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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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und über den Draht gestolpert sein. Ein Sturz war daraufhin unausweichlich gewesen. Hackenholt schauderte.
    »Er hatte keine Chance«, bestätigte Mur seine Gedanken. »Bei der Dunkelheit konnte man den Draht nicht erkennen, und die Glasscherben liegen sicher nicht durch Zufall hier, das müssen einige Flaschen gewesen sein.«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, sind die Zeugen von oben die Stufen heruntergekommen. Wohin genau ist dann unser Täter geflüchtet?«
    »Weiter die Treppen hinunter in den darunterliegenden Garten. Dort gibt es eine kleine, versteckte Pforte in der Burgmauer, die nicht abgesperrt war und an deren Türklinke ich Reste von Schmierseife gefunden habe.«
    In diesem Moment rief einer von Murs Mitarbeitern nach ihr. Sie überließ Hackenholt seinen Gedanken.
     
    Zusammen mit Berger ging Hackenholt schließlich zu seinem Auto zurück, nachdem er von einem Kollegen vom Kriminaldauerdienst die Auskunft erhalten hatte, dass Jürgen Degel ins Südklinikum gebracht worden war.
    Obwohl der Gebäudekomplex auf viele Besucher ziemlich verwirrend wirkte, fanden die beiden Beamten problemlos den Weg zur chirurgischen Notaufnahme. Ein übermüdet aussehender Bereitschaftsarzt, den sie dort antrafen, wusste nichts von einem Patienten aus den Burggärten.
    Ohne lang nachzufragen, wer denn vielleicht etwas wissen könnte, rief Hackenholt kurzerhand selbst in der Rettungsleitstelle an und ließ sich mit dem Mitarbeiter vom Funktisch Nürnberg verbinden. Der teilte ihm mit, dass der Patient um dreiundzwanzig Uhr sechsundzwanzig auf dem Weg in die Klinik verstorben war. Deshalb hatten die Sanis ihn direkt in die Leichenhalle am Westfriedhof gebracht.
    »Der Rettungswagen, den ich zum Unfall geschickt hatte, war vom Roten Kreuz«, erläuterte ihm der Leitstellenmitarbeiter. »Wenn Sie mit der Besatzung sprechen wollen, dann bleiben Sie noch einen Moment im Krankenhaus. Sie bringen gerade eine Patientin in die Aufnahme und müssten jeden Augenblick dort sein.«
     
    Als der Hauptkommissar aus dem Stationszimmer trat, sah er einen Rettungswagen vor der automatischen Schiebetür einparken.
    »Sind Sie von der Kripo?«, fragte einer der Sanis, nachdem sie die Patientin in der Notaufnahme abgegeben hatte.
    Hackenholt nickte.
    »Die Leitstelle hat gesagt, dass Sie uns wegen dem Patienten in den Burggärten sprechen wollen.«
    »Genau. Wir untersuchen den Vorfall. War der Mann zu irgendeinem Zeitpunkt ansprechbar? Hat er irgendetwas zu Ihnen gesagt?«
    »Nein, er war die ganze Zeit bewusstlos. Der Notarzt hat ihn sofort intubiert und beatmet, anschließend haben wir ihn in den Rettungswagen gebracht, aber dort hat er dann einen Herzstillstand bekommen. Wir haben ihn fast eine Viertelstunde lang zu reanimieren versucht, aber leider nicht wieder herbekommen.«
     
    Schweigend fuhren Hackenholt und Berger zum Westfriedhof. Der Hauptkommissar war verärgert, weil der Abstecher nach Langwasser völlig für die Katz gewesen war, und er in der Zwischenzeit deutlich wichtigere Dinge hätte erledigen können.
    Vor dem kleinen, unscheinbaren Seiteneingang des Krematoriums brannte Licht. Trotzdem mussten die beiden Beamten einige Minuten warten, bis sie schlurfende Schritte vernahmen und die Tür aufgesperrt wurde. Ein alter Mann ließ sie ein und führte sie, nachdem sie sich ausgewiesen hatten, in einen großen Kühlraum. Hier wurden die Leichen nicht einzeln in Kühlfächern aufbewahrt, vielmehr waren alle Verstorbenen in einem einzigen großen Kühlraum untergebracht. Es war ein seltsamer Ort und ein noch seltsamerer Arbeitsplatz. Hackenholt hätte um nichts in der Welt mit dem Mitarbeiter tauschen mögen.
    Degels Leiche lag, unter einem Tuch verhüllt, ein wenig abseits in einer Ecke. Der Tote war entkleidet, sodass man die unzähligen Schnittwunden sofort sah, die seinen Körper überzogen. Am schlimmsten hatte es Gesicht und Hände getroffen, aber auch der Oberkörper wies zahlreiche Schnitte auf. Beine und Arme hatten deutlich weniger abbekommen. Hackenholt führte das darauf zurück, dass Degel eine Jacke angehabt hatte – und die Jeans hatte wohl auch einige Splitter abgehalten. Hackenholt ging um die Bahre herum und besah sich Degels Kopf von der anderen Seite. Unter den Haaren konnte er eine Wunde erkennen.
    »Was haben Sie mit seinen Kleidern gemacht?«, fragte Hackenholt den Krematoriumsmitarbeiter. Das Labor würde zwar keine große Freude mehr daran haben, da zu viele Leute mit ihnen in Berührung gekommen
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