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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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solche Reportagen schon
    immer an Leute mit Rang und Namen vergeben, und die
    großen unbekannten Lücken in der Landkarte existieren schon
    lange nicht mehr. Die Romantik des Abenteurertums ist
    ausgestorben. Ich würde sagen …« Er brach ab, und ein
    Lächeln huschte über sein Gesicht. »Moment!« rief er. »Die
    großen unbekannten Lücken bringen mich auf eine Idee. Wie
    war’s, wenn Sie einen Scharlatan – einen modernen
    Münchhausen – entlarven und ins Lächerliche ziehen würden?
    Er muß endlich als der Lügner gebrandmarkt werden, der er
    tatsächlich ist. Mann, das wäre nicht schlecht. Wie gefällt Ihnen
    der Vorschlag?«
    »Bestens. Ich mache alles und scheue nichts.«
    McArdle schwieg und dachte angestrengt nach.
    »Vielleicht gelingt es Ihnen«, sagte er nach einer Weile,
    »das Vertrauen dieses Mannes zu gewinnen oder wenigstens
    mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sie scheinen das Talent zu
    besitzen, Beziehungen anknüpfen zu können und Sympathie zu
    erwecken. Ich merke das ja an mir selbst.«
    »Sehr liebenswürdig, Sir«, sagte ich.
    »Also gut«, sagte McArdle. »Dann versuchen Sie Ihr Glück
    bei Professor Challenger.«
    Ich war von den Socken.
    »Professor Challenger?« rief ich. »Meinen Sie den
    berühmten Zoologen? War er nicht derjenige, der Blundell, dem
    Reporter vom Telegraph, eins über den Schädel gezogen hat?«
    Der Nachrichtenredakteur verzog den Mund zu einem
    schiefen Lächeln. »Na und?« fragte er. »Sie sagen doch, daß Sie
    Abenteuer suchen.«
    »In Verbindung mit meinem Beruf, Sir.«
    »Eben. Ich nehme an, daß Challenger nicht immer so
    gewalttätig ist. Blundell muß ihn in einem falschen Moment
    angebohrt haben oder auf die falsche Art. Sie haben vielleicht
    mehr Glück und gehen taktvoller vor. Der Fall Challenger
    dürfte Ihnen liegen, und man soll seine Leute immer dort
    einsetzen, wo sie ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen
    können.«
    »Wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich nichts über den
    Mann«, sagte ich. »Ich kenne seinen Namen nur durch den
    Prozeß nach der Sache mit Blundell.«
    »Ich kann Ihnen ein paar Anhaltspunkte geben, Mr.
    Malone«, sagte McArdle. »Ich habe nämlich schon seit
    geraumer Zeit ein Auge auf den Professor.« Er zog einen Zettel
    aus der Schublade. »Hier eine kurze Zusammenfassung meiner
    bisherigen Recherchen. Ich lese sie Ihnen vor:
    Challenger,
    George
    Edward.
    Geboren
    achtzehnhundertdreiundsechzig in Largs, in Nordengland.
    Studium an der Largs Academy und der Universität von
    Edinburgh. Achtzehnhundertzweiundneunzig Assistent am
    Britischen Museum, Abteilung Vergleichende Anthropologie.
    Achtzehnhundertdreiundneunzig
    Rücktritt
    wegen
    Meinungsverschiedenheiten
    und
    scharfen
    Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten. Gewinner der
    Crayston Medaille für zoologische Forschungsarbeiten.
    Mitglied von … ach, von einem Haufen von Institutionen im In-
    und Ausland: Societe Beige, American Academy of Science, La
    Plata und so weiter und so fort. Expräsident der Paläologischen
    Gesellschaft, Präsident der British Association für … alles
    irgendwelche
    hochtrabenden
    Angelegenheiten.
    Veröffentlichungen:
    Beobachtungen
    anhand
    von
    Kalmückenschädeln,
    Hervorstechende
    Merkmale
    der
    Entwicklung der Vertebraten. Unzählige Fachartikel, darunter
    Der Trugschluß des Weißmanismus, der hitzige Diskussionen
    beim Zoologenkongreß in Wien auslöste. In seiner Freizeit
    macht Challenger ausgedehnte Spaziergänge und klettert auf
    Bergen herum. Adresse: Eumore Park, Kensington, W.
    Den Zettel können Sie mitnehmen, und das wäre dann alles
    für heute.«
    Ich steckte den Zettel ein.
    »Eine Frage noch, Sir«, sagte ich, als ich nicht mehr das rote
    Gesicht vor mir hatte, sondern eine rosa Glatze, »ich habe
    immer noch nicht ganz begriffen, warum ich den Mann
    eigentlich interviewen soll. Was hat er denn gemacht?«
    Das Gesicht kam wieder in die Höhe.
    »Er ist vor zwei Jahren nach Südamerika auf eine
    Einmannexpedition gegangen und im vergangenen Jahr
    zurückgekommen. Daß er in Südamerika war, wird nicht
    bezweifelt, aber er weigert sich zu sagen, wo er gewesen ist. Er
    hat von seinen Abenteuern berichtet, aber bloß ganz vage. Als
    ihn dann jemand genauer ausfragen wollte, hat der Mann
    jegliche Auskunft verweigert. Etwas Wundervolles soll passiert
    sein – wenn der Professor nicht das Blaue vom Himmel
    herunterlügt, was ich annehme. Er hat ein paar Fotos
    hergezeigt, aber das können Fälschungen gewesen sein.

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