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Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Titel: Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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hoffen, daß der Schacht breit genug war und sie vor scharfen Ecken und Kanten schützte. Er kletterte so weit wie möglich auf die Spinne, damit er auf ihrem massigen Körper vor der Wucht des bevorstehenden Aufpralls geschützt war.
    Sie klatschten laut auf. Die Luft wurde aus Bruenors Lungen herausgepreßt, aber da er auf der Spinne lag, zog er sich bei dem feuchten Aufprall keine ernsthaften Verletzungen zu. Er konnte immer noch nichts sehen, nahm aber an, daß er wieder auf der Bodenebene der Unterstadt sein mußte. Glücklicherweise war er in einem weniger belebten Bereich gelandet, denn er hörte keine Alarmschreie. Benommen, aber unverzagt, erhob sich der unbeugsame Zwerg und wischte sich die Spinnenflüssigkeit von den Händen.
    »Sicherlich wird es morgen in Strömen gießen«, murmelte er, als ihm ein alter zwergischer Aberglaube über das Töten von Spinnen wieder einfiel. Erneut machte er sich auf den Weg durch den Schacht hinauf und verbannte die Schmerzen in den Händen, den Rippen, Füßen und von den Brandwunden an seinem vergifteten Unterarm aus seinen Gedanken.
    Und jeden Gedanken an andere Spinnen, die möglicherweise oben lauerten.
    Stundenlang kletterte er so, legte stur eine Hand vor die andere und zog sich hoch. Das schleichende Spinnengift strömte durch seinen Körper, ließ Übelkeit in ihm aufsteigen und schwächte seine Arme. Aber Bruenor war zäher als Gebirgsstein. Vielleicht würde er an seinen Verletzungen sterben, aber wenn das der Fall sein sollte, dann nur draußen an der frischen Luft, unter den Sternen oder der Sonne.
    Er würde Mithril-Halle entkommen.
    Ein kalter Windstoß schüttelte die Erschöpfung von ihm ab. Er sah hoffnungsvoll auf, konnte aber nichts erkennen — vielleicht war es Nacht dort draußen. Er lauschte dem Pfeifen des Windes und wußte, daß er von seinem Ziel nicht mehr weit entfernt war. Mit neuem Schwung erreichte er den Kaminaus gang — und das Eisengitter, mit dem er abgesperrt war.
    »Verflucht! Bei Moradins Hammer!« fauchte Bruenor. Er drückte sich von der Wand weg und packte mit seinen blutenden Fingern die Gitterstangen. Sie verbogen sich unter seinem Gewicht, gaben aber nicht nach.
    »Wulfgar könnte das zerbrechen«, murmelte Bruenor, dessen Bewußtsein vor Erschöpfung fast getrübt war. »Leih mir deine Kraft, mein großer Freund!« rief er in die Dunkelheit hinaus, während er am Gitter zog und zerrte.
    Hunderte von Meilen entfernt, gefangen in Alpträumen von seinem toten Mentor Bruenor, warf sich Wulfgar in seiner Koje auf der Seekobold unruhig hin und her. Vielleicht kam in diesem verzweifelten Augenblick der Geist des jungen Barbaren Bruenor zur Hilfe, aber es war wohl eher die unnachgiebige Dickköpfigkeit des Zwerges, die stärker war als das Eisen. Eine Gitterstange bog sich so tief nach unten, daß sie sich aus der Steinwand löste, und Bruenor hatte sie bald entfernt.
    Bruenor, der mit einer Hand am Gitter hing, ließ die Stange nach unten in die Leere fallen. Mit einem gehässigen Lächeln wünschte er sich, daß gerade in diesem Augenblick ein Duergarschuft unten am Kamin stand, die tote Spinne untersuchte und auf der Suche nach Gründen nach oben schaute.
    Bruenor zog sich halb durch die kleine Öffnung, aber er hatte nicht mehr die Kraft, auch seine Hüften und den Gürtel hochzuziehen. Völlig erschöpft fand er sich mit seiner Stellung ab, auch wenn seine Beine in einen über dreihundert Meter tiefen Schacht hinabhingen.
    Er legte den Kopf auf die Eisenstangen und verlor das Bewußtsein.

Baldurs Tor
    »Über die Reling! Über die Reling!« kreischte eine Stimme.
    »Schmeißt sie rüber!« stimmte eine andere ein. Die aufgebrachten Matrosen drängten sich dicht heran und schwangen Krummschwerter und Keulen.
    Entreri ließ diesen Tumult gelassen über sich ergehen, während Regis an seiner Seite nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Der Meuchelmörder verstand den plötzlichen Zornesausbruch der Mannschaft nicht, vermutete aber, daß der hinterlistige Halbling dahintersteckte. Er hatte seine Waffen noch nicht gezogen, denn er wußte, daß er jederzeit Dolch und Säbel griffbereit hatte, wenn er sie brauchte, und die Matrosen hatten trotz ihrer großen Töne und Drohungen bisher einen Abstand von drei Metern gewahrt.
    Der Schiffskapitän, ein vierschrötiger Mann mit watschelndem Gang und dichten grauen Bartstoppeln, perlweißen Zähnen und Augen, die zu einem ewigen Schielen erstarrt waren, trat aus seiner Kabine, um den

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