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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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waren, aber Routine war eben Routine.
    »Die sind draußen.« Der Mann wies mit dem Kinn in Richtung Tür. Hackenholt nickte und folgte ihm, nachdem er Degels Leiche wieder zugedeckt hatte.
    »Das ist alles, was er bei sich hatte«, sagte der Mann, während er aus einem Regalfach einen großen Plastiksack mit der Kleidung und einen durchsichtigen Plastikbeutel nahm, der Degels Uhr und Brieftasche enthielt.
     
    Im Anschluss fuhren die beiden Beamten zu Günther Degel. Die Wohnung im Parterre lag im Dunkeln. Hackenholt musste lange klingeln, bis sich endlich etwas in der Wohnung rührte, ein Licht anging und schließlich unwirsch die Haustür aufgerissen wurde.
    Günther Degel stand vor ihnen. Bekleidet war er nur mit einer Unterhose und einem T-Shirt. Als er die Polizisten sah, begann er zu schimpfen. »Das hätte ich mir auch denken können, dass Sie das sind. Und ich habe noch überlegt, ob Jürgen mal wieder den Schlüssel verlegt hat. Aber nein, so würde sich nicht mal der mitten in der Nacht aufführen. Was wollen Sie?«
    »Lassen Sie uns zuerst einmal hineingehen, Herr Degel«, bat Hackenholt. »Hier draußen an der Tür holen Sie sich nur eine Erkältung.«
    Degel wandte sich mürrisch um. Dabei wäre er fast ins Straucheln gekommen, sodass Hackenholt ihn schnell am Arm fasste. Bereits im Atem des Mannes hatte er eine deutliche Fahne gerochen, aber wie betrunken er war, wurde Hackenholt erst jetzt klar. Degel riss sich los und ging bemüht aufrecht und bedacht die wenigen Stufen zur Wohnungstür hinauf – ganz so, wie es nur Betrunkene tun, die beweisen wollen, dass sie vollkommen nüchtern sind.
    »Wenn Sie mit Jürgen sprechen wollen, haben Sie Pech, der ist nämlich noch nicht zurück.«
    »Herr Degel, ich habe sehr schlechte Nachrichten für Sie. Heute Nacht ist etwas passiert«, begann Hackenholt, und machte eine kleine Pause, um die Bedeutung des Gesagten bis zu Degels umnebeltem Gehirn vordringen zu lassen. »Ihr Bruder ist heute Nacht eine Treppe hinuntergestürzt. Als man ihn gefunden hat, war er schon nicht mehr bei Bewusstsein. Er wurde zwar vor Ort noch notärztlich versorgt, ist aber auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben.« Als der Hauptkommissar verstummte, war im Zimmer nur noch das Ticken der Wanduhr zu hören, das von Minute zu Minute lauter zu werden schien.
    Degel hatte Hackenholt mit wachsendem Entsetzen zugehört. Nun schloss er die Augen und ließ den Kopf gegen die Sofalehne sinken. Tränen rannen über sein Gesicht, aber er schien sie nicht einmal zu bemerken. Hackenholt ließ ihm Zeit. Berger stand auf und ging in die Küche, um einen Kaffee zu kochen.
    Degel zitterte am ganzen Körper. Als er ein paar Minuten später die Kaffeetasse mit beiden Händen umschloss, schien er deren Hitze nicht zu bemerken. Er trank nicht, sondern hielt sich nur an der Tasse fest. Sein Blick stierte ins Leere.
    »Wo ist Ihre Frau, Herr Degel?«, fragte Hackenholt behutsam nach.
    Wie aus einem Traum gerissen, sah ihn der Mann unschlüssig an. »Sie ist bei einer Freundin, und dort kann sie von mir aus auch bleiben, bis zum Sankt Nimmerleinstag.«
    Hackenholt seufzte. Offenbar hatte es zwischen den Eheleuten Streit gegeben. »Was hat Ihr Bruder heute Nacht gemacht?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hat er nicht gesagt, wo er hingehen wollte?«
    »Mir hat er es zumindest nicht gesagt.« Degel wurde mit einem Mal wieder äußerst abweisend.
    »Wann haben Sie Ihren Bruder zum letzten Mal gesehen?« drängte Hackenholt das Gespräch weiter.
    »So um zweiundzwanzig Uhr«, lautete die knappe Antwort.
    »Was haben Sie und Ihr Bruder da gemacht?«, bohrte Hackenholt nach.
    »Wir waren mit Freunden etwas trinken.«
    »Wo und mit wem war das?«, fragte Hackenholt äußerlich gelassen, obwohl er innerlich langsam zu kochen begann. Er glaubte nicht, dass es der erlittene Schock war, der Degel so einsilbig hatte werden lassen.
    »Wir waren im Raubritter, es waren ein paar Freunde vom Stammtisch mit dabei. Wir haben auf Peter getrunken.«
    Bevor Hackenholt nachfragen konnte, wo die Wirtschaft war, mischte sich Berger geschickt in das Gespräch ein, indem er an Degel gewandt fragte: »Der Raubritter ist doch die Kellerkneipe unterhalb der Burg, beim Dürer-Platz, oder?«
    Degel brummte einen Laut, den man als Zustimmung auslegen konnte.
    »Warum im Raubritter? Sie gehen doch sonst immer alle nach Fürth.«
    Degel zuckte wieder mit den Schultern. »Der Vorschlag kam von Jürgen.«
    »Wer war alles da?«
    »Fast alle, die
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