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Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Titel: Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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gegen ihr Gesicht.
    Nichts geschah.
    Während sie sie fest andrückte, dachte sie an Drizzt und stellte sich vor, wie sie selbst mit der ebenholzfarbenen Haut und den fein geschnittenen Zügen eines Drows aussehen würde.
    Beißendes Prickeln aus Magie drang in jede Pore ihres Gesichts. Einen Moment später nahm sie die Hand vom Gesicht, und die Maske blieb von allein haften. Catti-brie blinzelte mehrmals, denn in dem magischen Sternenlicht, das ihr das Katzenauge zeigte, schimmerte ihre Hand in einem perfekten Schwarz, während ihre Finger schlanker und zarter waren, als sie sie in Erinnerung hatte.
    Wie einfach es gewesen war!
    Catti-brie hätte gern einen Spiegel gehabt, um die Verkleidung überprüfen zu können, aber im Innersten wußte sie, daß alles perfekt war. Sie dachte daran, wie perfekt Entreri Regis nachgeahmt hatte, als er nach Mithril-Halle gekommen war, bis hin zur Ausrüstung des Halblings. Bei diesem Gedanken blickte die junge Frau auf ihre eigene, recht heruntergekommene Kleidung. Sie dachte an Drizzts Erzählungen über sein Heimatland, an die Berichte über die überwältigenden und erzbösen Hohepriesterinnen von Lloth.
    Catti-bries abgetragene Reisekleidung war zu einer reichbesetzten Robe geworden, die in Purpur und Schwarz erstrahlte. Ihre Stiefel waren jetzt schwarz, mit Spitzen, die sich elegant nach oben wölbten. Ihre Waffen hingegen waren dieselben geblieben, und Catti-brie fand, daß Entreris juwelenbesetzter Dolch am besten zu dieser Ausstattung paßte.
    Erneut dachte die junge Frau über jene üble Klinge nach. Ein Teil von ihr verlangte, daß sie die Waffe in den Schlamm warf, sie irgendwo vergrub, wo sie niemals jemand finden würde. Sie legte sogar bereits ihre Finger um den Griff.
    Aber sie ließ den Dolch sofort wieder los, faßte einen Entschluß und strich ihre Drowrobe glatt. Die Klinge hatte ihr geholfen. Ohne sie wäre sie jetzt verkrüppelt und verloren gewesen, wenn nicht sogar tot. Es war eine Waffe, genau wie ihr Bogen, und wenn sie auch zu empfindlich für seine brutalen Kräfte war, so beschloß sie dennoch in diesem Moment, den Dolch zu akzeptieren. Sie trug ihn immer selbstverständlicher, während die Tage zu einer Woche wurden und dann zu zweien.
    Dies war das Unterreich, wo nur das Wilde überlebte.

TEIL 3
Schatten
    Es gibt keine Schatten im Unterreich.
    Erst nach Jahren auf der Oberfläche habe ich die Bedeutung verstanden, die in dieser so unscheinbaren Tatsache verborgen liegt, die Bedeutung des Gegensatzes von Licht und Dunkelheit. Es gibt keine Schatten im Unterreich, keine Gebiete des Geheimnisvollen, in die nur die Vorstellungskraft einzudringen vermag.
    Was für eine wundervolle Sache doch ein Schatten ist! Ich habe meine eigene Silhouette unter mir langgehen sehen, wenn die Sonne hoch über mir stand; ich habe ein Eichhörnchen gesehen, das bei niedrig stehendem Licht die Größe eines Bären anzunehmen schien und seinen bedrohlichen Umriß weit über den Boden ausdehnte. Ich bin im Zwielicht durch die Wälder gegangen, wobei mein Blick einmal auf jene helleren Gebiete traf, die die letzten Strahlen des Tageslichts auffingen und sich allmählich vom Laubgrün zum Grau wandelten, und fand dann wieder jene dunklen Flecken, in die nur meine Vorstellungskraft eindringen konnte. Würde dort ein Ungeheuer lauern? Ein Ork oder ein Goblin? Oder verhüllte jene Düsternis einen verborgenen Schatz, vielleicht ein wunderbares magisches Schwert oder auch nur einen verlassenen Fuchsbau?
    Wenn ich im Zwielicht durch die Wälder schreite, begleitet mich meine Vorstellungskraft, schärft meine Sinne und öffnet meinen Verstand für unendliche Möglichkeiten. Aber im Untereich gibt es keine Schatten, und dort ist kein Raum für phantasievolle Einbildungen. Alles ist dort im Griff einer ständigen, brütenden, raubtierhaften Hast und einer sehr realen, immerwährenden Gefahr. Immer und überall.
    Sich einen lauernden Feind oder einen verborgenen Schatz auszumalen, ist eine angenehme Übung, ein künstlich heraufbeschworener Zustand der Wachsamkeit und des bewußten Lebens. Aber wenn jener Feind nur allzuoft wirklich vorhanden und nicht nur eingebildet ist, wenn jeder Vorsprung im Fels und jedes mögliche Versteck zu einem Quell ängstlicher Anspannung wird, dann macht das Spiel keinen Spaß mehr.
    Wenn man die Gänge des Unterreiches durchschreitet, darf man sich nicht von seiner Einbildungskraft leiten lassen. Sich einen Feind vorzustellen, der hinter einem Stein

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