Die vergessenen Welten 06 - Der ewige Traum
kreischten ausgelassen über das unerwartete Auftauchen dieser schmackhaften Leckerbissen. Die vier Freunde, die allen Gefahren in ihrer Welt getrotzt hatten, verloren hier allen Mut.
»Die Neun Höllen?« flüsterte Catti-brie. Sie sprach leise, da sie Angst hatte, unzählige Ungeheuer, die sich in den ewigen Schatten sammelten, aus ihrer vorübergehenden Untätigkeit aufzuschrecken.
»Hades«, vermutete Drizzt, der sich mit den bekannten Ebenen besser auskannte. »Das Reich des Chaos.« Obwohl er direkt neben seinen Freunden stand, hörten sich seine Worte wie zuvor auch bei Catti-brie an, als kämen sie aus weiter Ferne.
Bruenor wollte etwas erwidern, aber ihm versagte die Stimme, als er Catti-brie und Wulfgar ansah, die für ihn wie eigene Kinder waren. Hier war er außerstande, ihnen zu helfen.
Wulfgar sah Drizzt fragend an. »Wie können wir hier entkommen?« bestürmte er ihn frei heraus. »Gibt es eine Tür? Ein Fenster zurück zu unserer Welt?«
Drizzt schüttelte den Kopf. Er wünschte, sie beruhigen zu können, damit sie den Mut angesichts der Gefahr nicht sinken ließen. Aber diesmal hatte der Dunkelelf keine Antworten für sie. Er sah keine Möglichkeit, keine Hoffnung, dieser Hölle zu entkommen.
Eine Kreatur, die einem Hund glich, aber Fledermausflügel und ein groteskes menschenähnliches Gesicht hatte, machte einen Sturzflug auf Wulfgar zu und hielt bereits eine ihrer schmutzigen Klauen in die Höhe seiner Schulter.
»Lass dich fallen!« rief Catti-brie Wulfgar in letzter Sekunde zu. Der Barbar folgte unverzüglich ihrem Rufe. Er fiel aufs Gesicht, und die Kreatur verfehlte ihr Ziel. Sie zog eine Schleife, hing für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft, während sie eine scharfe Wendung ausführte, und kam voller Hunger auf lebendes Fleisch zurück.
Doch jetzt war Catti-brie auf sie vorbereitet, und als sie sich der Gruppe näherte, schoss sie einen Pfeil ab. Träge flog er auf das Monster zu und zog einen mattgrauen nicht den üblichen silbernen Streifen hinter sich her. Trotzdem schlug der magische Pfeil mit seiner gewohnten Kraft ein und brannte ein schlimmes Loch in das Hundefell, worauf das Monster Schwierigkeiten in seinem Flug bekam. Es geriet direkt über ihnen ins Schleudern und versuchte, sich wieder in die richtige Lage zu bringen. Bruenor schlug mit seiner Axt zu, und es fiel spiralförmig in die Finsternis unter ihnen.
Die Freunde konnten sich über diesen kleinen Sieg kaum freuen. Unzählige von diesen Bestien huschten von allen Seiten in ihr Sichtfeld und wieder hinaus, und viele von ihnen waren zehnmal größer als die Kreatur, die Bruenor und Catti-brie niedergemacht hatten.
»Hier können wir nicht bleiben«, murmelte Bruenor. »Wohin sollen wir bloß gehen, Elf?«
Drizzt wäre auch damit einverstanden gewesen, dort zu bleiben, wo sie waren, aber er wusste, dass es für seine Freunde beruhigender war und ihnen zumindest das Gefühl vermittelte, etwas gegen ihre Notlage zu unternehmen, wenn sie weitergingen. Nur der Dunkelelf begriff wirklich das ganze Ausmaß des Entsetzens, dem sie gegenüberstanden. Nur Drizzt wusste, dass die Situation unverändert bleiben würde, egal, welche Richtung sie auf dieser finsteren Ebene einschlagen würden. Es gab kein Entrinnen.
»Hier entlang«, sagte er, nachdem er einen Augenblick so getan hatte, als hätte er nachgedacht. »Wenn es ein Tor gibt, dann muss es in dieser Richtung liegen.« Aber nachdem er auf der schmalen Brücke einen Schritt gemacht hatte, hielt er abrupt inne, als der Rauch sich vor ihm hob und senkte und wirbelte.
Und dann stand er vor ihm.
Die große, schlanke Gestalt war menschlich, aber er hatte einen knollenförmigen, froschgleichen Kopf und lange, dreifingrige Hände mit Krallen. Sogar noch größer als Wulfgar, ragte er über Drizzt empor. »Chaos, Dunkelelf?« lispelte er mit einer kehligen, seltsamen Stimme. »Hades?«
Blaues Licht leuchtete eifrig in Drizzts Hand auf, und seine andere Klinge, die mit Eismagie geschmiedet worden war, stürzte sich fast auf das Monster.
»Du irrst dich, jawohl!« krächzte die Kreatur.
Bruenor stellte sich neben Drizzt. »Verschwinde, Dämon!« knurrte er.
»Das ist kein Dämon!« widersprach Drizzt, der die Anspielung der Kreatur verstand und sich an einige der vielen Lektionen erinnerte, die er während seiner Jahre in der Stadt der Dunkelelfen über die Ebenen gelernt hatte. »Das ist ein Gereliß.«
Bruenor sah neugierig zu ihm hoch.
»Und das ist nicht
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