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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Pterodactylus.
    Eindeutige Gewißheit gibt es in diesem Punkt nicht. Nach der
    Aussage zweier erschreckter Frauen hatte er sich auf dem Dach
    der Queens Hall niedergelassen und war dort mehrere Stunden
    lang wie ein lebendiges Teufelsbild gehockt. In den
    Abendzeitungen am nächsten Tag war zu lesen, daß ein Soldat,
    der vor dem Marlborough House Wache gestanden hatte,
    wegen unerlaubten Verlassens seines Postens vor das
    Kriegsgericht gestellt wurde. Seine Entschuldigung, daß er sein
    Gewehr hingeworfen und die Flucht ergriffen hätte, weil er
    plötzlich beim Aufblicken den Teufel vor dem Mond
    dahinfliegen gesehen habe, wurde vom Gericht nicht
    akzeptiert, könnte aber in direktem Zusammenhang mit
    unserem Pterodactylus stehen.
    Die einzige andere Spur, die ich noch hinzufügen kann,
    stammt aus dem Logbuch der Friesland, eines Dampfers der
    Holland-Amerika-Linie. Sie besagt, daß am nächsten Morgen
    um neun Uhr, zehn Meilen vor Start Point, ein seltsames Tier –
    halb Ziege, halb Fledermaus – beobachtet wurde. Es sei mit
    erstaunlichem Tempo vorbeigeflogen und in südwestlicher
    Richtung verschwunden. Wenn sein Heimatinstinkt ihm den
    richten Kurs eingab, besteht kein Zweifel, daß der letzte
    europäische Pterodactylus irgendwo in den endlosen Weiten
    des Atlantik ertrunken ist.
    §
    Und nun zu Gladys, meiner Gladys vom geheimnisvollen
    See – der nun wieder in Zentralsee umbenannt werden wird,
    denn Gladys soll durch mich keine Unsterblichkeit erlangen.
    Hatte ich nicht von Anfang an einen brutalen Chrakterzug in
    ihr vermutet? Hatte ich nicht, sogar zu jener Zeit, als ich noch
    stolz darauf war, ihrem Geheiß zu folgen, gewußt, daß es eine
    recht armselige Liebe sein mußte, wenn der Geliebte in den Tod
    oder doch in tödliche Gefahr geschickt wurde? Habe ich nicht
    in meinen geheimsten Gedanken durch die schöne Fassade
    ihres Gesichts hindurch in ihre Seele geblickt und dort den
    Zwillingsschatten von Selbstsucht und Unbeständigkeit
    erkannt? Waren es Heldentum und menschliche Größe an sich,
    die sie liebte, oder hatte sie mich nur wegen des Ruhms, der
    ohne eigene Anstrengung und Opfer auf sie ausstrahlen sollte,
    in die Fremde geschickt? Sind diese meine Gedanken nur
    Ausdruck jener Klugheit, die nach dem Schaden kommt? Es
    war auf alle Fälle der Schock meines Lebens. Vorübergehend
    wurde ich zum Zyniker. Aber jetzt, da ich dies schreibe, ist
    schon eine Woche vergangen.
    Ich will mein Erlebnis mit Gladys in wenigen Worten
    erzählen. In Southampton erwartete mich weder ein Brief noch
    ein Telegramm. Von Sinnen vor Besorgnis kam ich gegen zehn
    Uhr am gleichen Abend zu der kleinen Villa in Streatham. War
    Gladys krank oder tot? Wo waren meine nächtlichen Träume
    von zärtlichen Umarmungen, ihrem lächelnden Gesicht und den
    Lobesworten für den Ritter, der ausgezogen war und sein Leben
    für sie gewagt hatte, geblieben? Ich war von den erhabenen
    Gipfeln herabgestürzt und stand bescheiden auf dem Erdboden.
    Aber immer noch hätte eine einleuchtende Erklärung die
    Wolken wieder zerstreuen können. Ich stürzte den Gartenpfad
    hinauf, hämmerte gegen die Tür, hörte drinnen die Stimme
    von Gladys, drängte mich an dem bestürzten Hausmädchen
    vorbei und eilte ins Wohnzimmer. Im Schein der Stehlampe
    saß sie auf einem niedrigen Sofa neben dem Klavier. Mit drei
    Schritten war ich bei ihr und ergriff ihre beiden Hände.
    »Gladys!« rief ich. »Gladys!«
    Sie blickte mit überraschtem Gesicht auf. Irgendwie wirkte
    sie verändert. Der Ausdruck ihrer Augen, der harte Blick, die
    verkniffenen Lippen waren mir neu an ihr. Sie entzog mir die
    Hände.
    »Du?« fragte sie bloß.
    »Gladys!« rief ich. »Was ist denn los mit dir? Du bist doch
    meine Gladys, oder etwa nicht? Die liebe kleine Gladys
    Hungerton?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich heiße jetzt Gladys Potts. Darf ich dir
    meinen Mann vorstellen?«
    Wie absurd das Leben doch sein kann! In dem Sessel, in
    dem ich immer gesessen hatte, hockte ein kleiner, rothaariger
    Mann, vor dem ich mich jetzt verbeugte und dem ich die Hand
    schüttelte. Wir grinsten uns gegenseitig peinlich berührt und
    mit leeren Gesichtern an.
    »Bis unser Haus fertig ist, wohnen wir noch einstweilen
    hier«, sagte Gladys.
    »Wie angenehm«, sagte ich.
    »Hast du meinen Brief denn nicht bekommen?« fragte
    Gladys. »Ich habe ihn nach Para geschickt.«
    »Nein, ich habe keinen Brief bekommen.«
    »Schade, dann hättest du Bescheid gewußt.«
    »Dafür weiß ich jetzt

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