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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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auch auf der Beerdigung waren, nur zwei konnten nicht, weil sie Nachtschicht haben.« Widerwillig nannte Degel die Namen der neun Männer. Berger notierte sie sorgfältig.
    »Sie waren also alle in der Kneipe. Wie ging es dann weiter?«, griff Hackenholt das ursprüngliche Thema wieder auf.
    »Wir haben was getrunken und alte Geschichten erzählt.«
    »Sind Sie alle zusammen um zehn gegangen, oder ist Ihr Bruder allein fort?«
    »Wir waren alle noch da, wir kamen ja gerade erst so richtig in Fahrt, als Jürgen plötzlich aufgestanden ist und gesagt hat, dass er noch einmal weg muss.«
    »Hat Ihr Bruder erwähnt, wo er hin will oder mit wem er sich trifft?«
    »Nein, hat er nicht«, sagte Degel unwirsch und stand schwankend auf, um den Beamten klarzumachen, dass er keine weiteren Fragen mehr beantworten wollte.
    Hackenholt blieb jedoch ungerührt sitzen. »Wie lange sind Sie danach noch in der Kneipe geblieben?«
    »Wir sind gegen Mitternacht aufgebrochen.«
    »Alle zusammen?«
    »Ja.«
    »Es ist niemand aus Ihrer Gruppe früher gegangen?«
    »Nein.«
    Nun erhob sich auch Hackenholt. »In welchem Zimmer hat Ihr Bruder hier bei Ihnen gewohnt?«
    Degel drehte sich wortlos um und ging zu einem Kabuff, das anscheinend als Gästezimmer fungierte. Der Raum war klaustrophobisch klein und spärlich eingerichtet. Es gab nur ein schmales Bett, ein altes Nachtkästchen und einen Schrank, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte.
    Hackenholt holte aus seiner Jackentasche zwei Paar Latexhandschuhe und gab eins davon Berger. Obwohl sie alles sorgfältig überprüften, Berger dabei sogar unter das Bett krabbelte und den Schrank ein Stück verrückte, waren sie in weniger als fünf Minuten mit dem Zimmer fertig. Der Nachttisch war leer, im Bett lag zusammengefaltet ein Seidenpyjama. Hackenholt sah die wenigen Kleider des Toten durch, die noch auf Bügeln hingen, fand in deren Taschen aber nichts. Das meiste hatte Degel schon in seine Reisetasche gepackt, die im Schrank auf dem Boden stand. Hackenholt packte sie nicht aus, sondern beschloss, sie mit auf die Dienststelle zu nehmen, um sie dort in Ruhe zu durchsuchen.
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrten, saß Günther Degel auf dem Sofa. Seine Hand umschloss eine fast leere Bierflasche – der Kaffee stand unberührt auf dem Tisch.
    »Kommen Sie bitte heute Mittag um zwei zu uns ins Präsidium, wir müssen weitere Fragen klären.« Vorsichtshalber zog Hackenholt eine seiner Visitenkarten aus der Tasche und schrieb die Uhrzeit auf die Rückseite, da er nicht sicher war, wie weit er sich auf Degels Erinnerungsvermögen verlassen konnte, wenn dieser auf die Idee kommen sollte, noch weiter zu trinken.
     
    Im Kommissariat bat Hackenholt Berger, sich darum zu kümmern, dass die Tüte mit Degels Kleidung schnellstmöglich zur weiteren Untersuchung nach München ins LKA gebracht wurde. Er selbst ging direkt in sein Büro. Als er an seinen Schreibtisch trat, lag darauf ein Notizzettel mit der Information, dass der im Burggraben gestürzte Mann auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben war und sich nun in der Leichenhalle des Westfriedhofs befand.
    Hackenholt knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb. Seine ganze Wut kochte wieder hoch. Der Zorn über die verschwendete Zeit im Krankenhaus, und der Ärger, den er über Günther Degels Verhalten empfand. Dem Mann musste doch klar sein, dass er jetzt die Karten auf den Tisch legen und ihnen alles erzählen musste, was er wusste. Oder sollte er etwa auch in der Sache mit drinstecken und das nächste Opfer werden? Hackenholt wagte den Gedanken nicht zu Ende zu führen. Es war schon schlimm genug, zwei Tote zu haben. Einen dritten durfte es nicht geben.
    Nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, setzte er sich an seinen Schreibtisch und begann mit der Durchsicht von Jürgen Degels Geldbeutel. Systematisch nahm er alles heraus, was sich darin befand, bis er sich sicher war, nirgendwo ein Fach übersehen zu haben. Ein Zettel, der auf einen Termin im Burggraben hinwies, kam nicht zum Vorschein.
    Bis zum Beginn der Besprechung studierte er die Vernehmungsprotokolle des jungen Pärchens, das Jürgen Degel gefunden hatte.
     
    »Nachdem wir das Protokoll mit dem Pärchen fertig hatten, sind wir losgefahren und haben mit der Überprüfung begonnen«, erzählte Stellfeldt in der Konferenz. »Als Erstes sind wir bei Frau Damps’ Schwester vorbeigefahren, aber obwohl wir Sturm geklingelt und geklopft haben, hat niemand geöffnet. Es
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