Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne
Menzoberranzan.«
»Sicherlich eine Bande von Abtrünnigen«, wandte Jarlaxle ein. »Junge Kämpfer, die ihr Mütchen kühlen wollen.«
Firbles dünne Lippen verschwanden fast in der finsteren Grimasse, die er jetzt zog. Jarlaxle wußte genausogut wie er, daß die Überfälle nicht einfach auf das Konto von halbstarken Rüpeln gingen. Die Angriffe waren sorgfältig geplant und perfekt ausgeführt worden, und viele Svirfnebli waren dabei gefallen.
»Was soll ich sagen?« fragte Jarlaxle unschuldig. »Ich bin nur ein Spielstein in den Geschehnissen um mich herum.«
Firble schnaubte.
»Ich danke Euch für Euer Vertrauen in meine Position«, sagte der Söldner, ohne sich beirren zu lassen. »Aber wirklich, mein lieber Firble, wir haben das alles doch schon erörtert! Dieses Mal sind mir die Ereignisse wirklich aus den Händen genommen worden.«
»Welche Ereignisse?« wollte Firble wissen. Jarlaxle und er hatten sich in den letzten beiden Monaten bereits zweimal getroffen und genau diesen Punkt diskutiert, denn die Aktivitäten der Drow in der Nähe der Stadt der Svirfnebli hatten sich dramatisch verstärkt. Bei jedem dieser Treffen hatte Jarlaxle verschmitzt Andeutungen über irgendwelche großen Ereignisse gemacht, ohne Firble aber jemals wirklich etwas darüber zu sagen.
»Müssen wir wieder über dasselbe alte Thema diskutieren?« fragte der Söldner müde. »Wirklich, mein lieber Firble, ich bin es leid, Eure...«
»Wir haben einen Drow gefangengenommen«, unterbrach ihn Firble und kreuzte seine kurzen, aber stämmigen Arme über der Brust, als sei er der Meinung, daß diese Nachricht einiges Gewicht haben sollte.
Jarlaxles Gesicht nahm einen ungläubigen Ausdruck an, und er breitete die Arme aus, als wolle fragen: »Und?«
»Wir glauben, daß dieser Drow aus Menzoberranzan stammt«, fuhr Firble fort.
»Ist es eine Frau?« fragte Jarlaxle, der annahm, daß der Gnom mit dieser Information, die er anscheinend für äußerst wichtig hielt, eine Hohepriesterin meinte. Der Söldner hatte nichts darüber gehört, daß eine Hohepriesterin verschwunden war (abgesehen natürlich von Jerlys Horlbar, und die war ja nicht wirklich verschwunden).
»Ein Mann«, erwiderte Firble, und wieder drückte seine Miene Zweifel aus.
»Dann richtet ihn hin«, meinte der praktische Jarlaxle.
Firble verschränkte die Arme fester über seiner Brust und begann mit seinem Fuß ungeduldig auf den Boden zu tappen.
»Wirklich, Firble, glaubt Ihr, daß ein gefangener Drow für Euch ein Druckmittel sein könnte?« fragte der Söldner. »Erwartet Ihr, daß ich nach Menzoberranzan zurückeile und um das Leben dieses einen Mannes bettele? Glaubt Ihr gar, daß die herrschende Oberin Mutter befehlen könnte, um seinetwillen alle Aktivitäten in dieser Gegend zu beenden?«
»Dann gesteht Ihr also ein, daß es Aktivitäten in diesem Gebiet gibt, die sie billigt!« erwiderte der Svirfnebli und deutete mit dem Finger in Jarlaxles Richtung. Er war überzeugt, daß er den Söldner bei einer Lüge erwischt hatte.
»Ich habe nie behauptet, daß es so ist«, stellte Jarlaxle klar. »Ich versuche nur aufzuzeigen, was die Reaktion unserer Stadt auf Euer Vorhaben sein könnte, wenn Eure Unterstellung zutreffen würde.«
»Ihr wißt aber auch nicht, was ich vorhabe, Jarlaxle«, erklärte Firble. Es wurde dem Söldner jedoch klar, daß der Gnom durch sein kühles Verhalten immer aufgebrachter wurde. So war es immer. Firble traf sich mit dem Drow nur, wenn eine Situation für Blingdenstone kritisch war, und oft hatten ihn diese Treffen viele Juwelen oder andere Schätze gekostet.
»Dann nennt also Euren Preis«, sagte der Gnom.
»Meinen Preis?«
»Meine Stadt ist gefährdet«, sagte Firble scharf. »Und Jarlaxle kennt den Grund dafür!«
Der Söldner gab darauf keine Antwort. Er lächelte nur und lehnte sich zurück.
»Jarlaxle kennt auch den Namen des Drow, den wir gefangen haben«, fuhr der Gnom fort und versuchte jetzt seinerseits, trickreich zu sein. Daraufhin verriet der Söldner das erste Mal, wenn auch nur kurz, sein Interesse.
Firble hatte das Gespräch eigentlich nicht so weit kommen lassen wollen. Er hatte nicht vor, die Identität seines »Gefangenen« zu offenbaren. Drizzt Do'Urden war schließlich ein Freund des Höchstgeehrten Höhlenvaters Belwar Dissengulp. Drizzt hatte sich niemals als Feind von Blingdenstone erwiesen, sondern den Svirfnebli sogar vor Jahren, als er das erste Mal in die Stadt gekommen war, sehr geholfen. Und allen
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