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Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Titel: Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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ihn.
    »Nach Bremen? Aber das können sie nicht!« Er schnalzte mit den Fingern, und auf dieses Zeichen hin setzte sich eine Goblingruppe, die offenbar auf diese Anweisung gewartet hatte, an der westlichsten Stelle des Lagers unverzüglich in Bewegung und marschierte Richtung Westen.
    Nach Bremen.
    »Verstehst du? Bremen wird fallen, bevor die Nacht zu Ende geht, und dann wird eine weitere Flotte auf diesem kostbaren See Zuflucht suchen. Das Spiel wird sich in der Stadt im Wald mit den gleichen Folgen wiederholen. Aber welchen Schutz werden die Seen diesen Menschen bieten, wenn der unbarmherzige Winter hereinbricht?« rief er. »Wie schnell werden ihre Schiffe vor mir wegsegeln können, wenn das Wasser um sie herum zugefroren ist?«
    Wieder lachte er, aber diesmal noch drohender, gefährlicher. »Welchen Schutz hat einer von euch vor Akar Kessell?«
    Cassius und der Zauberer sahen sich unentwegt mit unnachgiebigem Blick an. Der Zauberer formte die Worte kaum mit den Lippen, aber Cassius hörte ihn deutlich wiederholen: »Welchen Schutz?«
    Draußen auf dem Maer Dualdon kämpfte Kemp mit seiner Enttäuschung und seinem Zorn, als er seine Stadt in Flammen aufgehen sah. Rußgeschwärzte Gesichter starrten entsetzt und ungläubig auf die brennenden Ruinen zurück. Alle weigerten sich, die Wirklichkeit anzuerkennen, und weinten offen um den Verlust ihrer Freunde und Verwandten.
    Aber wie Cassius setzte Kemp seine Verzweiflung in Zorn und Entschlossenheit zum Handeln um. Sobald er von der Goblintruppe erfuhr, die auf dem Weg nach Bremen war, entsandte er sein schnellstes Schiff, um die Bevölkerung der fernen Stadt zu warnen und sie von den Ereignissen am See zu informieren. Dann schickte er ein zweites Schiff nach Waldheim mit der Bitte um Nahrung und Verbandzeug und bat um Erlaubnis, dort anlegen zu dürfen.
    Trotz ihrer Unterschiede waren sich die Sprecher der zehn Städte in vielem sehr ähnlich. Wie Agorwal, der glücklich gewesen war, zum Wohl der Menschen alles zu opfern, und Jensin Brent, der sich weigerte, der Verzweiflung nachzugeben, machte sich Kemp aus Targos daran, sein Volk zu einem Vergeltungsschlag aufzumuntern. Er wußte zwar noch nicht, wie er vorgehen würde, aber er wußte, daß in diesem Krieg des Zauberers noch nicht das letzte Wort gesprochen war.
    Und oben auf der Mauer von Bryn Shander dachte Cassius genauso.

Errtu
    Drizzt kroch aus seinem Versteck heraus, als das letzte Licht der untergehenden Sonne erstarb. Er suchte den südlichen Horizont ab und zuckte bestürzt zusammen. Er hatte den Schlaf bitter nötig gehabt, aber dennoch verspürte er Gewissensbisse bei dem Anblick der brennenden Stadt Targos, als hätte er eine Pflicht vernachlässigt, weil er nicht unmittelbarer Zeuge des Leidens von Kessells hilflosen Opfern gewesen war.
    Aber sogar in den Stunden jener Trance, den die Elfen als Schlaf bezeichnen, war der Dunkelelf nicht müßig gewesen.
    Er war auf der Suche nach einer bestimmten Empfindung in die Unterwelt seiner weit zurückreichenden Erinnerungen gereist und hatte nach der Aura des mächtigen Geistes, den er einst gekannt hatte, gesucht. Obwohl er an den Tanar-Ri, dem er in der Nacht zuvor gefolgt war, nicht dicht genug herangekommen war, um ihn deutlich sehen zu können, hatte diese Kreatur etwas Vertrautes gehabt, das seine ältesten Erinnerungen wachgerufen hatte. Eine durchdringende, widernatürliche Ausstrahlung umgab Kreaturen aus den unteren Ebenen, wenn sie auf der materiellen Welt verweilten, eine Aura, die die Dunkelelfen mehr als jede andere Rasse zu verstehen und wiederzuerkennen gelernt hatten. Nicht nur diese Art von Tanar-Ri kannte Drizzt, sondern den Tanar-Ri selbst. Er hatte seinem Volk in Menzoberranzan viele Jahre lang gedient.
    »Errtu«, flüsterte er während seiner Suche in seinen Träumen.
    Drizzt kannte jetzt den Namen des Tanar-Ri. Und der würde seinem Ruf folgen.
    Die Suche nach einem geeigneten Platz, von dem aus er den Tanar-Ri rufen konnte, nahm Drizzt mehr als eine Stunde in Anspruch, und er verbrachte einige weitere Stunden damit, das Gelände vorzubereiten. Seine Absicht war, Errtu so vieler Vorteile – insbesondere seiner Größe und seiner Flugfähigkeit – wie möglich zu berauben, auch wenn er aufrichtig hoffte, daß ihr Treffen nicht in einen Kampf ausarten würde. Personen, die den Dunkelelfen kannten, hielten ihn für wagemutig, zuweilen sogar für leichtsinnig, aber das bezog sich auf sterbliche Gegner, die er durch den stechenden

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