Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter
zusammen – mit Ausnahme von Regis, der jeden Schlummer, der weniger als zehn Stunden dauerte, für zu kurz hielt – und redeten und lächelten weiter. Drizzt und Catti-brie erzählten jedoch nichts Neues über ihre Abenteuer der letzten Wochen, und Bruenor drängte sie auch nicht, da er seinem lieben Freund und seiner Tochter vertraute.
Zumindest für eine kurze Weile schien die ganze Welt strahlend schön und ohne Sorgen zu sein.
Wann auch immer
Drizzt lehnte sich im Schatten auf der glatten, abgeschrägten Seite eines Felsblocks zurück, kreuzte die Hände hinter dem Kopf, schloß die Augen und genoß den ungewöhnlich warmen Tag – selbst im Spätsommer wurde es im Eiswindtal nur selten so warm.
Obgleich er weit vom Eingang zu den Zwergenminen entfernt war, sorgte sich Drizzt nicht um seinen Mangel an Wachsamkeit, denn Guenhwyvar lag in seiner Nähe, und sie war immer aufmerksam. Der Drow war gerade am Einschlafen, als der Panther die Ohren anlegte und ein leises Knurren ausstieß.
Drizzt setzte sich auf, aber dann beruhigte sich Guenhwyvar wieder und rollte sich sogar faul auf die Seite, und er wußte, daß es kein Feind sein konnte, der sich näherte. Einen Augenblick später kam Catti-brie auf die beiden zu. Drizzt freute sich, sie zu sehen – er freute sich immer, sie zu sehen –, doch dann bemerkte er ihre sorgenvolle Miene.
Die junge Frau setzte sich neben dem Dunkelelfen auf den Felsblock. »Ich finde, wir müssen es ihnen sagen«, begann sie.
Drizzt verstand genau, wovon sie sprach. Als Drizzt Bruenor von ihren Abenteuern erzählt hatte, war Catti-brie auffallend ruhig geworden. Ihr war unwohl dabei, ihren Vater anzulügen. Das ging Drizzt nicht anders, doch der Drow wußte nicht, was er Bruenor sagen sollte, um die Ereignisse zu erklären, die sie beide wieder in das Tal geführt hatten. Er wollte keine unnötigen Spannungen erzeugen, und soweit er wußte, konnte es noch Jahre oder gar Jahrzehnte dauern, bis Errtu seinen Weg zu ihnen fand.
»Später«, erwiderte er also.
»Warum willst du warten?« fragte Catti-brie.
Drizzt schwieg eine Weile – eine gute Frage. »Wir brauchen mehr Informationen«, erklärte er schließlich. »Wir wissen nicht, ob Errtu vorhat, ins Tal zu kommen, und wir haben keine Ahnung, wann das sein könnte. Unholde messen Zeit anders als wir; für einen von Errtus Rasse ist ein Jahr nicht lang, und auch ein Jahrhundert nicht. Ich sehe keine Notwendigkeit, Bruenor und Regis jetzt schon zu beunruhigen.«
Darüber dachte Catti-brie eine lange Zeit nach. »Wie willst du mehr Informationen erhalten?« fragte sie.
»Stumpet Reißklaue«, erwiderte Drizzt.
»Du kennst sie doch kaum.«
»Aber ich werde sie kennenlernen. Ich weiß genug über sie, über ihre Leistungen im Tal der Hüter und in Menzoberranzan, um auf ihre Macht und ihren Verstand zu vertrauen.«
Catti-brie nickte – nach allem, was sie von Stumpet Reißklaue gehört hatte, war die Priesterin eine exzellente Wahl. Doch etwas anderes störte Catti-brie, etwas, das der Drow angedeutet hatte. Sie seufzte tief und sagte Drizzt, was sie bedrückte.
»Wir haben keine Möglichkeit herauszufinden, wie lange es dauern wird«, gab er zu.
»Dann sollen wir ein Jahr lang Wächter sein?« fragte Catti-brie in recht scharfem Tonfall. »Oder vielleicht hundert Jahre?« Sie sah den schmerzlichen Ausdruck auf seinem Gesicht und bereute ihre Worte, kaum daß sie sie ausgesprochen hatte. Natürlich würde es für Catti-brie schwer werden, während die Monate verstrichen, ruhig auf einen Feind zu warten, der vielleicht niemals kommen würde. Doch wieviel schwerer mußte es für Drizzt sein! Der Drow wartete nicht nur auf Errtu, sondern auch auf seinen Vater, seinen gequälten Vater, und jeder Tag, der verstrich, bedeutete einen weiteren Tag, an dem Zaknafein sich in Errtus Klauen befand.
Die junge Frau senkte den Kopf. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich hätte an deinen Vater denken müssen.«
Drizzt legte ihr die Hand auf die Schulter. »Keine Sorge«, erwiderte er, »ich denke ständig an ihn.«
Catti-brie hob den Kopf, um in die violetten Augen des Drow zu blicken. »Wir werden ihn zurückholen«, versprach sie grimmig, »und Errtu wird für den Schmerz bezahlen, den er deinem Vater zugefügt hat.«
»Ich weiß«, nickte Drizzt. »Aber es besteht keine Notwendigkeit, schon jetzt Alarm zu schlagen. Bruenor und Regis haben bereits genug, um das sie sich kümmern müssen, denn der Winter nähert sich
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