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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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richtete sie auf und ließ sie über die Schlucht kippen, sodass sie eine Brücke bildeten.
    »Los«, sagte er und winkte Bingham herüber.
    Diesem war anzusehen, dass ihm die Konstruktion nicht geheuer war. Langsam kroch er auf allen vieren voran, stöhnte und beschwerte sich in einem fort, welche Angst ihm der Blick in die Tiefe einjagte. Als er es auf die andere Seite geschafft hatte, zog Wilson ihn auf die Beine.
    »Jetzt stehen Sie in Vilcabamba«, verkündete er. »Die Stadt war so wichtig, dass jeder an der Erbauung Beteiligte getötet und alle schriftlichen Zeugnisse vernichtet wurden, damit nichts über sie bekannt werden konnte. Ihre Aufgabe ist es, sie der Welt zu präsentieren, Hiram Bingham.«
    »Ich freue mich, den Ruhm mit Ihnen zu teilen«, sagte Bingham. »Ich bin wirklich nicht so versessen darauf, wie Sie glauben.«
    »Noch heute Nachmittag werde ich mich verabschieden«, entgegnete Wilson heiter. »Sie werden eine Lagekarte anfertigen und dann nach Cusco zurückkehren.«
    Bingham sah ihn entgeistert an. »Sie wollen mich allein lassen? Wie soll ich denn um Himmels willen von hier aus in die Stadt zurückfinden?«
    Wilson zeigte zur untergehenden Sonne. »Ungefähr fünf Kilometer in dieser Richtung, hinter dem Berg, gibt es eine kleine Kirche am Ufer des Urubamba. Sie heißt Unsere barmherzige Frau. Der Priester dort, Vater Marcos, wird Ihnen helfen. Ich bin sicher, bis dahin schaffen Sie es allein.«
    »Eine Kirche ... hier draußen?«
    »Vater Marcos wird Ihnen einen Führer besorgen, der Sie nach Cusco zurückbringt.«
    »Und wohin gehen Sie?«
    »Wie gesagt, nach Hause.«
    »Das war so nicht abgemacht!«, beschwerte sich Bingham. »Es gefällt Ihnen, mich immer wieder im Ungewissen zu lassen ... ich weiß, dass es Ihnen gefällt! Wissen Sie, es ist verwirrend, wie Sie hier über Schluchten springen, als könnten Sie dem Tod ein Schnippchen schlagen. Das ist nicht normal! Und jetzt eröffnen Sie mir, dass Sie mich zurücklassen! Ohne Helfer und Proviant!«
    »Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt, oder nicht?« Wilson deutete auf die Ruinenstätte. »Da liegt Vilcabamba, wie angekündigt, und Sie werden ein Held sein.« Gemächlich ging er zwischen Farn und Gras an der schmalen Terrasse entlang in Richtung Norden, wo der Huayna Picchu lag.
    »Darum geht es nicht!«, erwiderte Bingham erregt. »Wir haben diese Expedition gemeinsam begonnen und sollten sie gemeinsam zu Ende bringen!«
    »Hören Sie, Hiram, es tut mir leid, aber Sie müssen jetzt allein zurechtkommen. Falls es Sie tröstet: Ich bin sicher, dass Sie ohne mich zu Vater Marcos durchkommen werden. Sie sind auf einem Esel von Santiago bis Cusco geritten, um Himmels willen! Da werden Sie es doch wohl zu einer Kirche schaffen, die gerade mal fünf Kilometer weit weg ist.«
    Bingham schaute sich um. »Sehen Sie sich doch hier um ... Mann! Und überhaupt, ich hatte zehn Träger und drei Yale-Gelehrte bei mir! Ich war nicht allein.«
    Als Wilson Wasser gluckern hörte, schob er ein Büschel Grashalme beiseite und entdeckte einen Kanal. Parallel zu der Terrasse, auf der sie standen, verlief ein schnell fließender Wasserlauf. Er bückte sich, tauchte die Finger hinein und kostete. »Darum wächst hier alles so gut.« Auf den benachbarten Bergen waren in dieser Höhe kaum Pflanzen zu sehen.
    Wilson sprang über einen Baum, der umgekippt war, weil die Mauer dahinter nachgegeben hatte. »Ich werde Sie zu einem ganz besonderen Gebäude führen. Kommen Sie.«
    »Unglaublich, dass Sie mich hier allein lassen wollen!«, stöhnte Bingham.
    »Es ist der sogenannte Sonnentempel.«
    »Es gibt auch einen in Cusco«, erwiderte Bingham. »Jedenfalls Reste davon.« Ein paar Schritte lang herrschte Schweigen. Dann sagte Bingham: »Wenn Sie mit mir nach Cusco zurückkehren, verspreche ich, den Ruhm mit Ihnen zu teilen. Sie können auch berühmt werden!«
    »Es bleibt wie abgemacht: Ich bin nie hier gewesen.«
    »Sie dürfen mich nicht allein lassen!«
    Wilson lief eine stark überwucherte Treppe hinab. Vor ihm ging es senkrecht ins Urubamba-Tal. »Gleich sehen Sie das großartigste Bauwerk der alten Welt, Hiram.«
    Wilson bemerkte nicht, dass auf dem Plateau über ihm, keine sieben Meter entfernt, die Amazone Aclla stand, Oberste der Sonnenjungfrauen. Sie und ihre drei Gefährtinnen hatten einen Pfeil auf die Sehne gelegt und bewegten sich lautlos und geschickt durch die Ruinen, wie es ihnen durch lebenslanges Training möglich war, und ließen

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