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Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Titel: Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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besseren Aussichtspunkt auf dem Berg.
    Die beste Zeit für die empfindlichen Augen des Dunkelelfen waren Stunden der beginnenden Dämmerung vor Sonnenaufgang, und trotz seiner Erschöpfung war er entschlossen, bis dahin am richtigen Standort zu sein. Er bestieg den Berg und bahnte sich allmählich seinen Weg zu der südlichen Felswand hinauf.
    Von dort sah er die Lagerfeuer, von denen Bryn Shander eingekreist wurde. Weiter im Osten glühte noch die Asche der Ruinen, die einst Caer-Konig und Caer-Dineval gewesen waren. Lautes, wildes Geschrei erscholl von Termalaine, und Drizzt wußte, daß die Stadt am Maer Dualdon dem Feind in die Hände gefallen war.
    Und dann färbte die Vordämmerung den Nachthimmel blau, und jetzt wurde noch mehr sichtbar. Drizzt sah zuerst zum südlichen Ende des Zwergentals hinüber und stellte beruhigt fest, daß die gegenüberliegende Wand eingefallen war. Zumindest waren Bruenors Leute in Sicherheit, und Regis war bei ihnen, so vermutete er jedenfalls.
    Aber der Anblick von Bryn Shander war weniger tröstlich. Drizzt hatte die Prahlereien des gefangenen Orks gehört und die Spuren dieser Armee und ihre Lagerfeuer gesehen, aber eine derart riesige Ansammlung hatte er sich nicht vorstellen können, wie sie sich ihm jetzt in dem heller werdenden Licht zeigte.
    Der Anblick überwältigte ihn.
    »Wie viele Goblinstämme hast du nur um dich geschart, Akar Kessell?« keuchte er. »Und wie viele Riesen bezeichnen dich als ihren Herrn?«
    Er wußte, daß die Menschen in Bryn Shander nur so lange überleben würden, wie es Kessell gefiel. Sie konnten nicht die kleinste Hoffnung hegen, gegen diese Streitmacht standhalten zu können. Niedergeschlagen wandte er sich ab, um eine Höhle zu suchen, in der er sich ein wenig ausruhen konnte. Im Augenblick konnte er nichts ausrichten, und die Erschöpfung steigerte seine Hoffnungslosigkeit nur noch mehr und hielt ihn davon ab, zusammenhängend zu denken.
    Als er die Felswand hinuntersteigen wollte, erregte eine plötzliche Betriebsamkeit auf dem fernen Gelände seine Aufmerksamkeit. Aus dieser Entfernung konnte er nicht mehr einzelne Personen ausmachen, und die Armee erschien ihm wie eine schwarze Masse, aber er wußte, daß der Tanar-Ri dort angekommen war. Er sah den dunkleren Schatten seiner verruchten Anwesenheit auf eine freie Stelle zugehen, die nur einige hundert Meter von den Toren von Bryn Shander entfernt war. Und er spürte die übernatürliche Aura der kraftvollen Magie, die er schon zuvor wahrgenommen hatte. Sie war wie das lebende Herz einer unbekannten Lebensform, das in den Klauenhänden des Tanar-Ri pulsierte.
    Viele Goblins versammelten sich, um das Schauspiel zu beobachten, hielten jedoch einen gebührenden Abstand zu Kessells höchst unberechenbarem Hauptmann ein.
    »Was ist denn los?« fragte Regis, der von der Zuschauermenge auf Bryn Shanders Mauer eingequetscht wurde. »Ein Tanar-Ri«, erklärte Cassius. »Ein großer.« »Damit werden unsere erbärmlichen Verteidigungsanlagen endgültig nur noch lächerlich!« rief Glensater. »Wie können wir hoffen, uns gegen einen solchen Feind zu behaupten?«
    Der Tanar-Ri beugte sich tief und vollzog das Ritual, bei dem er den Zauber des Kristalls aufrufen wollte. Er stellte den Gesprungenen Kristall ins Gras, trat zurück und rief mit lauter Stimme die geheimnisvollen Worte eines uralten Zaubers. Und je heller der Himmel von der aufgehenden Sonne gefärbt wurde, um so lauter wurde seine Stimme.
    »Ein gläserner Dolch?« fragte Regis, den der pulsierende Gegenstand verwirrte.
    Dann erschien der erste Sonnenstrahl am Horizont. Der Kristall funkelte und rief das Licht zu sich, indem er seine Bahn zu sich lenkte und seine Energie einsog.
    Wieder flackerte der Kristall auf. Die Schwingungen wurden stärker, je höher die Sonne in den östlichen Himmel aufstieg, nur um ihre Energie an das gierige Ebenbild Crenshinibons abzugeben.
    Die Zuschauer auf der Mauer stöhnten entsetzt auf und fragten sich, ob Akar Kessell sogar Macht über die Sonne hatte. Nur Cassius hatte die Geistesgegenwart, die Kraft des Kristalls mit dem Sonnenlicht in Verbindung zu bringen.
    Auf einmal begann der Kristall zu wachsen und dehnte sich aus, sobald die Pulsschläge ihren Höchststand erreicht hatten, und zog sich ein wenig zusammen, wenn sich die nächsten aufbauten. Alles um ihn herum blieb im Schatten, denn er verschlang gierig das ganze Sonnenlicht. Langsam, aber sicher wurde sein Umfang immer größer, und seine Spitze

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