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Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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an den Umfang der Basadoni-Gilde und begriff, wie sehr er im Nachteil war.

    * * *

    Sie hatten beobachtet, wie jene, die ihn töten wollten, die Taverne betraten. Sie hatten gesehen, wie er durch das Fenster gehechtet und in den Schatten verschwunden war. Mit Augen, die denen der Basadoni-Soldaten weit überlegen waren, hatten sie gesehen, wie er sich an die Wand gepresst hatte, und im Stillen seinem Trick applaudiert. Und jetzt sahen sie mit einer gewissen Erleichterung und beifälligem Nicken über die weise Wahl ihres Anführers zu, wie er aus der Gasse trat. Und selbst er, Artemis Entreri, der Meuchelmörder aller Meuchelmörder, hatte nicht die geringste Ahnung, dass sie hier waren.

Unerwartete und unbefriedigende Vergeltung
    Wulfgar wanderte rasch und ohne auf Schwierigkeiten zu stoßen durch die Vorberge des Grats der Welt und hoffte von Herzen, dass ihn irgendein Ungeheuer finden und angreifen würde, damit er die verzehrende Wut abreagieren konnte, die in ihm tobte. Er fand mehrfach Spuren und folgte ihnen, doch er war kein Waldläufer. Obwohl er gut in dem rauen Klima überleben konnte, waren seine Fähigkeiten als Fährtenleser bei weitem nicht so gut wie die seines Drow-Freundes.
    Und das galt ebenso für seinen Richtungssinn. Als er am nächsten Tag über einen Kamm kam, stellte er überrascht fest, dass er direkt diagonal über die Kante des Gebirgszugs marschiert war, denn von seinem hochgelegenen Blickpunkt ausgehend schien sich das gesamte Südland vor ihm auszubreiten. Wulfgar schaute zu den Bergen zurück und dachte, dass er dort mit Sicherheit eine bessere Chance auf einen Kampf haben würde, doch sein Blick schweifte unvermeidlicherweise wieder zu den offenen Feldern, den dunklen Waldflächen und den langen Straßen ins Unbekannte. Er verspürte ein Zerren in seinem Herzen, ein Verlangen nach der Ferne und offenen Weiten, das Bedürfnis, die Grenzen seines eingeengten Lebens im Eiswindtal zu sprengen. Vielleicht würde er dort draußen neue Erfahrungen machen, die es ihm erlaubten, all die durcheinanderwirbelnden Bilder zu vergessen, die in seinem Inneren tobten. Vielleicht konnte er fern der alltäglichen, vertrauten Routine Abstand zu den Erinnerungen an den grauenhaften Abgrund finden.
    Wulfgar nickte sich selbst zu und stieg den Südhang hinunter. Ein paar Stunden später fand er eine neue Fährte – höchstwahrscheinlich von Orks –, folgte ihr diesmal jedoch nicht. Als die Sonne im Westen hinter dem Horizont verschwand, hatte er die Berge hinter sich gelassen. Er blieb stehen und betrachtete den Sonnenuntergang. Große orangene und rote Flammen sammelten sich inmitten von dunklen Wolken und erfüllten den westlichen Himmel mit strahlenden, gestreiften Mustern. Wo die Wolken aufbrachen, blinkte gelegentlich ein heller Stern durch das blasse Blau. Er verharrte an seinem Platz, während alle Farben verblassten, während die Dunkelheit über die Felder und den Himmel kroch und zerfaserte Wolken hoch über ihm dahintrieben. Sterne begannen zu blinken. Dies war der Moment seines Neuanfangs, entschied Wulfgar. Dies war der Moment der Wiedergeburt, ein sauberer Beginn für einen Mann, der alleine in der Welt war, einen Mann, der entschlossen war, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren statt auf die Vergangenheit, und der die Zukunft einfach auf sich zukommen lassen wollte. Er entfernte sich weiter von den Bergen und lagerte unter den ausladenden Zweigen einer Fichte. Trotz aller Entschlossenheit wurde er von seinen Alpträumen heimgesucht.
    Dennoch waren Wulfgars Schritte am nächsten Tag lang und bestimmt. Er folgte dem Wind oder dem Flug eines Vogels oder auch dem Ufer eines rasch fließenden Baches und legte dabei Meile um Meile zurück.
    Er fand reichlich Wild und genügend Beeren. An jedem der folgenden Tage hatte er das Gefühl, dass seine Schritte weniger durch seine Vergangenheit angekettet waren, und in jeder Nacht schienen die schrecklichen Träume ihn weniger aufwühlen zu können.
    Doch dann kam er eines Tages zu einem seltsamen Totem, einem niedrigen Pfahl, der im Boden steckte und dessen oberes Ende zu der Gestalt eines Pegasus geschnitzt war, des geflügelten Pferdes, und plötzlich fühlte sich Wulfgar von einer ganz besonderen Erinnerung eingeholt. Es war ein Ereignis, das vor vielen Jahren geschehen war, als er mit Drizzt, Bruenor und Regis unterwegs gewesen war, um Mithril-Halle, die angestammte Heimstatt des Zwergen, zu suchen. Ein Teil von ihm wollte sich von dem Totem

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