einlenken zeigen, dann –«
    »Ich bin die Hand, die das Schwert Gottes führt!«, unterbrach ihn der Bischof mit so unheimlicher Stimme, dass Gonzales eine Gänsehaut bekam. »Sprechen Sie die Sache nicht noch einmal an, oder es hat Konsequenzen für Sie!«
    Gonzales war erschrocken und traute sich nicht, dem Geistlichen in die Augen zu blicken, aus Angst davor, was er dort sehen könnte. »Ich werde es nicht mehr erwähnen«, sagte er.
    »Sie werden Soldaten anfordern. Geben Sie ein Telegramm auf. Sofort!«
    Das hieß zwar, dass er den Telegrafenbeamten aufwecken musste, aber Gonzales hatte nicht die Absicht, dem Bischof noch einmal zu widersprechen. Der höchste Vertreter der Kirche in Südamerika hatte seinen Willen kundgetan. Und dazu kam, dass Gonzales Angst vor ihm hatte, auch wenn ihm nicht klar war, warum. Vor einer Woche noch hatte er geglaubt, sich vor keinem lebenden Menschen zu fürchten, ganz gleich, wie stark, entschlossen oder mächtig er war – doch das alles hatte sich in dem Moment geändert, als Gonzales das rote Schimmern in den Augen des Bischofs bemerkt hatte.
    »Wenn die Soldaten eingetroffen sind, werden Sie die Straßen nach Nordwesten besetzen und Ihren Leuten befehlen, auf die beiden Ausländer zu schießen, sobald sie zurückkommen. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, Vater.«
    »Cusco macht eine dunkle Zeit durch«, sagte der Bischof mit tonloser Stimme. »Wir müssen kampfbereit sein. Unschuldige werden ermordet, sogar in ihren Betten. Wenn Sie nicht wollen, dass Sie und Ihre Familie dasselbe Schicksal ereilt, werden Sie tun, was ich sage, ohne es infrage zu stellen. Dieser Dowling hat ganz sicher mit diesen Schreckenstaten zu tun. Er wird nach Cusco zurückkommen, um zu stehlen, was nicht sein ist. Dieser Mann ist böse, der verdorbenste Mensch, der je auf Gottes Erde gewandelt ist. Er will an sich bringen, was nicht ihm gehört, und die Folge wäre, dass Unschuldige in der Hölle brennen.«
    Der Bischof trat aus dem Kreuzgang hinaus in den Regen. Von seiner nackten Haut stieg Dampf auf, als er sich zu Gonzales umdrehte. »Lieben Sie Ihre Familie?«, fragte er.
    Gonzales kroch es eiskalt über den Rücken.
    »Lieben Sie Ihre Familie?«, fragte der Bischof noch einmal.
    »Ich liebe die Kirche, Vater, aber wie Gott es will, liebe ich meine Frau und Kinder mehr als alles andere. Mehr als mein Leben.«
    »Sie würden für sie sterben?«
    »Ohne zu zögern.«
    Bischof Francisco lächelte, wobei seine Zähne und Augen im Schatten blieben, was ein schauriger Anblick war. »Sie geben einen prächtigen Soldaten für die Kirche ab. Ein Mann wie Sie bewältigt jede Herausforderung und wird dadurch nur noch stärker, scheint mir. Darum hat Gott Sie zu meiner rechten Hand bestimmt.«
    Gonzales fiel auf ein Knie. »Danke, Vater, ich werde Sie nicht enttäuschen.«

27.
    A NDEN , P ERU
M ACHU P ICCHU S ANCTUARY L ODGE
O RTSZEIT : 23.10 U HR
18. J ANUAR 2014
    Direkt vor der Tür auf dem Gang saß der zusätzliche Leibwächter, der ein paar Stunden zuvor aus Houston angekommen war. John Hanna war ein Ex-Navy-Seal, und obwohl er relativ klein war und Rastalocken trug, war er bei den Reichen und Berühmten ein begehrter Sicherheitsmann. »Hanna hat Bono bewacht, als er durch die Vereinigten Staaten tourte«, erzählte Chad über ihn. »Er kann einen Mann mit dem kleinen Finger töten. Er ist der Beste.«
    Helena hatte ihn nur einmal gesehen und war sofort überzeugt gewesen, dass man sich auf ihn verlassen konnte. Er wirkte leicht hyperaktiv; die Art, wie er redete und sich federnd durch das Zimmer bewegte, wenn er seine Kontrollrunde machte, konnte enervierend sein. Er nahm seine Aufgabe so ernst, dass er sogar vom Balkon sprang, viereinhalb Meter tief, um die Sicherheit vom Boden aus zu überprüfen.
    Chad schlief im angrenzenden

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