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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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erklären?«
    »Ich werde es Ihnen wohl besser selbst erzählen, bevor Sie es von jemand anderem erfahren.« Frau Jakobi holte tief Luft: »Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen, dass im ganzen Haus Bilder von mir hängen. Bei einer Eigentümerversammlung vor drei Jahren haben wir beschlossen, das Treppenhaus mit Bildern zu verzieren, da es sehr kahl und trist wirkte. Sophie Rhom hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ein paar meiner Bilder aufzuhängen. Sie hat gemeint, dass das Haus dann quasi meine eigene Galerie wäre und meine Kunden sich schon beim Heraufgehen einige meiner Werke ansehen könnten. Mich hat die Idee sofort begeistert.
    Als ich dieses Jahr am Neujahrstag nach Hause kam, stand plötzlich eins meiner Werke vor Sophies Wohnungstür. Weil ich mir keinen Reim drauf machen konnte, was das zu bedeuten hatte, habe ich das Gemälde genommen und bin damit die Treppe hinaufgestiegen. Auf Peter Sieberts Treppenabsatz steckten nur noch die leeren Nägel in der Wand. Von meinen drei Bildern: keine Spur. Ich war schrecklich wütend und bin in meine Wohnung gestürmt, um mir zu überlegen, was ich machen soll.
    Im Laufe des Tages habe ich Sophie erreicht und gefragt, ob sie etwas mitbekommen hatte. Aber sie wusste nicht einmal, dass ein Gemälde vor ihrer Tür gestanden hatte. Im Anschluss an das Gespräch habe das ganze Haus abgesucht – sogar in die Mülltonnen habe ich geschaut. Am Abend habe ich schließlich Peter angerufen und gefragt, ob er wüsste, was mit meinen Bildern passiert wäre. Er hat natürlich behauptet, dass er keine Ahnung hat. Ich war außer mir. Das können Sie sicher nicht verstehen, aber meine Bilder sind mir sehr, sehr wichtig. Ach, ich kann es nicht erklären.« Hilflos ließ sie die Hände in den Schoß fallen.
    »Einige Wochen später standen plötzlich die zwei fehlenden Bilder vor meiner Wohnungstür. Ich habe alles Sophie erzählt, und sie ist Peter auf die Pelle gerückt. Sie hat ihn beschimpft, dass er meine Werke abgehängt hat. Zu guter Letzt hat er zugegeben, dass seine Kumpels aus Jux die Gemälde versteckt haben.
    Ich war natürlich sehr froh darüber, die Bilder zurückzuhaben. Deswegen habe ich lange überlegt, ob ich sie wirklich wieder an ihren alten Platz im Treppenhaus zurückhängen soll. Schließlich habe ich es doch gemacht. Ein paar Wochen später war wieder eins weg.«
    Als Frau Jakobi sah, dass Wünnenberg langsam ungeduldig wurde, erzählte sie schnell weiter. »Auch das Bild ist nach ein paar Wochen wieder aufgetaucht, aber es war ruiniert, hatte Flecken und stank. Diesmal bin ich persönlich zu Peter gegangen und habe ihn wutentbrannt zur Rede gestellt, aber er hat mich nur ausgelacht.« Frau Jakobis Handknöchel waren weiß angelaufen, so fest krampfte sie die Hände ineinander. Sie hatte sich in Rage geredet. »Jetzt wissen Sie, was für ein Mensch Peter Siebert war.«
     
    Frau Rauch war eine Frau Ende fünfzig, die recht zerbrechlich aussah und extrem nach Zigaretten roch. Sie wirkte äußerst angespannt. Nachdem sie die Beamten in die Wohnung gebeten hatte, zündete sie sich sofort eine Kippe an.
    »Wir hätten ein paar Fragen wegen Herrn Siebert«, begann Stellfeldt das Gespräch.
    Bei den Worten brach die Frau ohne Vorankündigung in Tränen aus.
    »Standen Sie Herrn Siebert nahe, Frau Rauch?«, fragte er behutsam.
    Frau Rauch schüttelte energisch den Kopf und machte einen sichtbaren Versuch, sich zusammenzureißen, was ihr aber nicht gelingen wollte. »Entschuldigen Sie mich einen Moment.« Sie erhob sich vom Sofa und lief schnell aus dem Zimmer.
    Stellfeldt sah Wünnenberg mit hochgezogenen Augenbrauen an. Die Beamten hörten sie in der Küche hantieren: Der Wasserhahn wurde aufgedreht, ein Glas klirrte, eine Schublade wurde geöffnet und wieder geschlossen. Als die Frau wieder ins Zimmer zurückkehrte, hatte sie sich etwas gefasst.
    »Entschuldigen Sie«, murmelte sie leise, »aber seit ich weiß, dass Peter tot ist, geht es mir nicht gut.«
    »Wie haben Sie davon erfahren?«, fragte Stellfeldt.
    »Frau Jakobi hat es mir heute Morgen erzählt.«
    Stellfeldt hätte sie als Nächstes gerne gefragt, was sie an der Nachricht so erschüttert hatte, befürchtete aber einen erneuten Ausbruch und entschied sich daher zunächst für eine andere Frage.
    »Was haben Sie gestern Abend gemacht?«
    »Ein Buch gelesen, aber weil ich mich nicht richtig konzentrieren konnte, habe ich irgendwann aufgegeben und stattdessen eine Freundin angerufen. Wir

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