Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
die Basadonis. Keine hat mehr Mittel, und ich kann dir versichern, dass all diese Mittel gegen Artemis Entreri angewendet werden.«
»Und vielleicht auch gegen LaValle?«, erwiderte Entreri grinsend. »Dafür, dass er mit einem gejagten Mann gesprochen hat?«
LaValle antwortete auf die rhetorische Frage nur, indem er weiterhin Artemis Entreri ernst anschaute, den Mann, dessen bloße Anwesenheit in seinem Raum in dieser Nacht seinen Untergang bedeuten konnte.
»Erzähle ihnen alles, wonach sie dich fragen«, wies ihn Entreri an. »Und zwar ehrlich. Versuche nicht, sie um meinetwillen zu täuschen. Erzähle ihnen, dass ich ungebeten zu dir kam, um mit dir zu sprechen, und dass ich trotz ihrer Bemühungen keine Wunden davongetragen habe.« »Du willst sie derart reizen?«
Entreri zuckte mit den Achseln. »Macht das einen Unterschied?«
Darauf hatte LaValle keine Antwort, und so bewegte sich der Meuchelmörder mit einer Verbeugung zum Fenster. Er entschärfte eine Falle mit einer einfachen Handbewegung, schlüpfte zwischen den anderen geschickt hindurch auf die Außenseite und ließ sich lautlos auf die Straße hinabfallen.
Er wagte es, in dieser Nacht beim Kupfernen Einsatz vorbeizuschauen, doch nur schnell und ohne wirklich zu versuchen, das Haus zu betreten. Er machte sich jedoch den Türstehern bemerkbar. Zu seiner Überraschung kam Dwahvel Tiggerwillies aus einer Geheimtür der Seitenwand, als er die Gasse eine kurze Strecke entlanggeschritten war, um mit ihm zu sprechen.
»Ein Kampfmagier«, warnte sie. »Merle Pariso. Mit einem Ruf, wie ihn kein anderer in Calimhafen hat. Fürchte ihn, Artemis Entreri. Flieh vor ihm. Verlasse die Stadt und ganz Calimshan.« Und damit schlüpfte sie durch einen weiteren, kaum sichtbaren Spalt in der Mauer und war fort.
Der Ernst ihrer Worte und ihres Tonfalls waren dem Meuchelmörder nicht entgangen. Der bloße Umstand, dass Dwahvel zu ihm herausgekommen war, wodurch sie nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren hatte – wie konnte er ihr den Gefallen denn zurückzahlen, wenn er wirklich ihrem Rat folgte und das Land verließ? –, ließ ihn vermuten, dass man sie angewiesen hatte, ihn zu informieren, oder zumindest, dass dieser Kampfmagier kein Geheimnis aus seiner Jagd machte.
Also war der Zauberer vielleicht ein wenig überheblich, sagte er sich, aber auch das verschaffte ihm keine Beruhigung. Ein Kampfmagier! Ein Zauberer, der speziell in der Kunst magischer Kriegsführung ausgebildet war. Überheblich – und das aus gutem Grund. Entreri hatte viele Zauberer bekämpft und getötet, aber dennoch war ihm klar, wie verzweifelt seine Lage im Augenblick war. Ein Zauberer war kein allzu schwieriger Gegner für einen erfahrenen Krieger, solange dieser in der Lage war, das Schlachtfeld zu seinem Vorteil zu präparieren. Auch das war gewöhnlich nicht schwierig, da Zauberer von Natur aus oft zerstreut und unvorbereitet waren. Typischerweise musste ein Zauberer einen Kampf lange voraussehen, gleich zu Beginn eines Tages, um genug Zeit zu haben, angemessene Sprüche vorzubereiten. Zauberer, die von ihren stetigen Forschungen abgelenkt wurden, bereiteten solche Sprüche nur selten vor. Doch wenn ein Zauberer der Jäger und nicht der Gejagte war, würde man ihn nicht unvorbereitet antreffen. Entreri wusste, dass er in Schwierigkeiten war. Er dachte ernsthaft daran, Dwahvels Rat zu befolgen.
Zum ersten Mal, seit er wieder in Calimhafen war, wurde dem Meuchelmörder wirklich bewusst, wie gefährlich es war, keine Verbündeten zu besitzen. Er musste dabei an seine Erfahrungen in
Menzoberranzan denken, wo Unterweltler ohne Verbündete nicht
lange überleben konnten.
Vielleicht war Calimhafen nicht viel anders.
Er machte sich auf den Weg zu seiner neuen Unterkunft, einer leeren Hütte am Ende einer Gasse, blieb aber stehen und überlegte es sich anders. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass der Zauberer, der einen Ruf als Kampfmagier hatte, außerdem auch noch sonderlich in Lokalisierungszaubern bewandert war. Nicht dass dies einen großen Unterschied machte. Es war alles eine Frage von Verbindungen, und Merle Pariso handelte im Auftrag der Basadoni-Gilde. Wenn er Entreri auf magischem Weg aufspüren wollte, würde ihm die Gilde ihre zauberischen Spürnasen zur Verfügung stellen.
Wohin sollte er gehen? Er wollte nicht auf der offenen Straße bleiben, wo ein Zauberer aus großer Entfernung zuschlagen, wo er möglicherweise sogar hoch über ihm schweben und zerstörerische Magie
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