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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Er
    reagiert so allergisch auf das Thema Südamerika, daß er auf
    jeden losgeht, der ihm Fragen stellt. Reporter pflegt er die
    Treppe hinunterzuwerfen. Meiner Meinung nach leidet er an
    gewalttätigem Größenwahn und benutzt die Wissenschaft nur
    als Aufhänger. So sieht die Sache aus, Mr. Malone, und Sie
    müssen jetzt zusehen, was Sie daraus machen können. Sie sind
    groß und muskulös und werden sich schon wehren können.
    Und daß die Redaktion Ihnen in allem den Rücken deckt, das
    brauche ich ja wohl nicht zu betonen.«
    Das grinsende Gesicht senkte sich wieder nach unten, und
    meinem Blick bot sich erneut die rosa Glatze. Das Gespräch
    war beendet. Ich schlenderte zum Savage Club, ging aber nicht
    hinein, sondern stützte mich mit beiden Händen auf das
    Geländer der Adelphi Terrasse und blickte lange und
    nachdenklich auf den braunen, öligen Fluß hinunter. In der
    frischen Luft habe ich schon immer am besten und logischsten
    denken können. Ich habe McArdles Zettel aus der Tasche
    gezogen und ihn unter der elektrischen Lampe betrachtet. Und
    plötzlich hatte ich eine Art göttliche Eingebung: als Journalist
    hatte ich nicht die geringsten Chancen, mit diesem
    gemeingefährlichen Professor in Kontakt zu kommen. In den
    spärlichen Angaben zu seiner Person war jedoch von
    Meinungsverschiedenheiten
    und
    scharfen
    Auseinandersetzungen und hitzigen Diskussionen die Rede,
    und daraus schloß ich, daß der Mann ein Fanatiker war und ich
    vielleicht auf dem Umweg über die Wissenschaft an ihn
    herankommen konnte. Ich mußte es versuchen.
    Ich ging in den Club hinein. Es war kurz nach elf, und
    obwohl der Hauptansturm noch nicht eingesetzt hatte, war es
    bereits ziemlich voll. In einem Sessel neben dem Kamin saß ein
    großer hagerer Mann. Als ich einen Stuhl neben ihn zog,
    drehte er sich zu mir um. Er war genau mein Mann, dieser
    Tarp Henry, seines Zeichens Bakteriologe und freier
    Mitarbeiter der Zeitschrift Nature. Henry war ein kleiner,
    ledriger Typ, der für seine Freunde alles tat. Ich fiel
    rücksichtslos über ihn her. »Was weißt du über einen gewissen
    Professor Challenger?« fragte ich.
    »Challenger?« Er runzelte die Stirn. »Challenger ist der
    Mann, der irgendwelche Lügenmärchen von einer Südamerika-
    Expedition erzählt hat.«
    »Was für Lügenmärchen?«
    »Ach, irgendwelchen kompletten Blödsinn. Angeblich will er
    seltsame Tiere entdeckt haben. Ich glaube, er hat seine
    Behauptungen inzwischen widerrufen. Jetzt scheint er die Sache
    totzuschweigen. Er hat bei seiner Rückkehr ein Interview
    gegeben, ist dabei aber voll baden gegangen und hat wohl selbst
    gemerkt, daß es so nicht geht. Eine peinliche Angelegenheit. Es
    hat ein paar Leute gegeben, die ihn ernst genommen haben,
    aber die hat er schon nach kurzer Zeit vergrault.«
    »Wodurch?«
    »Durch seine Grobheiten und sein unmögliches Benehmen.
    Der arme alte Wadley vom Zoologischen Institut hat ihm ein
    Glückwunschtelegramm geschickt und ihn zu einem Vortrag
    eingeladen. Die Antwort, die er bekommen hat, war so ordinär,
    daß ich sie nicht wiederholen will.«
    »Stell dich doch nicht an, Tarp.«
    »Na, was wird er schon geantwortet haben? Daß ihn der
    Chef des Zoologischen Instituts am Abend besuchen soll.«
    »Mann!«
    »Der alte Wadley war fix und fertig. Mit allem hatte er
    gerechnet, bloß damit nicht.«
    »Und was weißt du noch von Challenger?«
    »Du weißt, daß ich Bakteriologe bin. Ich lebe in der Welt des
    Mikroskops und kann nicht für mich in Anspruch nehmen,
    Dinge, die ich mit dem bloßen Auge sehe, objektiv beurteilen
    zu können. Ich bin ein Mensch, der sich am äußersten Rand des
    Erkennbaren bewegt, und fühle mich völlig fehl am Platz, wenn
    ich mein Labor verlasse und auf euch große rauhe Gesellen
    stoße. In meiner Welt gibt es keine Skandale, ich gebe
    allerdings zu, daß ich bei wissenschaftlichen Gesprächen von
    diesem Challenger gehört habe. Er scheint ein Mann zu sein,
    den man einfach nicht ignorieren kann. Ein gerissener Typ, voll
    von Vitalität und Energie, aber streitsüchtig, schrullig und
    skrupellos. Er hat sogar die Stirn besessen, irgendwelche Fotos
    von seiner Expedition zu fälschen.«
    »Schrullig ist er, sagst du? Was hat er denn für
    Marotten?«
    »Unzählige. Sein Hauptsteckenpferd ist August Weißmann,
    du weißt schon, der deutsche Zoologe, der nachgewiesen hat,
    daß erworbene Eigenschaften nicht vererbbar sind. Bei

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