Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
schrecklich alleine.
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Sie fanden ihren Weg mit ebenso viel Raten wie Fährtenlesen, denn obgleich Catti-brie im Dunkeln sehen konnte, war ihre Nachtsicht nicht mit der von Drizzt zu vergleichen, und selbst der erfahrene Fährtensucher Bruenor war Guenhwyvars Jagdfähigkeiten unterlegen. Doch als sie das Brüllen des Panthers hörten, das von den Felsen um sie herum widerhallte, wussten sie, dass sie gut geraten hatten. Sie rannten los, wobei Bruenors schnelle Schritte mit den langen, eleganten Sätzen von Catti-brie mithalten konnten. Regis bemühte sich gar nicht erst, zu den beiden aufzuschließen, er versuchte nicht einmal, demselben Weg zu folgen. Während Bruenor und Catti-brie direkt in die Richtung des Gebrülls losstürmten, bog Regis nach Norden ab und folgte einem leichteren Pfad, der recht steil anstieg. Der Halbling war nicht sehr erpicht darauf, in einen Kampf zu geraten, geschweige denn in einen gegen Riesen, aber er wollte wirklich helfen. Vielleicht fand er einen höhergelegenen Punkt, von dem aus er seinen Freunden die Richtung weisen konnte. Möglicherweise konnte er von dort aus sicherer Entfernung Steine auf die Riesen schleudern (und er war ein ziemlich guter Schütze). Vielleicht war da ja … Ein Baum, dachte der Halbling ein wenig geistesabwesend, als er um eine Biegung rannte und gegen einen harten Stamm stieß. Nein, kein Stamm, erkannte Regis. Baumstämme trugen keine Stiefel.
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Zwei Riesen standen auf, um nach Guenhwyvar zu suchen; zwei Riesen bemerkten das plötzliche Auftauchen des heranspringenden Dunkelelfen. Drizzt berechnete seinen Sprung perfekt und führte ihn auch ebenso aus, so dass er im vollständigen Gleichgewicht auf dem Rand des Felsplateaus landete. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass zwei Gegner auf ihn warteten. Er hatte darauf gezählt, dass Wulfgars Wurf einen von ihnen ausgeschaltet hatte oder ihn zumindest lange genug ablenkte, dass der Drow eine gute Kampfposition einnehmen konnte.
Rasch improvisierend, griff der Drow auf seine angeborenen, magischen Kräfte zurück – obgleich von diesen nur noch wenige übrig waren, nachdem er so lange Jahre auf der Oberfläche verbracht hatte – und erzeugte eine Kugel undurchdringlicher Dunkelheit. Er ließ sie an der Rückwand erscheinen, etwa zehn Fuß über dem Boden, so dass sie den Giganten die Sicht nahm. Da der Radius der Kugel Drizzts Größe entsprach, blieben ihre Unterschenkel für den Dunkelelfen weiterhin sichtbar. Er stürmte hart und schnell vor, rutschte auf den Knien an seine Feinde heran und schlug wild mit seinen Krummsäbeln Blaues Licht und Eistod, der gerade erst seinen Namen erhalten hatte, zu.
Die Riesen traten und stampften herum, bückten sich tief herab und hieben hektisch mit ihren Keulen um sich. Es war gut möglich, dass sie sich gegenseitig ebenso trafen wie den Drow, aber ein Riese konnte einen harten Schlag von der Keule eines anderen Riesen einstecken. Drizzt konnte das nicht.
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Verdammter Errtu! Wieviele Torturen hatte er erlitten? Wie viele Angriffe auf seinen Körper und seine Seele? Er spürte wieder, wie sich Bizmatecs Zangen um seinen Hals schlossen, er fühlte den dumpfen Schmerz schwerer Schläge, als Errtu auf ihn eindrosch, während er im Schmutz lag, und dann das scharfe Stechen des Feuers, als der Dämon ihn in die lodernden Flammen zerrte, die seine grausige Gestalt stets umhüllten. Und er fühlte die Berührung, zart und lockend, des Succubus, der vielleicht der schlimmste Folterer von allen gewesen war.
Und jetzt brauchte ihn sein Freund. Wulfgar wusste es, hörte die Geräusche des tobenden Kampfes. Er hätte die Schlacht mit einem Wurf von Aegisfang eröffnen sollen, er hätte die Riesen aus dem Gleichgewicht bringen und vielleicht sogar einen von ihnen ausschalten müssen.
Er wusste dies und wollte dem Freund verzweifelt helfen, und doch sahen seine Augen nicht den Kampf zwischen Drizzt und den Riesen. Sie blickten erneut in das Wabern von Errtus Kerker.
»Sei verdammt!«, schrie der Barbar, und er errichtete eine Mauer reinsten, rotglühenden Hasses, mit der er versuchte, die Visionen durch puren Zorn zu blockieren.
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Es war bei weitem der größte Riese, den Regis jemals gesehen hatte, mindestens zwanzig Fuß hoch und so breit wie manche der Häuser, in denen Regis einst gelebt hatte. Regis blickte seinen neuen Streitkolben an, seinen lächerlich kleinen Streitkolben, und bezweifelte, ob er dem Riesen damit auch nur eine Beule
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