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Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Titel: Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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lauert, kann einen nur zu einfach von einem anderen Felsbrocken ablenken, hinter dem sich wirklich ein Feind verbirgt. Sich einem Tagtraum zu überlassen, bedeutet, seine Wachsamkeit schleifen zu lassen. Sorglosigkeit jedoch bedeutet im Unterreich den Tod.
    Dies wurde für mich die schwierigste Veränderung in der Sichtweise, als ich wieder in jene lichtlosen Tunnel zurückkehrte. Ich mußte erneut zu jenem urtümlichen Jäger werden, mußte jeden Moment dadurch überleben, daß ich ständig jene instinktive Wachsamkeit aufrechterhielt, die ein Zustand nervöser Energie ist, bei der meine Muskeln stets angespannt sind, immer bereit, sofort loszuspringen. Bei jedem Schritt des Weges war die Gegenwart alles, was zählte, die ständige Suche nach möglichen Verstecken möglicher Feinde. Ich konnte es mir nicht leisten, mir jene Feinde nur auszumalen. Ich mußte auf sie warten und nach ihnen Ausschau halten, immer bereit, auf jede Bewegung zu reagieren.
    Es gibt keine Schatten im Unterreich. Denn sie läßt der Vorstellungskraft keinen Raum. Es ist ein Ort der ständigen Wachsamkeit, aber nicht dafür, sich lebendig zu fühlen; ein Ort, der keinen Raum für Hoffnungen und Träume hat.
    Drizzt Do'Urden

Der Hunger der Göttin
    Berater Firble aus Blingdenstone genoß gewöhnlich die Reisen, die ihn aus der Stadt der Tiefengnomen herausführten. Doch nicht an diesem Tag.
    Der Gnom stand in einer kleinen Kammer, aber ihre Abmessungen erschienen ihm riesig, denn er fühlte sich äußerst verwundbar. Er trat mit seinen harten Stiefeln gegen die Felsbrocken auf dem ansonsten glatten Fußboden, spielte hinter seinem Rücken mit seinen stummeligen Fingern und fuhr sich immer wieder mit der Hand über seinen fast kahlen Kopf, um die Schweißperlen abzuwischen.
    Ein Dutzend Tunnel führten in diese Kammer, und Firble zog etwas Beruhigung aus dem Wissen, daß vierzig SvirfnebliKrieger bereitstanden, um ihm zu Hilfe zu eilen. Darunter waren noch dazu mehrere Schamanen mit verzauberten Steinen, mit denen die riesenhaften Erdelementarwesen von ihrer Existenzebene hierherbeschworen werden konnten. Firble kannte die Drow aus Menzoberranzan, das fünfundvierzig Meilen östlich von Blingdenstone lag, jedoch besser als jeder andere aus seinem Volk, und so erlaubte ihm auch die Anwesenheit seiner bewaffneten Eskorte nicht, daß er sich entspannen konnte. Der Berater wußte nur zu gut, daß ihm alle Gnomen und die ganze Magie von Blingdenstone wohl nichts nutzen würden, wenn die Drow ihm hier einen Hinterhalt gelegt hatten.
    Ein vertrautes Klacken drang aus dem Tunnel, der ihm direkt gegenüberlag, herüber, und einen Augenblick später stolzierte Jarlaxle herein, der ungewöhnliche Drowsöldner, der seinen breitkrempigen Hut mit einer riesigen Diatryma Feder geschmückt hatte und dessen Weste so knapp war, daß man die Muskelstränge sehen konnte, die über seinen Bauch liefen. Er kam auf den Gnomen zu und ließ seinen Blick ein paarmal umherschweifen, um die Situation in sich aufzunehmen. Dann machte er eine tiefe Verbeugung, bei der sein Hut in der
    ausgestreckten Hand über den Boden strich.
    »Ich grüße Euch!« sagte Jarlaxle herzlich, als er sich wieder aufrichtete, wobei er den Arm so anwinkelte, daß der Hut gegen seinen Ellbogen stieß. Ein kurzes Zucken des Armes, und der Hut wirbelte einmal herum und landete perfekt auf dem kahlgeschorenen Kopf des eleganten Söldners.
    »Ihr seid heute ungemein guter Stimmung«, bemerkte Firble.
    »Und warum auch nicht?« fragte der Drow. »Es ist ein weiterer fabelhafter Tag im Unterreich! Ein Tag, den man genießen sollte.«
    Firble war davon zwar nicht sosehr überzeugt, aber wie immer war er verblüfft darüber, wie gut der ränkeschmiedende Drow die Sprache der Svirfnebli beherrschte. Jarlaxle sprach sie ebenso flüssig wie jeder Tiefengnom aus Blingdenstone, wenn er auch den Satzbau verwendete, der für die Drow typisch war, statt der umgekehrten Wortreihung, die von den Gnomen bevorzugt wurde.
    »Viele Minenexpeditionen der Svirfnebli sind überfallen worden«, sagte Firble, und sein Tonfall war fast anklagend. »Svirfnebli-Expeditionen, die westlich von Blingdenstone unterwegs waren.«
    Jarlaxle lächelte zurückhaltend und breitete seine Hände weit aus. »Ched Nasad?« fragte er unschuldig und bezog sich damit auf die eine Stadt der Drow.
    »Menzoberranzan!« behauptete Firble. Ched Nasad war viele Wochenreisen entfernt. »Einer der Dunkelelfen trug das Abzeichen eines Hauses von

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