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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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Blick fällt auf die Vorspeise.
    »Klein gehackte Orangen mit Zwiebeln, etwas Olivenöl und Pfeffer. Das haben die Bauern früher auf dem Feld gegessen, wenn sie sonst nichts anderes hatten.«
    Vorsichtig schiebt er sich etwas davon auf die Gabel und probiert.
    »Das ist ja großartig!«
    Kimski isst den ganzen Inhalt des Tellers, bevor er weiterspricht.
    »Na ja. Maria klang ziemlich erschrocken, als ich den Namen Schulze aussprach.«
    »Nehmen wir mal an, sie steckt mit diesem Schulze unter einer Decke.«
    Während Eva spricht, legt sie den nächsten Gang auf. Spaghetti mit Peperoncini, Knoblauch und Petersilie.
    »Dann taucht ein neugieriger Historiker auf, der in den alten Geschichten wühlt.«
    »Wobei wir noch nicht genau wissen, ob dieser Jonathan Lautenbach wirklich hinter Schulze her war.«
    Kimski bemüht sich, deutlich zu reden, da er den Mund voll hat.
    »In dem Bericht, den dein Vater dir gegeben hat, wurden keine Namen genannt?«
    »Nein. Sag mal, dein Teller ist ja halb leer.«
    »Ich muss auf meine Figur achten.«
    »Ach so«, sagt er.
    Frauen!
    »Aber der Zufall, dass ihr beide, Jonathan und du, euch mit Widerstand während des Zweiten Weltkriegs beschäftigt, ist ziemlich groß.«
    »Japp.«
    »Also gehen wir mal davon aus, dass ihr beide hinter derselben Gruppe her seid. In dem Bericht deines Vaters steht, dass der SS-Mann in Heidelberg wohnt. Und Jonathan suchte ihn sogar auf und hat ihn wahrscheinlich mit seinen Erkenntnissen konfrontiert. Vielleicht kennt dieser die Kampowskis, sie könnten auch miteinander befreundet sein. Schulze geht also zu Maria und bittet sie, einen Privatdetektiv zu engagieren, weil es zu auffällig wäre, wenn er es selbst täte. Der Privatdetektiv, also du, soll ihm die Namen der Widerstandskämpfer liefern.«
    »Aber wozu? Damit er sich eine alte Fechtmaske aufsetzen kann, um als Schlächter durch die Altenheime zu ziehen? Wenn dieser Schulze noch lebt, muss er selbst schon ziemlich alt sein.«
    »Die alten Naziverbrecher sind teilweise ziemlich zäh. Hast du in den Zeitungen nichts von Aribert Heim gelesen?«
    »Nein. Wer ist das denn?«
    »Heim war KZ-Arzt, ein außerordentlich grausamer Typ. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst unbehelligt unter seinem Namen als Frauenarzt. Zuerst in Mannheim, danach in Baden-Baden.«
    »Ach was?«
    »Doch. Erst in den Fünfzigerjahren wurde die Justiz auf ihn aufmerksam, woraufhin er floh. Inzwischen ist er auf Platz eins der Liste der Kriegsverbrecher vorgerückt, die vom Simon-Wiesenthal-Center gesucht werden.«
    Kimski nickt, von Simon Wiesenthal hat er schon gehört.
    »Deswegen sind die Zeitungen auch gerade voll mit seinem Namen. Man geht davon aus, dass er immer noch lebt und sich zurzeit in Südamerika aufhält.«
    »Tja. Aber dieser Angreifer auf dem Friedhof war mit Sicherheit kein alter Mann.«
    »Ich bin gespannt, was deine Auftraggeberin dazu meint«, sagt Eva und serviert das Hauptgericht, Gulasch mit Artischocken.
    Für den Rest des gemeinsamen Essens vergisst Kimski seinen Auftrag. Während er sich die Artischocken auf der Zunge zergehen lässt, sieht er Eva an. Warum hat sie ihm dieses Mahl serviert? Ob sie ihn wieder an ihrem Leben teilhaben lassen und verführen will?
    Andererseits , wer braucht schon Sex, wenn er so verköstigt wird?

 
    Dritter Teil

26.
    Mittwoch, 30. April
    Heidelberg
     
    Die Sonne steht knapp oberhalb der Baumwipfel. Ihre sanften Strahlen leuchten vereinzelt durch die Baumkronen hindurch und tauchen den Schloss-Wolfsbrunnenweg in ein sanftes, orangefarbenes Licht. Die Kampowski-Villa hat in dem Moment etwas Malerisches, Friedliches und man könnte annehmen, sie sei einem Gemälde der Romantik entsprungen.
    Als Kimski an der Eingangstür des Haupthauses ankommt, wird er aus seinen Gedanken gerissen. Die Tür ist lediglich angelehnt und davor, genau vor seinen Füßen, liegt ein Degen auf der Erde. Er geht in die Knie und hebt ihn auf. Die Klinge ist zwar leicht verkratzt, aber sauber poliert. Das heißt, sie wird sorgfältig gepflegt und wurde schon häufig benutzt. Aber warum liegt die Waffe hier? Ob sie dem alten Kampowski gehört?
    Kimski zuckt zusammen. Natürlich, Kampowski fechtet, wie dieser Schulze anscheinend auch. Vielleicht sind die beiden Fechtpartner gewesen oder es verhält sich derart, dass … Kimski richtet sich auf und hält den Gedanken, der sich gerade einstellt, fest.
    Vorsichtig schiebt er die Tür auf und betritt mit dem Degen in der Hand die Eingangshalle.

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