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Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter

Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter

Titel: Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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hatte angenommen, er würde vor mir eintreffen.«
    Drizzt war zum ersten Mal ein wenig beunruhigt. »Wie lange ist das her?«
    Waillan zuckte die Achseln. »Ich bin vor dem letzten Kampf reingekommen«, sagte er.
    Drizzt drehte sich um und lehnte sich gegen die Theke. Er und Catti-brie tauschten diesmal besorgte Blicke aus, denn es waren schon viele Minuten vergangen, seit die letzten beiden Prügeleien stattgefunden hatten. Es gab nicht viel, was den Kapitän zwischen der Meerjungfrau und der Kneipe, von der Waillan gesprochen hatte, interessieren konnte, und sicherlich nichts, das eine so große Verspätung rechtfertigte.
    Drizzt seufzte und trank einen Schluck Wasser. Er blickte zu Robillard hinüber, der jetzt alleine saß, obgleich an einem Tisch in der Nähe, an dem vier Mannschaftsmitglieder der Seekobold hockten, noch Plätze frei waren. Drizzt machte sich keine allzu großen Sorgen. Vielleicht hatte Deudermont irgendeine Angelegenheit vergessen, die er noch erledigen mußte, oder er hatte es sich einfach anders überlegt und wollte an diesem Abend doch nicht mehr in die Meerjungfrau kommen. Aber dennoch, die Hafenstraße von Tiefwasser war ein gefährlicher Ort, und der sechste Sinn des DrowWaldläufers, sein Kriegerinstinkt, riet ihm, auf der Hut zu sein.

    * * *

    Deudermont war praktisch besinnungslos und wußte nicht, wie lange er zusammengeschlagen wurde. Er lag jetzt auf dem kalten Boden, soviel wußte er. Das Ding, was immer es auch war, hatte seine eigene Gestalt angenommen, inklusive Kleidung und Waffen, und saß jetzt auf seinem Rücken. Der körperliche Schmerz war nicht mehr so heftig, aber viel schlimmer als die Prügel war, daß der Kapitän spürte, wie die Kreatur in seinen Geist eindrang, seine Gedanken durchforschte und Wissen erwarb, das er zweifellos gegen seine Freunde verwenden würde.
    Du wirst gut schmecken, hörte Deudermont in seinen Gedanken. Besser als der alte Scaramundi.
    Obwohl sich alles ganz und gar unwirklich anfühlte, spürte Deudermont, wie sich ihm der Magen umdrehte. Er glaubte in jener entlegenen Ecke seines Bewußtseins zu wissen, was für ein Monster ihn heimgesucht hatte. Doppelgänger waren nicht sehr verbreitet in den Reichen, aber die wenigen, die bekannt geworden waren, hatten genug Unheil und Zerstörung angerichtet, um der gesamten fremdartigen Rasse einen schlimmen Ruf zu verleihen.
    Deudermont spürte, wie er vom Boden hochgehoben wurde. Der Griff der Kreatur war so stark, daß der Kapitän sich vorkam, als sei er völlig gewichtslos und schwebe einfach auf seinen Füßen. Er wurde herumgedreht, so daß er das Ding ansah, daß er sich selbst ansah, und erwartete, jetzt verschlungen zu werden.
    »Noch nicht«, erwiderte die Kreatur auf seine unausgesprochenen Befürchtungen. »Ich brauche deine Gedanken, guter Kapitän Deudermont. Ich muß genug über dich und dein Schiff erfahren, daß ich es vom Hafen von Tiefwasser aus weit nach Westen und in den Süden segeln kann, zu einer Insel, die nur wenige kennen, von der aber viele sprechen.«
    Das Grinsen des Wesens war schwer zu ertragen, und Deudermont wollte gerade etwas erwidern, als der Kopf der Kreatur nach vorn schoß, ihre Stirn gegen sein Gesicht krachen ließ und er bewußtlos wurde. Einige Zeit später – er wußte nicht, wie viele Sekunden vergangen sein mochten – spürte Deudermont abermals den kalten Boden an seiner Wange. Die Hände waren ihm fest auf den Rücken gebunden worden, seine Fußgelenke waren ebenfalls gefesselt, und in seinem Mund steckte ein Knebel. Es gelang ihm, den Kopf weit genug zu drehen, daß er die Kreatur sehen konnte, die immer noch seine Gestalt besaß und sich über ein schweres Eisengitter beugte.
    Deudermont konnte kaum glauben, daß dieses Wesen tatsächlich imstande war, den Deckel zur Kanalisation hochzuheben, ein Metallstück, das fast fünfhundert Pfund wiegen mußte. Die Kreatur lehnte den Deckel ohne große Mühe gegen eine Häuserwand, kam dann zu Deudermont, riß ihn hoch und schleppte ihn zu der Öffnung, in die sie ihn einfach hineinfallen ließ.
    Der Gestank war schrecklich, schlimmer, als der Kapitän es selbst von einem Abwasserkanal erwartet hätte, und als es ihm gelang, sich herumzudrehen, so daß er den Kopf aus dem Schlamm heben konnte, verstand er auch den Grund hierfür.
    Scaramundi – es mußte Scaramundi sein – lag neben ihm. Er war blutverkrustet, die Hälfte seines Leibes war weggerissen, aufgefressen von dem Ungeheuer. Deudermont zuckte

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