Die vergessenen Welten 06 - Der ewige Traum
zwischen dem Meuchelmörder und Drizzt von Anfang an mit Entsetzen mitverfolgt und die ganze Zeit geahnt, dass sie in ein Duell geraten würden, aus dem nur ein Überlebender herausgehen konnte. Und die ganze Zeit über hatte sich der Halbling um seinen Elfenfreund gesorgt.
Bei dem Gedanken, dass Entreri tot sein könnte, sah Pascha Pook den Kampf aus einem ganz neuen Blickwinkel. Auf einmal brauchte er Rassiter und seine Männer doch wieder. Auf einmal hatte das Gemetzel, das er im Tarosring beobachtete, für ihn direkte Auswirkungen auf die Macht seiner Gilde.
Er sprang auf und ging zu dem verruchten Gerät hinüber. »Wir müssen dem Ganzen ein Ende bereiten«, knurrte er LaValle an. »Schick sie zu einem finsteren Ort!«
Der Zauberer grinste niederträchtig und holte ein großes, ledergebundenes Buch aus seinem Zimmer. Er schlug es an einer gekennzeichneten Stelle auf, stellte sich vor den Tarosring und begann einen unheilvollen Zauber zu singen.
* * *
Bruenor verließ als erster den Raum und machte sich auf die Suche nach einem Weg, der ihm aller Wahrscheinlichkeit nach zu Regis und zu weiteren Werratten, die er niedermachen konnte, führen würde. Er stürmte in einen kurzen Korridor und stieß eine Tür auf, fand dort jedoch keine Werratten, sondern nur zwei sehr überraschte menschliche Diebe. Bruenor, der in seinem von vielen Schlachten abgehärteten Herzen doch noch ein wenig Erbarmen spürte — immerhin war er ja der Eindringling —, hielt seine zuckende Axthand zurück und schlug die zwei Gauner mit dem Schild zu Boden. Dann stürmte er wieder in den Korridor hinaus und traf dort seine Freunde.
»Pass rechts von dir auf!« rief Catti-brie, die weiter vorne bei Wulfgar hinter einem Wandteppich eine Bewegung wahrgenommen hatte. Der Barbar riss den schweren Teppich mit einem Ruck herunter. Zum Vorschein kam ein winziger Mann, der kaum größer war als ein Halbling und bereits zum Sprung geduckt dastand. Entlarvt wie er war, verlor der kleine Dieb schnell den Mut, einen Kampf zu führen, und zuckte nur entschuldigend mit den Schultern, als Wulfgar ihm seinen winzigen Dolch aus der Hand schlug.
Der Barbar packte den kleinen Mann am Genick und hob ihn hoch, bis ihre Nasen auf gleicher Höhe waren. »Was bist du denn für einer?« knurrte er. »Mensch oder Ratte?«
»Keine Ratte!« kreischte der verängstigte Dieb. Er spuckte auf den Boden, um seinen Standpunkt zu betonen. »Keine Ratte!«
»Kennst du Regis?« herrschte Wulfgar ihn an. »Weißt du was von dem?«
Der Dieb nickte eifrig.
»Und wo kann ich ihn finden?« brüllte Wulfgar, und bei seinem Bellen wich dem Dieb das Blut aus dem Gesicht.
»Oben!« quietschte der kleine Mann. »In Pooks Räumen. Ganz oben.« Der Dieb, dem es nur noch ums Überleben ging und der nichts anderes wollte, als von diesem Barbaren wegzukommen, fuhr mit einer Hand an einen verborgenen Dolch hinten an seinem Gürtel.
Das war eine schlechte Entscheidung.
Drizzt entlarvte die Absicht des Diebes vor Wulfgar, indem er mit einem Krummsäbel auf dessen Arm schlug.
Wulfgar benutzte den kleinen Mann, um die nächste Tür zu öffnen.
Wieder war die Jagd in vollem Gange. Werratten huschten in und aus den Schatten neben den vier Gefährten, aber nur noch wenige blieben stehen, um sich mit ihnen einzulassen. Wenn ihnen eine doch noch in den Weg geriet, war es eher Zufall als Absicht!
Weitere Türen zerbrachen, und weitere Räume leerten sich, und einige Minuten später kam eine Treppe in Sicht. Sie war breit und mit schweren Teppichen ausgelegt und hatte ein reichverziertes Geländer aus glänzendem Hartholz. Es konnte sich nur um den Aufgang zu Pascha Pooks Gemächern handeln.
Bruenor stieß einen Triumphschrei aus und stürmte weiter. Wulfgar und Catti-brie folgten ihm eifrig. Nur Drizzt zögerte und sah sich plötzlich voller Angst um.
Dunkelelfen waren von Natur aus magische Wesen, und Drizzt nahm plötzlich ein seltsames, gefährliches Prickeln wahr und spürte einen Zauber, der auf ihn gerichtet war. Er sah, wie die Wände und der Boden um ihn herum plötzlich schwankten, als wären sie auf einmal weniger greifbar.
Dann verstand er. Er hatte zuvor als Gefährte von Guenhwyvar, seiner magischen Katze, die Ebenen bereist, und er wusste auf einmal, dass jemand oder etwas ihn von der Materiellen Ebene wegzog. Er sah zu Bruenor und den anderen hinüber, die jetzt gleichermaßen verwirrt waren.
»Haltet euch an den Händen fest!« schrie der Dunkelelf und eilte zu
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