Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
werden. Allerdings gibt es einige unverkäufliche Stücke, die die Künstlerin in ihrem Haus ausstellt, da sie zu manchen ihrer Bilder eine ungewöhnlich starke Bindung entwickelt«, schloss Hackenholt.
»Wenn das wirklich stimmt, hängt im Treppenhaus in der Meuschelstraße ein kleines Vermögen, und ein richtig großes in ihrer Wohnung«, stellte Stellfeldt betroffen fest. »Wer hätte das gedacht!«
»Wir sollten uns also nochmals mit der Dame unterhalten und versuchen, mehr über die Beschädigung ihres Bildes durch Herrn Siebert herauszufinden«, meinte Hackenholt.
»Das ist ja alles schön und gut, aber jetzt hört euch erst mal an, was ich gestern sonst noch herausgefunden habe«, trumpfte Wünnenberg erneut auf. »Bevor ich zur Bank gefahren bin, habe ich nämlich ein bisschen über Frau Teck recherchiert. Dabei habe ich einen Artikel in der Abendzeitung gefunden, in dem es um einen kleinen Skandal geht. Der Bericht handelte allerdings maßgeblich von Frau von Liebscher, und nur am Rande um Patricia Teck.«
»Ähm«, räusperte sich Hackenholt, »und wer ist Frau von Liebscher? Ich höre den Namen gerade zum ersten Mal.«
»Wie lange wohnst du jetzt in Nürnberg?« Mur starrte ihn fassungslos an. Dann schüttelte sie den Kopf und baute den Kugelschreiber, den sie soeben zerlegt hatte, wieder zusammen. »Um es kurz zu machen: Sie ist die Haupterbin einer alteingesessenen Fabrikantenfamilie, die hier in Nürnberg Mitte des neunzehnten Jahrhunderts eine Lebkuchenfabrik gegründet hat. Das Familienunternehmen gibt es heute zwar nicht mehr, aber die Familie besitzt nach wie vor bedeutenden Einfluss und Ansehen. Bei denen geht es ums richtig große Geld.«
»Und genau die Dame soll ein Verhältnis mit Frau Teck gehabt haben«, ließ Wünnenberg die Bombe platzen.
»Ach komm, das kann doch nur eine Zeitungsente sein«, wandte Stellfeldt sofort ein. »Da hat eine Geld und ist nicht verheiratet, und schon dichten die Zeitungsfritzen ihr etwas an.«
»Könnte sein, aber ich finde es trotzdem interessant, dass die Teck darin erwähnt wird«, beharrte Wünnenberg.
»Viel bezeichnender finde ich, dass es nur einen Artikel dazu gab. Das ist bemerkenswert. Normalerweise bringt ein Blatt mehr als einen Artikel. Die schlachten das normalerweise doch richtig aus«, stellte Mur fest.
»Wenn man es genau bedenkt, kann das nur zwei Gründe haben«, kam die Schlussfolgerung von Berger. »Entweder hat die Familie der Zeitung mit einer Verleumdungsklage gedroht, oder sie hat sie durch eine Abstandszahlung dazu gebracht, nichts weiter darüber zu schreiben.«
»Das ist auf alle Fälle ein interessanter Aspekt, den du da gefunden hast, Ralph, auch wenn ich gerade nicht so recht verstehe, was das mit Herrn Sieberts Tod zu tun haben soll«, meinte Hackenholt, der bislang zu dem Ganzen geschwiegen hatte. Bei sich dachte er jedoch, dass er vielleicht Sophie Rhom ein paar Worte zu dem Thema entlocken konnte.
Als Nächste ergriff Mur wieder das Wort: »Was ich euch zu sagen habe, birgt zwar keine Überraschungen mehr, untermauert aber unsere bisherigen Theorien. Ich habe nämlich endlich einen Bericht vom LKA bekommen. Die Substanz auf dem Boden war ganz eindeutig Schmierseife. Außerdem haben die Spezialisten zweifelsfrei bestätigt, dass an Sieberts Schuhen ebenfalls Reste davon waren, obwohl jemand versucht hat, sie abzuwischen. Darüber hinaus gab es Spuren von Schmierseife auf Sieberts Lederjacke, und zwar genau in Höhe des Schulterblatts. Das bedeutet, dass der Tathergang eindeutig feststeht und unsere Rekonstruktion richtig war.«
»Mir ist heute Nacht die ganze Zeit etwas durch den Kopf gegangen«, murmelte Stellfeldt, als Hackenholt die Besprechung schon beenden wollte. »Mir will einfach nicht in den Kopf, dass die Eheleuten Siebert/Runge schlag Mitternacht zu streiten aufgehört haben und ins Bett gegangen sein sollen. Das deckt sich nicht mit all den Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Wenn ich mit jemandem Streit hatte, konnte ich noch nie von einer Minute auf die andere aufhören und ins Bett gehen.«
Hackenholt nickte. »Das ist durchaus eine gute Überlegung.«
»Es ist wirklich bedauerlich, dass keiner der Nachbarn gesehen hat, ob das Auto die ganze Nacht auf dem Parkplatz stand.«
»Er oder sie hätte auch ein Taxi nehmen können«, warf Wünnenberg ein.
»Ja, das ist richtig. Dem sollten wir auf alle Fälle nachgehen und bei der Taxizentrale nachfragen«, stimmte der Hauptkommissar
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