Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein
schrie Deudermont. Enterhaken flogen durch die Luft und sicherten den Halt der Seekobold zusätzlich, und Planken wurden hinübergeworfen und festgemacht.
Wulfgar rappelte sich auf und holte sich Aegisfang von seinem Rücken. Drizzt zog seine Krummsäbel, hielt sich jedoch noch zurück und suchte das Deck des feindlichen Schiffes ab. Er fand schnell einen Mann, der zwar nicht wie ein Zauberer gekleidet war, aber offenbar keine Waffen trug.
Der Mann vollführte seltsame Bewegungen, als wäre er mit einem Zauber beschäftigt, und verräterischer magischer Sprühregen bestäubte die Luft um ihn herum.
Doch Drizzt war schneller als er. Mit Hilfe seiner angeborenen Fähigkeiten zauberte er um die Gestalt des Mannes herum harmlose purpurrote Flammen. Der Körper des Zauberers war nicht mehr zu sehen, als Drizzts Unsichtbarkeitszauber wirkte.
Aber der purpurrote Umriß blieb bestehen.
»Der Zauberer, Wulfgar!« rief Drizzt.
Der Barbar rannte zur Reling, ließ seine Blicke über das Piratenschiff schweifen und erspähte schnell den magischen Umriß.
Der Zauberer erkannte seine Notlage und suchte hinter einigen Fässern Deckung.
Wulfgar zögerte nicht. Er ließ Aegisfang auf sein Ziel los. Der mächtige Kriegshammer schlug durch die Fässer, ließ Holz hochfliegen und Wasser aufspritzen und fand sein Ziel auch hinter ihnen.
Der Hammer warf den gebrochenen Körper des Zauberers — der immer noch nur als ein Umriß von Drizzts Feenfeuer zu erkennen war — durch die Luft und schleuderte ihn über die Reling des Piratenschiffes.
Befriedigt nickten sich Drizzt und Wulfgar grimmig zu.
Deudermont legte sich ungläubig eine Hand über die Augen.
Vielleicht hatten sie wirklich eine Chance.
* * *
Die Piraten auf den beiden Schiffen, die noch weiter entfernt waren, hielten in ihren Bewegungen inne und machten sich Gedanken über den fliegenden Streitwagen. Als Bruenor um das Heck des Schiffes mit dem Katapult schwenkte, spannte Catti-brie Taulmarils Bogensehne.
»Denk an deine Freunde«, ermahnte Bruenor die Zaudernde. Nur einige Wochen zuvor hatte Catti-brie einen Menschen in Notwehr töten müssen, und diese Tat hatte sie noch nicht verkraftet. Da sie von oben an das Schiff heranrückten, konnte sie ihre todbringenden Pfeile wie Regen auf die ungeschützten Kerle niedergehen lassen.
Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und zielte auf einen Seemann, der mit offenem Mund hochschaute und sich nicht einmal bewußt war, daß er bald sterben würde.
Es gab aber auch noch eine andere Möglichkeit.
Aus den Augenwinkeln erspähte Catti-brie ein besseres Ziel.
Sie schwenkte ihren Bogen zum Achterdeck des Schiffes und schoß einen silbernen Pfeil ab. Er landete im Hebelarm des Katapults. Das Holz splitterte, und die magische Energie des Pfeils brannte ein schwarzes Loch hinein, als er den Arm durchbohrte.
»Und jetzt werdet ihr meine Flammen kennenlernen!« schrie Bruenor und lenkte den Streitwagen nach unten. Der wilde Zwerg führte seine feurigen Pferde direkt durch das Großsegel und ließ von dem nur noch zerrissene Fetzen zurück.
Auch Catti-bries Ziel war hervorragend: Immer wieder schwirrten die silbernen Pfeile in das Katapult hinein. Als der Streitwagen ein zweites Mal vorbeischoß, versuchten die Schützen, eine brennende Pechkugel auf ihn abzufeuern, aber der Holzarm am Katapult war schon zu sehr beschädigt und hatte nicht mehr genügend Kraft. Die Pechkugel flog nur einige müde Meter weit.
Und landete auf dem Deck des eigenen Schiffes!
»Noch einmal!« knurrte Bruenor, der über die Schulter auf das Feuer schaute, das jetzt am Mast und auf Deck prasselte.
Aber Catti-bries Augen waren nach vorne gerichtet, dorthin, wo die Seekobold gerade in ein anderes Schiff gekracht war und das zweite Piratenschiff sich bald dem Kampf anschließen würde. »Keine Zeit!« rief sie. »Sie brauchen uns weiter vorne!«
Stahl klirrte, als die Männer von der Seekobold m it den Piraten aneinandergerieten. Ein Pirat, der gesehen hatte, wie Wulfgar den Kriegshammer geworfen hatte, sprang auf die Seeko bold und den unbewaffneten Barbaren zu, da er glaubte, eine leichte Beute vorzufinden. Mit erhobenem Schwert stürzte er auf ihn los.
Wulfgar wich dem Schlag mühelos aus, packte den Piraten am Handgelenk und griff ihm mit der anderen Hand in den Schritt. Er änderte leicht die Richtung seines Angreifers, ohne dessen Schwung zu unterbrechen, hob ihn in die Luft und schleuderte ihn über die Reling der Seekobold. Zwei andere
Weitere Kostenlose Bücher