Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit
Turms?« fragte Drizzt.
»Altnacht bin ich«, antwortete der Mann mit einer Stimme, die heiter und melodisch klang. »Willkommen, Gefährten der Halle. Lady Alustriel hat mir euer Kommen angekündigt und von eurer Suche berichtet.«
Obwohl Wulfgar angesichts seiner Umgebung von Ehrfurcht und Respekt ergriffen war, entging ihm der Hinweis auf Alustriel nicht. Er warf Drizzt einen Blick zu und begegnete dessen Augen mit einem wissenden Lächeln.
Drizzt wandte sich lächelnd ab.
»Das ist der Saal der Menschen«, erklärte Altnacht. »Er ist der größte in der Feste, abgesehen von der Bibliothek natürlich.«
Ihm fiel Bruenors verärgerter Blick auf. »Die Tradition deiner Rasse läßt sich weit zurückverfolgen, guter Zwerg, und bei den Elfen noch weiter«, erklärte er. »Aber Krisen in der Geschichte werden häufiger in Generationen und nicht in Jahrhunderten gemessen. Die kurzlebigen Menschen haben Tausende von Königreichen umgestürzt und tausend neu in den wenigen Jahrhunderten errichtet, in denen ein einziger Zwergenkönig über sein Volk in Frieden herrscht.«
»Sie haben eben keine Geduld!« bemerkte Bruenor mürrisch. Aber er war offensichtlich beschwichtigt.
»Stimmt«, lachte Altnacht. »Aber kommt jetzt, und laßt uns speisen.
Wir haben an diesem Abend noch viel zu erledigen.«
Er führte sie durch die Tür und einen Korridor in demselben blauen Licht entlang. Auf beiden Seiten des Gangs gingen die Türen zu verschiedenen Räumen ab, die jeweils für die guten Rassen bestimmt waren, und es gab sogar einige für die Geschichte der Orks, Goblins und Riesen.
Die Freunde und Altnacht speisten an einem großen, runden Tisch, dessen uraltes Holz so hart war wie Gebirgsstein.
Am Rand waren überall Runen in vielen Sprachen eingeschnitzt, die schon so lange in Vergessenheit geraten waren, daß nicht einmal Altnacht sich an sie erinnern konnte. Sogar die Speisen schienen wie alle anderen auch aus einer fernen Vergangenheit zu stammen. Sie waren jedoch keineswegs knochenhart, sondern schmeckten köstlich und unterschieden sich völlig von allem, was die Freunde je zuvor gegessen hatten. Das Getränk, ein kristallklarer Wein, übertraf sogar die legendären Elixiere der Elfen.
Während des Essens unterhielt Altnacht sie mit großartigen Geschichten von Helden und Ereignissen aus alten Zeiten, die zum gegenwärtigen Zustand der Welten geführt hatten. Die Gefährten blieben bis zum Schluß aufmerksame Zuhörer, obwohl sie wesentliche Hinweise auf Mithril-Halle nur ein oder zwei Türen weiter zu finden hofften.
Als das Mahl beendet war, erhob sich Altnacht aus seinem Stuhl und musterte jeden einzelnen mit einer merkwürdigen, heftigen Neugierde. »Der Tag wird kommen, vielleicht in tausend Jahren, an dem ich wieder Gäste unterhalten werde. An diesem Tag, da bin ich mir sicher, wird eine der Geschichten, die ich erzählen werde, von den Gefährten der Halle und ihrer glorreichen Suche handeln.«
Den Freunden fiel auf diese Ehre, die der uralte Mann ihnen erwiesen hatte, keine Antwort ein. Selbst Drizzt, stets ausgeglichen und unerschütterlich, saß einen sehr langen Augenblick reglos da.
»Kommt«, forderte Altnacht sie auf, »laßt uns eure Straße aufs neue begehen.« Er führte sie durch eine andere Tür, die Tür, die zu der größten Bibliothek im ganzen Norden führte.
Bücher jeden Umfangs nahmen die Wände ein und lagen in hohen Stapeln auf den vielen Tischen, die überall in dem großen Saal standen. Altnacht zeigte auf einen Tisch, einen kleineren, der etwas abseits stand und auf dem ein einziges Buch geöffnet lag.
»Ich habe für euch schon viele Forschungsarbeiten betrieben«, erklärte Altnacht. »Aber in allen Büchern über Zwerge war dieses das einzige, in denen einige Andeutungen über Mithril-Halle enthalten sind.«
Bruenor ging zu dem Buch hinüber und ergriff es mit zitternden Händen. Es war in Hochzwergisch geschrieben, der Sprache Dumathoins, des Bewahrers der Geheimnisse Unter dem Berg. Seine Schrift war in den Welten ebenfalls fast vergessen. Aber Bruenor konnte sie lesen. Er überflog die Seite, dann las er die wichtigen Abschnitte laut vor.
»Die Arbeiten von Garumn und der Sippe Heldenhammer brachten König Elmor und seinem Volk hohe Gewinne, aber die Zwerge in den geheimen Minen mißgönnten ihnen den Reichtum nicht. Die Bewohner von Siedelstein erwiesen sich als wertvolle und vertrauenswürdige Verbündete, weshalb Garumn den geheimen Weg öffnen konnte, um die
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