Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
anzutreffen.«
»Wir sind hier, um dich zu treffen«, antwortete Bruenor.
»Nun, kehrt um«, sagte Baeltimazifas in der Verkleidung als Cadderly dramatisch, genau wie Jarlaxle ihn instruiert hatte. »Ich werde euch wirklich aufs Herzlichste empfangen, wenn ihr in der Schwebenden Seele ankommt, doch jetzt führt euer Weg in eine andere Richtung, denn ein Freund von euch ist in großer Not.« »Wulfgar«, hauchte Catti-brie, und die anderen dachten dasselbe.
Cadderly nickte. »Er versuchte, euren Spuren zu folgen, wie es scheint, und ist zu einem kleinen Dorf östlich von Baldurs Tor gekommen. Die Strömung des Flusses wird euch rasch dorthin tragen.« »Welches Dorf?«, fragte Bumpo.
Der Doppelgänger zuckte mit den Achseln, da er keinen Namen kannte. »Vier Gebäude hinter einem schroffen Ufer und ein paar Bäumen. Ich weiß den Namen nicht.«
»Das muss Yogerville sein«, behauptete Donat, und Bumpo nickte zustimmend.
»Ich bringe euch da in einem Tag hin«, sagte der Kapitän zu Drizzt. Der Drow sah Cadderly fragend an.
»Ich würde einen Tag des Gebets brauchen, um einen solchen Transportzauber vorzubereiten«, erklärte der falsche Priester. »Und selbst dann könnte ich nur einen von euch mitnehmen.«
In diesem Augenblick stöhnte Regis auf und lenkte die Aufmerksamkeit aller auf sich. Zum Erstaunen und der höchsten Freude der Gefährten setzte sich der Halbling auf. Er sah bereits viel besser aus und konnte sogar schon die Finger der Hand seines verwundeten Armes bewegen.
Neben ihm lächelte Rai'gy in der unbequemen Hülle eines Menschen und dankte der Herrin Lloth im Stillen dafür, dass sie so verständnisvoll gewesen war.
»Er ist bereits wieder reisefähig«, erklärte der Doppelgänger. »Jetzt los mit euch. Euer Freund ist in großer Not. Es scheint, dass seine Hitzigkeit die Bauern verärgert hat, und dass sie ihn gefangen genommen haben und hängen wollen. Ihr habt Zeit, ihn zu retten, denn sie werden nichts unternehmen, bevor ihr Anführer zurück ist, doch ihr müsst sofort los.«
Drizzt nickte und beugte sich dann hinab, um seinen Beutel von dem Gürtel des Halblings zu lösen. »Werdet ihr mit uns kommen?«, fragte er, während Catti-brie, Bruenor, Regis und die Zwerge bereits eifrig damit begannen, das Boot zur Abfahrt bereitzumachen. Drizzt und Cadderlys Begleiter gingen von Bord und traten zu dem Priester. »Nein«, erwiderte der Doppelgänger in einer perfekten Kopie von Cadderlys Stimme, die ihm, ebenso wie die meisten Einzelheiten über den Priester, von dem Teufelchen beigebracht worden war. »Ihr werdet mich nicht brauchen, und ich habe andere, wichtige Angelegenheiten zu erledigen.«
Drizzt nickte und reichte ihm den Beutel. »Sei vorsichtig damit«, warnte er. »Es hat die Fähigkeit, sich Verbündete zu rufen.«
»Ich werde innerhalb von wenigen Minuten wieder in der Schwebenden Seele sein«, erwiderte der Doppelgänger.
Drizzt stutzte über den seltsamen Kommentar – hatte Cadderly nicht gerade behauptet, dass er einen Tag brauchte, um einen Transportzauber zu wirken?
»Wort des Rückrufs«, warf Rai'gy schnell ein, als er die Verwunderung bemerkte. »Zurück zur Schwebenden Seele wird es uns bringen, doch zu einem anderen Ort nicht.«
»Komm schon, Elf!«, rief Bruenor. »Mein Junge wartet auf uns.«
»Geh«, sagte Cadderly zu Drizzt, nahm den Beutel und legte mit derselben Bewegung dem Elfen die Hand auf die Schulter, um ihn zum Boot umzudrehen und sanft darauf zuzuschieben. »Geh sofort. Ihr dürft keine Sekunde verlieren.«
Noch immer läuteten lautlose Alarmglocken in Drizzts Verstand, doch er hatte keine Zeit, innezuhalten und über sie nachzudenken. Die Gründler glitt bereits wieder auf den Fluss hinaus, und die vier Besatzungsmitglieder mühten sich damit ab, sie zu wenden. Mit einem gewandten Satz sprang Drizzt zu ihnen und drehte sich wieder zu Cadderly um, der ihnen lächelnd nachwinkte, während sein Begleiter bereits mit einem Zaubergesang begonnen hatte. Bevor das Fahrzeug sich noch weit entfernt hatte, sahen die Freunde, wie die beiden Priester sich im Wind verflüchtigten.
»Warum hat der verflixte Narr nicht wenigstens einen von uns zu meinem Jungen gebracht?«, fragte Bruenor.
»Ja, warum nicht?«, erwiderte Drizzt und starrte grübelnd zu dem leeren Ufer zurück. Er grübelte lange.
Früh am nächsten Morgen stieß die Gründler ein paar hundert Meter vor Yogerville ans Ufer, und die vier Freunde, unter ihnen auch Regis, dem es bereits viel
Weitere Kostenlose Bücher