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Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Titel: Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Ich begrüße deinen Versuch — und hoffe, daß du mir weiterhin Aufregung auf dieser langweiligen Reise verschaffst! Aber trotzdem muß ich dich bestrafen. Denn wenn ich es nicht täte, würde ich ja deiner Gaunerei den Wagemut und folglich die Aufregung nehmen.«
    Er erhob sich vom Stuhl und ging um den Tisch herum. Regis unterdrückte einen Schrei und schloß die Augen. Er wußte, daß es kein Entkommen gab.
    Das letzte, was er sah, war der juwelenbesetzte Dolch, den der Meuchelmörder langsam in der Hand drehte.
    * * *
    Am nächsten Nachmittag erreichten sie den Fluß Chionthar und bewegten sich ruckartig gegen die Strömung, während eine starke Brise die Segel blähte. Bei Einbruch der Dunkelheit wurden am östlichen Horizont Teile von Baldurs Tor sichtbar, und als die letzten Spuren des Tageslichts am Himmel verschwanden, wurden sie von den Lichtern des großen Hafens geleitet. Aber die Stadt verbot nach Sonnenuntergang den Zugang zu den Anlegestellen, und daher ankerte das Schiff eine halbe Meile vor dem Hafen.
    In dieser Nacht konnte Regis keinen Schlaf finden und hörte, daß Entreri in der Nacht plötzlich wach wurde. Der Halbling schloß die Augen und zwang sich zu gleichmäßigen, langsamen Atemzügen. Er hatte keine Ahnung, was Entreri beabsichtigte, aber was auch immer der Meuchelmörder vorhatte, Regis wollte nicht den geringsten Verdacht erregen, wach zu sein.
    Entreri verschwendete keinen zweiten Gedanken an ihn. Lautlos wie eine Katze — lautlos wie der Tod — stahl sich der Meuchelmörder durch die Kabinentür davon. Die Mannschaft bestand aus fünfundzwanzig Männern, aber nach dem langen Arbeitstag und angesichts der Gewißheit, daß Baldurs Tor sie beim ersten Licht der Dämmerung erwartete, würden wohl nur vier Wache halten.
    Der Meuchelmörder schlich sich durch den Schlafraum der Mannschaft und folgte dem Licht einer einsamen Kerze am Heck des Schiffes. In der Kombüse bereitet der Koch in einem Kessel das Frühstück vor. Wie immer sang er bei der Arbeit und schenkte seiner Umgebung keine Aufmerksamkeit. Aber selbst wenn er still und wachsam gewesen wäre, hätte er die leisen Schritte hinter sich wohl nicht gehört.
    Er starb mit dem Gesicht in der Suppe.
    Entreri ging in den Schlafraum zurück, wo bald darauf zwanzig weitere Männer völlig geräuschlos starben. Dann schlich er hinauf aufs Deck.
    In dieser Nacht hing der Mond voll am Himmel, aber selbst der Splitter eines Schattens hätte dem geübten Meuchelmörder genügt, und zudem kannte er die Gewohnheiten der Schiffswa chen. Er hatte viele Nächte damit verbracht, die Bewegungen der Beobachtungsposten zu studieren, um immer auf das Schlimmste vorbereitet zu sein. Er bestimmte den richtigen Zeitpunkt anhand der Schritte der zwei Wächter auf Deck und kletterte mit dem juwelenbesetzten Dolch zwischen den Zähnen lautlos den Hauptmast hoch.
    Dank seiner gut trainierten Muskeln sprang er mühelos in den Ausguck.
    Zwei waren noch übrig.
    Wieder auf Deck, ging Entreri ruhig und offen zur Reling. »Ein Schiff!« rief er und zeigte in die Dunkelheit. »Da kommt ein Schiff auf uns zu!«
    Automatisch eilten die zwei Wächter an Entreris Seite und mühten sich ab, die Gefahr in der Dunkelheit ebenfalls zu erkennen — bis das Aufblitzen des Dolches sie über die Täuschung aufklärte.
    Jetzt war nur noch der Kapitän am Leben.
    Entreri hätte ohne weiteres das Schloß an dessen Kabinentür öffnen und den Mann im Schlaf töten können, aber er wollte einen dramatischeren Abschluß für seine Arbeit. Er wollte, daß der Kapitän den Untergang voll und ganz erkannte, von dem sein Schiff in dieser Nacht heimgesucht worden war. Entreri ging zu einer Tür, die auf das Deck hinausführte, und nahm sein Werkzeug und ein Stück dünne Schnur heraus.
    Einige Minuten später war er in seiner Kabine und weckte Regis. »Ein Mucks, und ich schneide dir die Zunge ab«, warnte er den Halbling.
    Regis begriff auf einmal, was geschehen war. Wenn die Mannschaft in Baldurs Tor angekommen wäre, hätte sie zweifellos Gerüchte über den unfehlbaren Mörder und seinen ›kranken‹ Freund verbreitet und Entreri so die Weiterfahrt gen Süden vereitelt.
    So etwas durfte der Meuchelmörder auf keinen Fall zulassen, und Regis konnte später nicht anders, als sich für das Gemetzel in dieser Nacht verantwortlich zu fühlen.
    Hilflos schlich er neben Entreri durch den Schlafraum. Ihm fiel auf, daß keiner schnarchte und daß es auch in der Kombüse still war.

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