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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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leichtfertige Racheakte sind die vier zu gefährlich. Sollen sie gehen, wohin sie wollen. Ich will mit ihnen nichts mehr zu schaffen haben.«
    Die Gelassenheit war plötzlich aus Entreris Zügen verschwunden. Er war bereits im Gasthaus Zum Entermesser ge wesen und hatte von Wulfgars Leistungen gehört. Und jetzt das. Eine Frau wie Raune war nicht so leicht einzuschüchtern. Vielleicht sollte er wirklich die Stärke seiner Gegner neu bewerten.
    »Der Zwerg ist sehr furchtlos«, brachte Raune vor, die sein Unbehagen spürte und Vergnügen darin fand, es noch zu steigern. »Und hüte dich vor dem Dunkelelfen, Artemis Entreri«, zischte sie und versuchte, ihm mit ihrem scharfen, unerbittlichen Ton Respekt vor den vier Gefährten einzuflößen. »Er wandelt in Schatten, die wir nicht sehen können, und schlägt aus der Finsternis zu. Er ruft einen Tanar-Ri in der Gestalt einer großen Katze an und…«
    Entreri drehte sich um und machte sich davon. Er wollte nicht zulassen, daß Raune wieder die Oberhand gewann.
    In ihrem Sieg schwelgend, konnte Raune der Versuchung nicht widerstehen, einen letzten Pfeil abzuschießen. »Männer betreten mein Zimmer nie ungeladen«, wiederholte sie. Entreri ging in den angrenzenden Raum, und Raune hörte, wie die Tür zur Gasse zugeschlagen wurde.
    »Ich wähle bewußt meine Kämpfe aus«, flüsterte sie in die Leere des Zimmers hinein und gewann dabei einen Teil ihres Stolzes zurück.
    Sie drehte sich wieder zu der kleinen Frisierkommode um und holte die Heilsalbe heraus. Sie war mit sich zufrieden. Im Spiegel der Frisierkommode begutachtete sie die Verletzung. Es war nicht allzu schlimm. Mit der Salbe würde jede Spur davon verschwinden, so wie es ihr schon bei vielen Narben, die sie bei der Ausführung ihres gefährlichen Berufs erhalten hatte, gelungen war.
    Sie erkannte ihre Dummheit, als sie im Spiegel einen Schatten hinter sich vorbeihuschen sah und im Rücken einen Luftzug spürte. In ihrem Geschäft wurden keine Fehler geduldet und nie eine zweite Chance gewährt. Zum ersten und letzten Mal in ihrem Leben hatte Raune sich in ihrem Urteilsvermögen von ihrem Stolz überwältigen lassen.
    Ein letztes Stöhnen entfuhr ihren Lippen, als sich der juwelenbesetzte Dolch tief in ihren Rücken grub.
    »Auch ich wähle bewußt meine Kämpfe aus«, flüsterte Entreri ihr ins Ohr.
    Am nächsten Morgen fand sich Entreri vor einem Gebäude wieder, das er eigentlich nicht betreten wollte: vor dem Hauptturm des Geheimwissens. Er wußte, daß seine Möglichkeiten erschöpft waren. Da er inzwischen überzeugt war, daß die Gefährten Luskan schon lange verlassen hatten, brauchte er magischen Beistand, um die Spur wieder aufnehmen zu können. Es hatte ihn fast zwei Jahre gekostet, bis er den Halbling in Zehn-Städte aufgespürt hatte, und sein Geduldsfaden war recht dünn geworden.
    Mit Catti-brie, die zwar widerwillig, aber gehorsam an seiner Seite ging, erreichte er den Turm. Er wurde sofort in Dendybars Empfangsraum geführt, wo der bunte Zauberer und Sydney ihn erwarteten.
    »Sie haben die Stadt verlassen«, erklärte Entreri ohne Umschweife, noch bevor ein Gruß ausgetauscht worden war. Dendybar lächelte, um Entreri zu zeigen, daß diesmal er die Oberhand hatte. »Vor ungefähr einer Woche«, ergänzte er ruhig. »Und du weißt, wo sie sind«, folgerte Entreri.
    Dendybar nickte, und das Lächeln schwand nicht von seinen hohlen Wangen.
    Der Meuchelmörder genoß dieses Spiel keineswegs. Er ver brachte einen langen Augenblick damit, seinen Gegner abzuschätzen, und suchte die Absichten des Zauberers zu ergründen. Dendybar musterte ihn seinerseits mit prüfendem Blick. Er war an einem Bündnis mit dem gefährlichen Killer immer noch sehr interessiert – aber nur zu günstigen Bedingungen. »Der Preis für die Information?« fragte Entreri.
    »Ich weiß ja nicht einmal deinen Namen«, war Dendybars Antwort.
    Das ist fair genug, dachte der Meuchelmörder. Er verbeugte sich tief. »Artemis Entreri«, stellte er sich voller Zuversicht vor, die Wahrheit sagen zu können.
    »Und warum suchst du die Gefährten mit der Tochter des Zwerges im Schlepptau?« bohrte Dendybar weiter und spielte seine Trumpfkarte aus, um dem großspurigen Meuchelmörder etwas zum Nachdenken zu geben.
    »Das ist meine Sache«, zischte Entreri. Seine zusammengekniffenen Augen waren der einzige Hinweis darauf, daß Dendybars Wissen ihn störte.
    »Es ist auch meine Sache, wenn wir Verbündete werden wollen!« knurrte Dendybar,

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