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Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Titel: Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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alptraumhaften Ort bleiben sollte.
    »Binde es los!« befahl der Gefängniswärter, und Regis erkannte an dessen Ton, daß Ungehorsam mit unaussprechlichen Qualen verbunden war. Er löste das Seil von seinem Bauch.
    »Schlaf gut!« Der Gefängniswärter lachte und zog das Seil hoch, bis der Halbling es nicht mehr zu fassen bekam. Der maskierte Mann löschte alle Fackeln und verließ mit Entreri den Raum. Die Eisentür fiel zu. Jetzt war Regis in der Dunkelheit mit acht hungrigen Wildkatzen allein.
    Die Wände zwischen den Zellen der Katzen waren stabil und verhinderten, daß sich die Tiere gegenseitig verletzten, aber die mittlere Zelle war mit weit auseinanderstehenden Gitterstäben versehen — weit genug für eine Katze, ihre Pfoten hineinzuschieben. Und diese Folterkammer war kreisförmig angelegt und bot leichten Zugang von allen acht Zellen aus.
    Regis wagte nicht, sich zu bewegen. Das Seil hatte ihn direkt in die Mitte der Zelle befördert, auf die einzige Stelle, an der er nicht in Reichweite von einer der Katzen war. Er sah in ihre Augen, die im düsteren Licht bösartig funkelten. Er hörte das Kratzen ihrer scharrenden Krallen und spürte sogar einen Lufthauch, wenn eine von ihnen ein Bein zwischen die Stäbe quetschte und einen Hieb in seiner Nähe austeilte.
    Und jedesmal, wenn neben ihm eine Riesenpfote auf dem Boden aufschlug, mußte Regis aufpassen, nicht instinktiv zurückzuweichen — weil dort eine andere Katze lauerte.
    Fünf Minuten dehnten sich hier, als wären sie eine Stunde, und Regis erschauderte bei dem Gedanken, wie viele Tage Pook ihn hier festhalten wollte. Vielleicht sollte er es einfach hinter sich bringen, dachte Regis, ein Gedanke, den schon viele vor ihm gehabt hatten, die hierhergebracht worden waren.
    Doch bei dem Anblick der Katzen verbannte der Halbling diese Gedanken ganz schnell wieder. Auch wenn er sich davon überzeugen konnte, daß ein schneller Tod im Rachen eines Tigers besser war als das Schicksal, das ihm zweifellos bevorstand, hätte er niemals den Mut gefunden, dieses Vorhaben durchzuführen. Er war ein Überlebenskünstler — das war er schon immer gewesen —, und dieser unbeugsame Zug seines Charakters siegte schließlich selbst hier. Daher sträubte er sich, aufzugeben, gleichgültig, wie düster die Zukunft aussah.
    Jetzt stand er ganz still da wie eine Statue und versuchte bewußt, sein Denken mit Erinnerungen an seine Vergangenheit zu beschäftigen, an die vergangenen Jahre, die er außerhalb von Calimhafen verbracht hatte. Viele Abenteuer hatte er auf seinen Reisen erlebt, und schon viele Gefahren hatte er dabei heil überstanden. Regis spielte diese Schlachten und Fluchten immer wieder durch und versuchte, die bloße Aufregung, die er empfunden hatte, einzufangen — lebhafte Gedanken, die ihm helfen sollten, wach zu bleiben.
    Denn wenn er von Erschöpfung überwältigt wurde und zu Boden fiel, konnte er zu dicht an die Katzen gelangen.
    Schon mancher Gefangener war mit den Füßen in die Klauen einer Katze geraten, zu den Gitterstäben gezerrt und dort zerrissen worden.
    Und selbst jene, die die Neun Zellen überlebt hatten, vergaßen niemals diese heißhungrigen Blicke aus acht glänzenden Augenpaaren.

Tanzende Schlangen
    Das Glück stand der beschädigten Seekobold und dem eroberten Piratenschiff bei, denn die See blieb ruhig, und der Wind wehte sanft, aber beständig. Trotzdem war die Reise um die Halbinsel Tethyr ermüdend und viel zu langsam für die vier nervösen Freunde, denn jedesmal, wenn die beiden Schiffe wieder gut voranzukommen schienen, trat bestimmt bei einem von ihnen ein neues Problem auf.
    Südlich von Tethyr führte Deudermont die Schiffe durch die Stromschnellen, eine breite Wasserstraße, die dafür bekannt war, daß die Handelsschiffe hier wie in einem Wettrennen vor den Piraten auf der Flucht waren. Doch Deudermont und seine Mannschaft wurden nicht weiter von Piraten belästigt, und Pinochets drittes Schiff tauchte nicht mehr auf.
    »Unsere Reise nähert sich dem Ende«, teilte Deudermont den vier Freunden mit, als am frühen Morgen des dritten Tages die hohe Küstenlinie der Purpurhügel in Sicht kam. »Wo die Hügel enden, beginnen die Vereinigten Emirate von Calimshan.«
    Drizzt beugte sich über die Reling und sah in das blaßblaue Wasser des südlichen Meeres. Wieder einmal fragte er sich, ob sie Regis rechtzeitig erreichen würden.
    »Weiter landeinwärts gibt es eine Kolonie deines Volkes«, sagte Deudermont zu ihm und lenkte

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