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Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Titel: Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Dunkelelfen keineswegs verwunderlich.
    Aber Kreaturen des Chaos überlebten nur, weil sie grundsätzlich jedem mißtrauten.
    Errtu musterte Drizzt weiterhin, um Hinweise auf seine Glaubwürdigkeit zu finden. Der einzige Gegenstand, den der Tanar-Ri gesichtet hatte und der Drizzts Herkunft verriet, war eine dünne Silberkette um seinen schlanken Hals. An diesem Schmuckstück, das bei den Dunkelelfen gebräuchlich war, hing ein kleiner Beutel mit Kostbarkeiten. Als Errtu sich darauf konzentrierte, entdeckte er eine zweite Kette, die viel feiner war als die erste und teilweise in sie verwickelt war. Der Tanar-Ri folgte ihr mit Blicken zu der unmerklichen Wölbung unter Drizzts Weste, die von der langen Kette verursacht wurde.
    Ungewöhnlich, fand er, und vielleicht verräterisch. Errtu zeigte auf die Kette, sprach einen Befehl und hielt zwei gespreizte Finger hoch.
    Drizzt spannte sich an, als er spürte, wie das Symbol zum Vorschein kam. Langsam glitt es aus dem Halsausschnitt seiner Lederweste.
    Ein breites, bösartiges Lächeln zog über Errtus Gesicht, und seine schrägen Augen wurden größer. »Eine ungewöhnliche Wahl für einen Dunkelelfen«, zischte er ironisch. »Ich hätte das Symbol von Loth, der Tanar-Ri-Königin deines Volkes, erwartet. Sie ist darüber bestimmt nicht erfreut!« Scheinbar aus dem Nichts erschienen in einer Hand des Tanar-Ri eine Peitsche mit vielen Lederriemen und in der anderen eine ausgezackte, schrecklich gekerbte Klinge.
    Zuerst überschlugen sich Drizzts Gedanken, erwogen unzählige Erklärungsmöglichkeiten und erforschten die plausibelsten Lügen, die ihm einfielen, um dieser Notlage zu entrinnen. Doch dann schüttelte er entschieden den Kopf und verwarf die Lügengeschichten wieder. Er würde seine Gottheit nicht beleidigen.
    An der silbernen Kette hing ein Geschenk von Regis, eine Schnitzerei, die der Halbling aus dem Knochen einer der wenigen Knöchelkopfforellen, die er jemals gefangen hatte, hergestellt hatte. Drizzt war tief gerührt gewesen, als Regis ihm das Geschenk überreicht hatte, und hielt es für die beste Arbeit des Halblings. Es drehte sich an der langen Kette, und seine sanften Abstufungen und Schattierungen verliehen ihm die Tiefe eines echten Kunstwerks.
    Es war der Kopf eines weißen Einhorns, das Symbol der Göttin Mielikki.
    »Wer bist du, Dunkelelf?« wollte Errtu wissen. Der Tanar-Ri hatte sich bereits entschieden, Drizzt zu töten, aber dieser ungewöhnliche Anblick faszinierte ihn. Ein Dunkelelf, der der Herrin des Waldes folgte? Und obendrein war er ein Bewohner der Oberfläche geworden! Errtu hatte im Laufe der Jahrhunderte viele Dunkelelfen kennengelernt, aber niemals von einem gehört, der die verruchten Wege seiner Rasse aufgegeben hatte. Kaltblütige Mörder, wie sie allesamt waren, hatten sie die großen Tanar-Ri des Chaos sogar ein oder zwei Tricks bei ihren qualvollen Foltermethoden gelehrt.
    »Ich heiße Drizzt Do'Urden, soviel ist wahr«, erwiderte Drizzt in ruhigem Ton. »Ich bin der, der das Haus Daermon N'a'shezbaernon verlassen hat.« Jede Angst war von Drizzt gewichen, nachdem es für ihn keine Hoffnung mehr gab, an einem Kampf mit dem Tanar-Ri vorbeizukommen. Jetzt nahm er die Ruhe und Gelassenheit eines erfahrenen Kämpfers an, der bereit war, jeden Vorteil zu ergreifen, der ihm zufallen würde. »Ein Wächter des Waldes, der Gwaeron Windstrom, dem Held der Göttin Mielikki, demütig dient.« Er verneigte sich tief wie bei einer formvollendeten Begrüßung.
    Während er sich wieder aufrichtete, zog er seine Krummsäbel. »Ich muß dich besiegen, du Schandfleck der Scheußlichkeit«, verkündete er, »und zu den wirbelnden Wolken der bodenlosen Finsternis zurückschicken. Für einen deiner Art gibt es keinen Platz unter der Sonne.«
    »Du bist verwirrt, Elf«, knurrte der Tanar-Ri. »Du hast die Wurzeln deiner Herkunft verloren, und jetzt wagst du zu glauben, du könntest mich besiegen!« Überall um Errtu herum züngelten Flammen aus den Steinen. »Aus Respekt vor deiner Rasse wollte ich dich barmherzig mit einem sauberen Hieb tö ten. Aber dein Stolz regt mich auf. Ich werde dich lehren, den Tod zu wünschen! Komm und fühl den Schmerz meines Feuers!«
    Drizzt war von der Hitze des magischen Feuers schon fast überwältigt, und unter den hellen Flammen schmerzten seine empfindlichen Augen, so daß er die massige Körperfülle des Tanar-Ri nur noch als einen matten, schemenhaften Schleier wahrnahm. Er sah, daß sich zur rechten Hand des

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