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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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war heute nicht am Treffpunkt erschienen. Hektor, der Anführer, hatte gesagt, dass es passieren könnte, dass einer nicht kommt. Wahrscheinlich hätte Hannibal kalte Füße bekommen, was nicht weiter schlimm sei. Ihre Gruppe sei immer noch groß genug, um nach Plan vorzugehen. Doch Walter gefiel die Sache nicht.
    »Also, ich wiederhole noch einmal, wie wir vorgehen«, sagte Hektor.
    »Wir teilen uns auf. Homer und ich werden an den beiden Wachtürmen links und rechts des Haupttors die Sprengsätze anbringen, dann schlagen wir uns mit dem Zünder zurück in den Wald. Die anderen beziehen in der Zwischenzeit auf der Rückseite des Lagers Position. Die beiden Frauen und drei von den Jungs nehmen den Wachturm ins Visier und geben der dritten Gruppe Feuerschutz.«
    Er deutete auf die vier, die er dafür vorgesehen hatte. Walter war einer von ihnen.
    »Sobald die Sprengsätze detonieren, wartet ihr einen Moment. Unsere Hoffnung ist, dass die Wachen ihren Posten verlassen und sich in den vorderen Teil des Lagers begeben. Nach etwa einer Minute rennt ihr vier los und schneidet mit den Bolzenschneidern ein Loch in den Stacheldraht.«
    »Was ist, wenn die Wachen auf ihrem Posten bleiben?«, fragte einer aus Walters Gruppe.
    »Ihr bekommt ja Feuerschutz. Sollten die Wachen zurückbleiben, wird der Turm also unter Beschuss genommen. Denkt immer daran, es gibt nicht einmal zwanzig Soldaten in diesem Lager.«
    »Soweit wir wissen ...«, warf Walter ein.
    »Soweit das, was wir beobachtet haben, stimmt«, sagte Hektor. »Das Einfachste ist, wenn wir alle erledigen. Und denkt daran, das Überraschungsmoment ist auf unserer Seite. Nach der Sprengung sollten die ersten vier Männer erledigt sein. Sobald einer von ihnen vorn aus dem Lager seinen Kopf herausstreckt, werden Homer und ich uns um ihn kümmern und ihr vier nehmt die Baracke der Wachen im vorderen Lagerbereich unter Beschuss. Und nachdem ihr Posten bezogen habt, rückt die Nachhut hinterher.«
    Walter blieb skeptisch. Die Waffen, die sie organisiert hatten, waren teilweise noch aus dem Ersten Weltkrieg. Und woraus Hektor die Sprengsätze zusammengebaut und woher er das nötige Wissen hatte, war ihm auch nicht klar. Dennoch wollte er nicht zu pessimistisch sein, zumal man von überall her Geschichten über den Erfolg von Partisanen hörte: aus Italien, Frankreich und vom Balkan. Das waren auch normale Menschen, darunter Frauen, Jugendliche und Alte, und sie erreichten etwas. Und sie waren im Vorteil, weil sie überraschend angreifen wollten. Die Wächter richteten außerdem ihren Fokus darauf, dass niemand aus dem Lager ausbrach. Dass jemand ins Lager einbrechen würde, damit würden sie nicht rechnen. Also begab Walter sich mit seiner Gruppe auf ihren Posten.
     
    Die Zeit schlich unerträglich langsam voran. Walter hatte feuchte Hände und er bemerkte erst jetzt, dass die Stelle, an der er sich hingelegt hatte, von Ameisen frequentiert wurde. Er spürte, wie es ihn an den unterschiedlichsten Körperstellen juckte und zwickte, aber er wagte nicht, sich zu bewegen. Er wartete darauf, dass endlich eine Detonation erfolgte oder dass Schüsse ertönten, dass sie alle aufflogen und angegriffen wurden, aber stattdessen passierte – nichts.
    »Was treiben die nur so lang«, krächzte einer seiner Verbündeten.
    »Die hätten doch schon längst fertig sein müssen.«
    »Habt ihr gesehen, ob sich etwas bewegt auf der anderen Seite?«
    »Nein.«
    Sie harrten noch eine weitere, nicht enden wollende Viertelstunde aus, dann erhob Walter sich.
    »Wir sollten nach den Jungs sehen.«
    »Leg dich wieder hin, Mann!«
    Aber Walter wollte sich nicht wieder hinlegen.
    »Ich gehe kurz vor und sehe nach.«
    Ohne abzuwarten, ob die anderen widersprachen, lief er los und pirschte durch den Wald. Als er die Stelle erreichte, an der Hektor und Homer ihre Position einnehmen wollten, war nichts zu sehen. Walter stellte sich hinter einen Baum und beobachtete das Lager. Auch dort war nichts zu sehen.
    Ein Rascheln im Gehölz ließ ihn herumfahren. Er riss sein Gewehr hoch und starrte in den dunklen Wald. Das Geräusch wurde lauter und die Finger seiner linken Hand krampften sich um den Lauf der Waffe.
    »Hektor? Bist du das?«
    Keine Antwort, das Rascheln hörte kurz auf. Dann hörte Walter, wie sich wieder etwas links von ihm bewegte.
    Walter machte einen Schritt nach vorn und folgte dem Geräusch mit dem Lauf seiner Waffe. Erneut wurde es still.
    »Fass dir ein Herz«, sagte er zu sich selbst und

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